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Jazzzeitung
2007/02 ::: seite 13
rezensionen
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Al Tarab – Muscat Oud Festival,
4-CD-Box
Enja 9504 Was verbindet Jazzmusiker und arabische Musiker? Es ist ihre Fähigkeit,
in Gesang, Spiel und Dichtung zu improvisieren und den Zuhörer durch
den puren Ausdruck des gefühlten Augenblicks zu bewegen. „Al
Tarab“ offenbart den Blues und Soul der orientalischen Welt. Das
Muscat Oud Festival demonstriert nicht nur die großen Möglichkeiten
des Instruments, sondern auch den Reichtum der arabischen Musik überhaupt,
die viele musikalische Genres kennt und mehr als 150 Modi (maqamat).
Der Urtyp der europäischen Laute, die im 13. Jahrhundert über
Spanien ins christliche Abendland kam, ist die arabische Ud. Die altüberlieferte
Kurzhalslaute persischen Ursprungs mit geknicktem Hals und bauchigem
Korpus stand ganz im Mittelpunkt des dreitägigen Muscat Arabic Oud
Festival, das Ende 2005 im Sultanat Oman stattfand. Es belegte eindrücklich
die Rolle der Oud als Symbol der arabischen Musik. Da Musiker aus verschiedenen
Ländern vertreten waren, aus Marokko, Ägypten, Syrien und Saudi
Arabien, war ein beachtliches Spektrum verschiedener arabischer Stilprovenienzen
abgedeckt. So gab sich die Oud mal mystisch-verinnerlicht, mal intellektuell,
dann virtuos, voll lyrischer Eleganz oder von exaltierter Dramatik schließlich,
wie sie der syrische Vertreter liebte. Das Festival betonte die Tradition
dadurch, dass es den typischen Tarab-Stil durch Solo-Improvisationen,
feste komponierte Instrumentalgattungen, Vokalgattungen und Begleitung
durch Sinfonieorchester hervorhob. So ging der Tarab, die Keimzelle arabischer
Musik, eine eindrückliche Einheit
mit der Oud ein, eine „zwillingshafte Verbindung“, wie es
im prachtvoll ausgestatteten Begleitbuch der 4-CD-Box heißt, die
das Festival dokumentiert. Der Tarab ist, wie zu erfahren ist, mehr als „Freude
und Trauer erzeugender Gesang“, er dient in erster Linie dem Austausch
von Emotionen zwischen Künstlern und Zuhörern. Das Publikum
ist stets gefordert durch schnelles, kenntnisreiches Reagieren und Agieren
auf Musik durch Zurufe, Mitstöhnen und Mitlachen. Passiver, kontemplativer
Musikgenuss ist nicht gefragt, Interaktion ist wichtig.
Zu hören sind knapp fünf Stunden Oud-Musik, sowohl solo, im
Duo mit Stimme als auch mit Sinfonieorchester, womit die drei Hauptfunktionen
des Instruments beschrieben wären. Versatzstücke der europäischen
Musikgeschichte wie Beethoven oder Wagner-Zitate sowie Relikte spanischer
Folklore klingen an. In Verbindung mit Gesang verschmelzen
Sprachstruktur, Rhythmus, Melodie und Klang zu einer Einheit. Für
westliche Ohren erleichtert die lohnende Lektüre des Begleitbuchs
manches. Neben Komponistenporträts und Werkeinführungen werden
die Unterschiede zwischen arabischer und westlicher Musikkultur erklärt. Reiner Kobe |