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Jazzzeitung

2007/02  ::: seite 23

farewell

 

Inhalt 2007/02

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / News / break // kurz, aber wichtig
jazzle gmacht: Die Kopfgeburten des Jazz
no chaser: Der Piano Man (2)
jazzfrauen: Sarah Vaughan
Farewell: Abschied von Alice Coltrane und Leroy Jenkins / Oscar adé!


TITEL

Jazz-Handelszone
Beobachtungen auf der Bremer Jazzmesse


DOSSIER
- Fußwärmer und Knochenschüttler
Die Münchner Dixieland-Bewegung


BERICHTE
/ PREVIEW
Joachim Kühn und Ornette Coleman in der Philharmonie Essen || „Women in Jazz“ im verflixten zweiten Jahr || Zu Besuch bei der 39. Arbeitsphase des BuJazzO


 PORTRAIT / INTERVIEW
Baritonsaxophonist Gerry Mulligan || Holly Cole || Susi Hyldgaard spricht über ihre Band in die neue CD || Pianist Leonid Chizhik || [re:jazz] || DEPART

 JAZZ HEUTE
Feature-Ring
Dresden


 PLAY BACK / MEDIEN

CD.
Das arabische Konzept der Verzückung
CD.
CD-Rezensionen
CD.
Analog - Digital
CD.
Critics Choice
CD. Scheffners Liste
DVD. DVD-Rezensionen
Bücher:
Neue Jazzbücher auf Englisch || Julio Cortazar: Der Verfolger
Noten. Volkmar Kramarz: Die PopFormeln und anderes


 EDUCATION
Ausbildung. Ausbildungsstätten in Deutschland - Fortbildungen, Kurse (pdf) (62 kb)
Abgehört 48. Teil 2: Keith Jarrett und Brad Mehldau improvisieren über „Prism“
Jazz macht artig
Semesterabschlusskonzerte der Hochschule für Musik Köln
Jugend jazzt:
„Jugend jazzt“ kommt nach Halle

Oscar adé!

Vage erinnere ich mich an ein Konzert vor etwa einem Vierteljahrhundert. Durch Zufall landete ich als Milchbart eines Abends im „Allotria“ in der Münchner Türkenstraße. Auf der Bühne saß ein einzelner Musiker, nicht eben groß von Statur, Schnauzbart, eine Kapitänsmütze auf dem Kopf und eine Gitarre unter dem Arm. Er hieß Oscar Klein und erklärte den Blues: Erst eine Stimme auf der Bass-Saite, dann eine zweite, eine dritte und vierte dazu. Und noch Gesang. Vor den erstaunten Augen und Ohren dieses selbst ein wenig musikalisch dilettierenden Knaben war ein musikalisches Wunderwerk entstanden, an dessen verblüffende Wirkung ich mich tausende Konzerte später noch bis heute erinnere.
Vielleicht war genau das Oscar Kleins eigentliche Berufung und wohlmöglich wurde er deshalb von der Presse nie in der Gänze seiner Kunst wahrgenommen. Denn der joviale Entertainer, dieser Trompeter, der klingen konnte wie Cootie Williams, dieser Gitarrist, der mühelos den alten Wes aus der Westentasche zog, dieser Mundharmonika-Spieler und Klarinettist, der lustvoll in Gedanken an den Mississippi pilgerte, schätzte gute Unterhaltung mindestens ebenso wie eine elegante Improvisation.

Oscar Klein. Foto: Hans Harzheim

Bild vergrößernOscar Klein. Foto: Hans Harzheim

Geboren 1930 in Graz, wurde er von seinen Eltern zunächst auf die Baseler Kunstgewerbeschule geschickt, wo er unter anderem die Grundlagen für seinen zweiten Beruf als Grafiker lernte. Während dieser Jugendjahre, die das Ende des Zweiten Weltkriegs und eine Invasion der swingenden Musik erlebten, brachte er sich autodidaktisch zunächst das Gitarre-Spielen bei. Kaum volljährig arbeitete Klein als Kunsterzieher in Florenz, entdeckte für sich das Kornett und lernte sein zweites Instrument. Derart begabt dauerte es nicht lange, bis er auch auf der Bühne mehr und mehr im professionellen Umkreis zu hören war. Seine elegant swingenden Linien und bei Bedarf bluesig growlenden Trompetentöne prägten seit den späten 50ern den Sound der „Fatty George Band“, der „Tremble Kids“, der „Dutch Swing College Band“. Lionel Hampton lud ihn ein in seine Band, ebenso Dexter Gordon oder Earl Hines. Klein wurde zu einer Größe innerhalb des Dixie-, Swing- und New Orleans-Revivals und er ließ es sich nicht nehmen, in Clubs und auf Festivals ebenso gerne zu spielen wie in Schulen oder bei Workshops. So würde er wahrscheinlich, wenn jemand eine Geschichte des deutschen Wirtschaftswunder-Jazz aus der Perspektive der Hörer schriebe, auf den vorderen Rängen der improvisierenden Missionare landen, als ein Original, das zwar die Musik nicht neu erfunden, durch seine Freude, Virtuosität und Überzeugungskraft aber für viele erfahrbar gemacht hat. Am 12. Dezember 2006 starb Oscar Klein im Alter von 76 Jahren überraschend in seiner schwäbischen Wahlheimat Plüdershausen. Der Captain hat den Hut genommen.

Ralf Dombrowski

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