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Sie sind zu leuchtenden Eckpunkten der Jazz-Publizistik geworden, die „Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung“. Alle zwei Jahre belegen die Bände den gegenwärtigen Stand der Forschung und mithin auch ein Stück Zeitgeist, der die aktuelle Szene umtreibt. Der achte Band der Beiträge erfasst das Thema „improvisieren ...“, wie es auf der letztjährigen vom Darmstädter Jazzinstitut durchgeführten Tagung angegangen wurde. „Zum sich wandelnden Selbstverständnis des Jazz als improviserter Musik“ umreißt einleitend Institutschef Wolfram Knauer das Thema der Tagung. Er erläutert Funktion und Bedeutung von Improvisation, dem zentralen Merkmal des Jazz, in Beispielen aus verschiedenen Epochen. Doch diese improvisierte Musik ist, wie Peter Niklas Wilson abschließend ausführt, bedroht. Vertreter einer jüngeren Generation haben mit ihren radikalen Reduktionen die bis hin zum Abspielen von reinen Sinuswellen führen, den „Paradigmenwechsel in der improvisierten Musik“ eingeleitet. Der Bezug zum Jazz droht verloren zu gehen, da afro-amerikanische Elemente verschwunden sind. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass gerade Wilson es war, der im vergangenen Jahr starb und dessen Andenken dieser Band gewidmet ist, der düstere Wolken am Jazz-Himmel ausmachte. Wilsons Fazit mit offenem Ausgang und seine Beispiele spiegeln die Programmatik des Forums wider. Dass Improvisation schlechthin ein Wesenszug menschlichen Daseins sei, dies wird in den elf unterschiedlich gewichteten Beiträgen deutlich. Ob als aktionistische Handlung, die ihr Pendant in Architektur und Kunst findet, so Thomas Mießgang, als Fähigkeit reversible Standpunkte zu erzeugen, wie Christopher Dell erklärt, oder als sozialkritische Konstante, die Ekkehard Jost ausmacht: Improvisieren findet immer statt. Reiner Kobe |
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