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Studenten proben die Begegnung mit Koryphäen
Seit Jahresbeginn werden in Dresden sowohl der interpretierende als auch der hörende Nachfolger in neuer Weise geschult. Drei Stundenten der Jazzklasse an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ haben eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die auf Anhieb Erfolg versprach. Für alle Beteiligten. Simon Slowik am Piano, Felix Jacobi am Bass und Demian Kappenstein am Schlagzeug erfüllen sich damit den Wunsch eigener Konzerte. Ihre Idee scheint recht simpel: Auftrittsmöglichkeiten finden, um das Gelernte öffentlich auszuprobieren; Praxiserfahrung ist das Zauberwort! Um hierfür auch genügend Publikum animieren zu können, verfiel das Trio auf eine fast schon geniale Idee: Zu jedem Konzert wird ein bereits namhafterer Künstler eingeladen, um mit dem dann gemeinsam zu musizieren. Der Vorteil hier: Die gestandenen Stars bringen Renommee und das nötige Flair sowie sicherlich auch den einen oder anderen Tipp mit, sie erleben ihre eigenen Stücke jedoch vom Dresdner Studententrio neu arrangiert und können durchaus von der juvenalen Frische profitieren. Zu den ersten Auftaktkonzerten, was lag näher, wurden Kapazitäten von der Hochschule vor Ort eingeladen. Stephan Bormann, virtuoser Jazzgitarrist, Komponist und eben auch Pädagoge, gab funkigen Ton an, fügte sich aber ebenso diszipliniert in die gastgebende Band. Nach wenigen Takten schon schien man warmgespielt, klebte wenig am Notenmaterial und sorgte für flirrende Stimmung. Dass sich neben den eigenen Stücken Bormanns auch Simon Slowik kompositorisch beweisen durfte, lässt zusätzliche Überraschungen dieser Reihe erwarten, die frei nach dem treffenden Wortspiel featuring den Namen Feature-Ring erhielt. Wenn der Einstandserfolg Zeichen setzte, konnte die Fortsetzung von berechtigten Hoffnungen künden. Und obendrein alle Versuche bundesdeutscher Familien-, Gesundheits- und Kulturpolitik in dunkelste Schatten stellen. Die meisten (Polit-) Experimente passen nur selten zusammen. Beim Jazz, der immerhin ja von Improvisation lebt, dann aber mal doch: Esther Kaiser, zu Gast im zweiten Feature-Ring, ist schwanger, daher sollte – freiwillig! – aufs Rauchen im Studentenklub verzichtet werden. Kein einziges Streichholz hat da gebrannt, aber viel Spaß gab es offenbar auch im rauchfreien Ambiente. Dieses Konzert war mithin erfreulich luftig, auch im übertragenen Sinn. Denn Esther Kaiser gilt als Lyrikerin des jüngeren Jazz. Bei den drei Initiatoren traf sie, wenngleich auf Schüler, auf kongeniale Partner. Slowik, Jacobi und Kappenstein begleiteten die Diseuse in zarter Zurücknahme mit klaren, fast durchsichtigen Arrangements. Das ist halt das Originäre dieser Veranstaltungen, dass die Studenten einen schon mehr oder weniger gestandenen Interpreten einladen, um mit ihm – in diesem Fall: ihr – bekanntes Repertoire in neuen Varianten umzusetzen. Wenn dann jeweils noch eine eigene Komposition von Simon Slowik hinzukommt, ist vorhandenes Kreativpotential bestens bewiesen. Mit Esther Kaiser zogen die Feature-Ringer nun einen Querschnitt der beiden bereits sehr gelobten CD-Alben dieser ebenfalls mit einem Lehrauftrag an Dresdens Musikhochschule gebundenen Sängerin. Und in der Tat gelang es, den überwiegend bekannten Titeln derart Eigenes abzugewinnen, dass beinahe von Neuschöpfungen die Rede sein muss. Hits von John Lewis, Thelonious Monk und Wayne Shorter, aber auch von Ástor Piazzolla, Sting und anderen Stars wurden – teils mit eigenen Texten von Kaiser – entfrachtet, angenehm ausgedünnt, fantasievoll durchlüftet. Freilich, dazu gehört Mut, zumal wenn solch grazil temperierter Jazz unter konsequenter Missachtung von geschwätzigen Publikumsteilen vorgetragen werden muss. Die Mehrheit der Besucher war von Kaiser & Co. jedoch höchst fasziniert. Nikotinfrei diszipliniert blieben alle – wenn doch zu jedem Konzert ein schwangerer Star kommen könnte! Doch schon beim nächsten Feature-Ring durfte darauf kaum gehofft werden: Am 22. März war der Kölner Saxofonist Marko Lackner zu Gast. Gut einen Monat danach, am 26. April, kommt der New Yorker „Jazzaholic“ Mack
Goldsbury nach Dresden – ob nun mit oder frei von Nikotin; gewiss
knüpfen auch diese Interpreten an das inzwischen reichlich hoch
gesetzte Niveau der Konzertreihe an. Michael Ernst
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