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„Künste im Aufbruch – München in den 50er Jahren” heißt ein Buch von Hans Procher (allitera Verlag/München). Es bietet auf 175 Seiten eine gute Zusammenfassung von vielem, was sich damals künstlerisch in München tat – bis auf den Jazz. Es gibt zwar ein Kapitel über Musik, aber das heißt “Oper und Musica Viva”. Sucht man weiter, so findet sich am Ende des Kapitels “Hochburg des Kabaretts” ein Teilkapitel “Die Gisela, der Jazz und der Swing”. Weiß der Autor nicht, daß der Swing ein Teil des Jazz ist? Von den vier Seiten dieses kleinen Abschnitts sind drei der Gisela gewidmet. Nichts dagegen. Aber jetzt bleiben noch ganze 25 Zeilen für den Jazz übrig und werden ganze drei Namen genannt: Freddie Brocksieper (und das Studio 15), Max Greger und Hugo Strasser. Kein Wort über Bands wie die Occam Street Footwarmers und die Red Hot Brass Band; kein Wort über Musiker wie Erich Hartl, Charly Tabor, Pepsi Auer, Heinz Schellerer, Hermann Otto, Franz “Muggsy” Müller, Bob Biermeier, Dieter Gautsch und Michael Meister; kein Wort über die vielen Lokale, in denen damals Jazz gespielt wurde, allen voran der “Jazzkeller” in der Türkenstraße und die “Tarantel” am Wedekindplatz, wo sogar Stan Getz einige Tage gastierte; kein Wort von den großen Faschingsbällen, auf denen ganz selbstverständlich Jazz gespielt wurde; kein Wort von den großen Jazzkonzerten im Kongreßsaal des Deutschen Museums; kein Wort vom ersten Münchner Jazzfestival, den „Münchner Jazztagen”, die 1959 zum ersten Mal stattfanden ... So gut dieses Buch sonst ist – die Behandlung des Jazz ist blamabel. Joe Viera |
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