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Kapriziert man sich auf den aktuellen Beifall, dann hat Nachwuchstrompeter Nils Wülker gute Karten für den neuen Lieblingshelden im deutschen Jazz. Sein souveränes, nie überfrachtetes und bewegliches Spiel kommt an.
So auch beim Gastspiel im Nürnberger Jazzstudio. Unangestrengt und leichtgängig scheint der Auftritt. Bestens vorbereitet, die Soli dezent parfümiert mit Melancholie. Denkt man dabei nun spontan an einen weiteren deutschen Strahlemann-Trompeter und seinen Lounge Jazz-Smalltalk: an Till Brönner und sein Chattin‘ with Chet? Weniger. Der Wuelker-Stil bleibt linientreu, flirtet nicht mit Funkrhythmen oder Hip-Hop-Elementen, wenn auch die Arrangements bis jetzt nicht immer halten können, was der erste gute Eindruck verspricht. Zwar macht Wülker mächtig Stimmung und das gelingt ihm auch ohne balladeskes Sinnieren oder schwitziges Gebläse bis zum Abwinken. Das Tempo steigt, die Inbrunst wächst, doch bleibt es nüchtern betrachtet nur das Wiederholungsprinzip, das die – zugegeben umwerfende – hymnische Wirkung stützt. Das genügt vorläufig noch für einen bereits beachtlichen Erfolg: Bereits auf Platz 16 der deutschen Jazzcharts schaffte es „My Game“, so der sprechende Titel des dritten, nach schnellem Sony-Intermezzo nun selbst produzierten Albums. Beim umjubelten Gastspiel im Jazzstudio überzeugte zwar vieles, doch noch nicht alles: Die Verarbeitung glänzte; das allzu griffig und wenig komplex arrangierte Material verlor dadurch allerdings rasch seinen ersten Reiz. Was bleibt, ist Charme, was noch fehlt, ist wohl Methode. An der Seite des improvisationsfreudigen, ideenreichen Saxophonisten Jan von Klewitz, unterfedert von Dietmar Fuhr am Bass und Jens Dohle am Schlagzeug, angespornt von Lars Duppler am Piano und Fender Rhodes hält der hervorragende Jungtrompeter also derzeit fast in jedem Punkt, was man sich über ihn erzählt. Anja Barckhausen |
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