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Norman Granz, der große amerikanische Impressario des Jazz gilt als einer der einflussreichsten Nichtmusiker des Jazz. In den 40er-Jahren hatte er als Angestellter von MGM erste Konzerte in dem „Philharmonic Auditorium“ in Los Angeles organisiert. Daraus entstand später einer der größten Initiativen im Jazz, die Tourneen unter dem Titel „Jazz at the Philharmonic“. Dadurch gelang es ihm nicht nur, den Jazz mit seinen Stars , etwa Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Lester Young, Coleman Hawkins, Buck Clayton, Howard McGhee, J.J. Johnson, Roy Eldridge, Nat King Cole, Lionel Hampton, Count Basie und vor allem Oscar Peterson und Ella Fitzgerald bereits von den 40er- bis zu den 60er-Jahren in den Konzerthäusern in aller Welt zu etablieren, sondern brachte vor das Nachkriegseuropa und vor allem -deutschland nach „tausendjähriger Abstinenz“ in unmittelbare Berührung mit den Stars, die man nur von den damals noch seltenen Langspielplatten her kannte. Granz überließ es nicht dem Zufall, wer und wann eine solche LP aufnehmen konnte, sondern gründete mit zunächst „Clef“, Downhome“ und „Norgran“ und dann „Verwe“ die Labels, auf denen seine „Jazz at the Philharmonic-Stars“ zu hören waren. 1960 verkaufte er „Verwe“ an MGM. Zunächst führte er in den 60er-Jahren die „Jazz at the Philharmonic“ Reihe fort, so auch mit einer von ihm definitiv erklärten letzten USA-Tournee in 1967. Später übersiedelte er in die Schweiz, von wo aus er exklusiv für Oscar Peterson und Ella Fitzgerald arbeitete und 1973 die Plattenfirma „Pablo“ gründete, die nun erneut seine Stars verlegte und dies in einer Zeit, in der deren Produktionen durch die vielen neuen Entwicklungen im Jazz sehr stark zurückgegangen waren. In diese Zeit fällt seine neue Konzertaktivität, die Organisation der „Jazz in Montreux“-Konzerte im Rahmen des Montreux Jazz Festivals, mit denen er seinen Musikern noch einmal ein großes Podium gab. Am 22. November 2001 starb Norman Granz in Genf. Nachdem 2003 bereits seine Biographie unter dem Titel „The White Moses of Black Music“ (Dempsey J. Travis, Chicago 2003) erschienen war, veröffentlicht nun „eagle vision“ eine Serie von acht DVDS, auf den Ausschnitte aus den Konzerten von 1975 bis 1979 mit dem Oscar Peterson Trio, Benny Carter, Milt Jackson & Ray Brown, Mary Lou Williams, Roy Eldridge, Count Basie, Ray Bryant und Ella Fitzgerald und Count Basie präsentiert werden. Nat Hentoff erzählt einleitend in Kürze die wesentlichen Daten über Norman Granz’ Leben und seine Verdienste. Dabei zitiert er sich selbst aus dem „Down Beat“ des Jahres 1954, in dem er darauf verweist, dass Norman Granz die Musiker herausbrachte, die den Kern des Mainstream des Jazz auf der Grundlage von dessen ursprünglichen Quellen ausmachten, ohne die es keine Moderne im Jazz geben würde. Er verweist auf viele Aussagen von Musikern, nach denen Norman Granz vor allem großen Respekt vor seinen Musikern hatte, Konzerte zum Beispiel abbrach, wenn seine Musiker keine ausreichende Versorgung vor Ort vorfanden. Zwischen 43 und 64 Minuten sind die Konzertausschnitte lang, zeigen Musiker, die, auch wenn sie den zeitlichen Zenit ihres Lebens mehr oder weniger überschritten haben, mit unveränderter Spielfreude alle Erwartungen erfüllen, die man in den vergangenen zwei Jahrzehnten ihnen entgegen gebracht hatten. Oscar Peterson (1977) hatte ein Trio von ungewöhnlicher Besetzung kreiert, die beiden Bassisten Ray Brown und Niels Pedersen, die sich ständig übertreffen. Benny Carters Quartett (1977) gehört vor allem der brillante Pianist Ray Bryant an, der selbst mit einem eigenen sehr überzeugenden Soloprogramm beteiligt ist (1977). Milt Jackson und Ray Brown (1977) erneuern ihre langjährige Begegnung in mitreißendem Swing, begleitet von Eddie „Lockjaw“ Davis, Clark Terry und Monty Alexander. Mary Lou Williams (1978) demonstriert in ihrem 43-minütigen Auftritt wenige Jahre vor ihrem Tod alle Einflüsse, der sie in ihrem musikalischen Leben begegnet ist mit einer kraftvollen Virtuosität. Roy Eldridge (1977) spielt auf den Punkt wie immer, umgeben von einer All-Star Truppe mit Oscar Peterson, Niels Pedersen und Bobby Durham. Nat Hentoff erklärt in seiner Einführung, dass die besondere Qualität bei Eldridge darin liegt, dass er immer alles riskiert, eine Voraussetzung für gute Musik. Montreux hatte bereits mehrere „Jams“ von Basie erlebt, zum Beispiel mit der legendären Aufnahme von 1972, die auch auf Pablo veröffentlicht wurde. Dieses Mal (1975) sind Niels Pedersen, Louis Bellson, Milt Jackson und Roy Eldridge dabei. Ein Höhepunkt ist dann Ella Fitzgerald, die mit ihrem Trio und der Basie Band durch ihre bekannten Titel führt mit derselben Begeisterung, die sie schon bei Chick Webb als junge Sängerin ausgezeichnet hatte. Daran erinnert sie mit „A Tisket A Tasket“, wozu sich der Count wieder persönlich an das Klavier setzt. Viele der Musiker leben heute nur noch in der Erinnerung der Jazzfreunde rund um die Erde. Norman Granz macht diese Erinnerung noch einmal für alle zugänglich. Zeichnungen von David Stone Martin und Fotos von Georges Braunschweig sind separat abrufbar, wie auch die Erzählungen von Nat Henthoff. Hans-Jürgen von Osterhausen
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