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Al Tarab – Muscat Oud Festival,
4-CD-Box Was verbindet Jazzmusiker und arabische Musiker? Es ist ihre Fähigkeit, in Gesang, Spiel und Dichtung zu improvisieren und den Zuhörer durch den puren Ausdruck des gefühlten Augenblicks zu bewegen. „Al Tarab“ offenbart den Blues und Soul der orientalischen Welt. Das Muscat Oud Festival demonstriert nicht nur die großen Möglichkeiten des Instruments, sondern auch den Reichtum der arabischen Musik überhaupt, die viele musikalische Genres kennt und mehr als 150 Modi (maqamat). Der Urtyp der europäischen Laute, die im 13. Jahrhundert über Spanien ins christliche Abendland kam, ist die arabische Ud. Die altüberlieferte Kurzhalslaute persischen Ursprungs mit geknicktem Hals und bauchigem Korpus stand ganz im Mittelpunkt des dreitägigen Muscat Arabic Oud Festival, das Ende 2005 im Sultanat Oman stattfand. Es belegte eindrücklich die Rolle der Oud als Symbol der arabischen Musik. Da Musiker aus verschiedenen Ländern vertreten waren, aus Marokko, Ägypten, Syrien und Saudi Arabien, war ein beachtliches Spektrum verschiedener arabischer Stilprovenienzen abgedeckt. So gab sich die Oud mal mystisch-verinnerlicht, mal intellektuell, dann virtuos, voll lyrischer Eleganz oder von exaltierter Dramatik schließlich, wie sie der syrische Vertreter liebte. Das Festival betonte die Tradition dadurch, dass es den typischen Tarab-Stil durch Solo-Improvisationen, feste komponierte Instrumentalgattungen, Vokalgattungen und Begleitung durch Sinfonieorchester hervorhob. So ging der Tarab, die Keimzelle arabischer Musik, eine eindrückliche Einheit mit der Oud ein, eine „zwillingshafte Verbindung“, wie es im prachtvoll ausgestatteten Begleitbuch der 4-CD-Box heißt, die das Festival dokumentiert. Der Tarab ist, wie zu erfahren ist, mehr als „Freude und Trauer erzeugender Gesang“, er dient in erster Linie dem Austausch von Emotionen zwischen Künstlern und Zuhörern. Das Publikum ist stets gefordert durch schnelles, kenntnisreiches Reagieren und Agieren auf Musik durch Zurufe, Mitstöhnen und Mitlachen. Passiver, kontemplativer Musikgenuss ist nicht gefragt, Interaktion ist wichtig. Zu hören sind knapp fünf Stunden Oud-Musik, sowohl solo, im Duo mit Stimme als auch mit Sinfonieorchester, womit die drei Hauptfunktionen des Instruments beschrieben wären. Versatzstücke der europäischen Musikgeschichte wie Beethoven oder Wagner-Zitate sowie Relikte spanischer Folklore klingen an. In Verbindung mit Gesang verschmelzen Sprachstruktur, Rhythmus, Melodie und Klang zu einer Einheit. Für westliche Ohren erleichtert die lohnende Lektüre des Begleitbuchs manches. Neben Komponistenporträts und Werkeinführungen werden die Unterschiede zwischen arabischer und westlicher Musikkultur erklärt. Reiner Kobe |
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