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„Prinzessin des Fado“ wird die portugiesische Sängerin Mariza auch genannt. Seit sie vor drei Jahren von der BBC zum „Best European Artist“ im Bereich Weltmusik gekürt wurde, gilt die 30-Jährige als legitime Erbin der traditionsreichen Liedform. In der Berliner Philharmonie verteidigte sie überzeugend diesen Ruf. Sie zeigte eine eindrucksvolle Bühnenpräsenz, mimische und gestische Ausdrucksvielfalt sowie Stimmintensität bis in die leisesten Nuancen. Nur hatte man leider die Musik mit den Showeffekten eines Popkonzerts garniert, die sich mit der intimen Kunstform des Fado schlecht vertrugen. Marizas Stimme verströmte eine fast männlich wirkende Kraft. Vielleicht trug ihr Vater dazu bei, ein Fado-Liebhaber, der jedoch nur Männerstimmen mochte. So waren diese jahrelang der bestimmende Einfluss auf die künstlerische Entwicklung der jungen Sängerin. In der ehemaligen portugiesischen Kolonie Mosambik geboren, zog Mariza im Alter von drei Jahren mit der Familie nach Lissabon. Dort eröffneten die Eltern eine Taverne, in der bereits die Fünfjährige kleine Auftritte gab. Beim Start der Deutschland-Tournee in Berlin stellte Mariza auch die Lieder ihres neuen Studioalbums „Transparente“ vor. Sie zeigen, dass die Künstlerin unverkennbar in der Tradition des Fado verwurzelt ist, diesen jedoch kreativ weiterentwickelt. Traditionell werden im Fado, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts von afrikanischen Sklaven und portugiesischen Seemännern entwickelt wurde, Gitarre und die mandolinenähnliche Guitarra eingesetzt. Bei Mariza waren zusätzlich interessante Arrangements mit Streichinstrumenten zu hören, beispielsweise das berührende „Duas Lágrimas de Orvalho“ mit Solocello. Auch afrikanische und brasilianische Rhythmen bezog Mariza in ihre Lieder ein. Die abgenutzte Bezeichnung Diva wäre bei dieser Sängerin wohl angemessen, die mit den extravagant kurzen und blondierten Haaren, der langgliedrigen Figur eines Models und vor allem ihrer Ausstrahlung durchaus glamourös wirkt. Charmant plauderte sie auf Englisch und Portugiesisch mit dem Publikum und hatte die kleine, aber enthusiastische Fangemeinde im Nu um den Finger gewickelt. So geriet der Abend heiterer, als man es von den melancholischen Fado-Geschichten um Leidenschaft und Sehnsucht erwartet hätte. Von „Saudade“, der spezifisch portugiesischen Form des Weltschmerzes,
war stellenweise gar nichts zu spüren. Trotzdem war die wiederholte
Animation zum Mitklatschen ein eher überflüssiger Import aus
dem Genre des Popkonzerts. Mehr jedoch störten die unruhigen Lichteffekte
und die Tontechnik, die mit Übersteuerungen und übergroßer
Lautstärke zu viel des Guten tat. Antje Rößler |
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