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Das schwere Erbe wurde mit zunehmenden Proben leichter. Erstaunt war Marko Lackner, „wie schnell die schwierigen Stücke zu spielen waren“, wie professionell die jungen Musiker mit dem mitgebrachten Material klar kamen. Erstmals stand Lackner dem Bundesjugend-Jazzorchester vor. Seit diesem Jahr wird das seit 1988 bestehende, vom Deutschen Musikrat finanzierte Orchester-Projekt in regelmäßigen, halbjährlichen Wechseln von Gastdirigenten geleitet, nachdem man sich – nicht ohne Dissonanzen – vom langjährigen künstlerischen Leiter Peter Herbolzheimer aus Altersgründen getrennt hat. Wahrhaftig herrschte ein neuer Ton bei der 39. Arbeitsphase der Band, die einmal mehr an der Bundesakademie in Trossingen stattfand. Lackner, seit Anfang des Jahres im Amt, ist schon von seinem Alter her näher dran an der jungen Generation. Zudem war der 34-Jährige 1994 selbst Mitglied im Bujazzo und hat seitdem in verschiedenen Bigbands gespielt. Zudem ist er Professor für Jazz-Bigband, Saxophon und Komposition an der Musikhochschule Karl Maria von Weber in Dresden und versteht auch sein pädagogisches Handwerk glänzend. So wollte er nicht nur erreichen, dass die Band gut klingt, sondern auch dazu beitragen, wie er erklärte, „ein gutes Klima unter den Mitspielern zu erzeugen“. Dass ihm dies nach der zehntägigen Arbeitsphase bei schweißtreibenden Proben gelungen ist, stand beim Abschlusskonzert allen Beteiligten ins Gesicht geschrieben. Ein berührender Moment, als am Schluss die rhythmisch skandierten „Marko Lackner“- Sprechchöre kein Ende nehmen wollten und eine eigenartige Spannung im Saal lag. Gerührt und überrascht, „dass ich ganz gut ankomme“, nahm Lackner, der neue Dirigent, die Ovationen und die überreichte Flasche Wein in Empfang, wohl wissend, dass er nächsten Herbst bei Konzerten auf dem Balkan nicht mehr dabei sein kann. Ein weinendes und ein lachendes Auge fällt also auf die erfreuliche Bilanz der 39. Arbeitsphase des Bujazzo. Sie war recht produktiv, nicht zuletzt dank der neun Dozenten, die Lackner um sich geschart hatte, darunter die bewährten Ingolf Burkhardt, Adrian Mears und Mike Richmond. Zwei waren abgestellt für die große Gesangsgruppe, die ein knappes Dutzend der insgesamt 46 jungen Jazztalente ausmachte. Sie probten und feilten fleißig an und mit den Kompositionen und Arrangements, die Lackner mitgebracht hatte. Schon in seinem das Abschlusskonzert einleitenden Stück „The Promise“ hielt er sein Versprechen des Zusammenhalts. Ein warmer Orchestersound mit scharfen, präzisen Spitzen hielt das Publikum in Atem. Packend dann die Bearbeitung der Richrd-Strauss-Komposition „Don Quixote“, wo ein versierter Solist in Interaktion mit dem Orchester tritt. Lackners musikalische Reminiszenzen an seine Kärntner Heimat geraten alles andere als melodienselig oder weltmusikalisch entrückt. Es sind fein ausdifferenzierte Klänge, die geschickt die Waage halten zwischen kollektivem Sound und solistischer Ausgestaltung. Unter die Bigbandklänge setzten Vokalisten interessante Akzente. Sie behaupteten sich imponierend swingend, mal solistisch, mal im Satz, gegen mächtig auftrumpfende Bläsersätze. Immer mal wieder – dies ist neu beim Bujazzo – sollen von nun an Kompositionen aus der Orchestermitte gespielt werden, wie dies mit Florian Häfners „Windstärke 8“ der Fall war. Abschließend, stand dann doch Herbolzheimers Schatten an der Wand mit einem beschwingten, brasilianischem Arrangement als Zugabe. Reiner Kobe |
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