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Zwei Jahre erst ist es her, da begann mit der nur scheinbar unspektakulären Debütplatte „Glittercard“ die bemerkenswerte Karriere der Sängerin Torun Eriksen. Viel zu ausgeruht und spartanisch klang das, um es unter ein weltweit grassierendes Fräuleinwunder à la Norah Jones einzuordnen. Und es hatte doch damit zu tun.
„Man ist irgendwann das Resultat von dem, was man gehört hat“, gab die damals 27-jährige blonde Norwegerin zu Protokoll. Sie hatte Gospelchöre, Stevie Wonder und später dann die großen Vokalistinnen des Jazz gehört. Sie sang auf ihre Essenz reduzierte Songs, die sie ausnahmslos selbst geschrieben hatte nach dem guten alten Strophe-Refrain-Strophe-Prinzip, dem sie mit samtig schwarzer Soulstimme ihr sehr eigenes Flair aufprägen konnte. Nun steht ihre zweite CD „Prayers & Observations“ in gut sortierten Jazzabteilungen der Kaufhäuser unter den Bestsellern. Sie steht da völlig zurecht und sie gehört da nicht hin, weil sie nicht auf ein Genre festzulegen ist. Sie ist einfach nur gut, fast ohne Wenn und Aber. Man durfte also gespannt sein auf das Konzert in der Dresdner Scheune und das Warten bis in die elfte Stunde der Samstagnacht wurde belohnt, weil es das Phänomen Torun Eriksen erklärte. Ohne allen Schnickschnack steht sie auf der kleinen Bühne, ist zierlicher, als man dachte und füllt in den folgenden zwei Stunden wie selbstverständlich einen gesichtslosen Raum mit der Suggestivkraft ihrer Musik. Rein gar nichts Inszeniertes hatte dieser Auftritt, der eben deswegen so einnehmend geriet. Entertainment geht anders, aber das braucht sie nicht. Die ihr dienende Band ist bestens auf sie eingestellt, weil sie seit Jahren beisammen ist. Bassist Kjetil Dalland ist ein tiefer Melodiker, der mit Schlagzeuger Torstein Lofthus luftig und erdig einen haltbaren Grund gibt, den die Linien von Keyboarder David Wallumrød stützen und umspielen. Saxophonistin und Flötistin Frøydis Grorud gibt ein paar Farben hinzu, die das transparente Gespinst zusätzlich individualisieren. Keine Gitarre, keine Effekte, keine Selbstdarstellungen, selbst wenn jeder auch als Solist zeigen kann, was er drauf hat. Doch darum geht es nicht. Es geht um die Sängerin. „Wir leben in selbstgemachten Träumen“, singt die irgendwann im Titelsong ihrer ersten Platte. Das hat hochkonzentrierte Noblesse, gänzlich unaufgeregtes Understatement und bestechende Sicherheit. Das hat Stil und in Skandinavien eine breite Basis, von wo immer wieder neue Signale vom Rest der Welt gehört werden. Torun Eriksen ist eine der Besten von hoch oben, auch und gerade weil sie vorführt, was man alles nicht braucht. Eine feine Nachtmusik war das, die in imponierender Reduktion ganz bei sich sein konnte, weil sie hinter keinen Moden herhecheln muss, weil sie das Simple ins Delikate verwandeln kann. Songs wie Perlen auf der Schnur, lauter unverhoffte Preziosen, selbstgemachte Träume eben, schwebend und doch über den Tag hinaus haltbar. Sehr zugeneigter Beifall und zwei Zugaben. Ulrich Steinmetzger |
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