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„Man lässt Dinge fallen und beobachtet sie“. Asiatische Weisheiten mögen eine Einstellung zur Welt andeuten, die sich seit etwa drei Jahrzehnten auch in Europas musikalischer Szene artikuliert. Seit 1997 beherbergt das Dresdner Künstlerhaus „Die Blaue Fabrik“ ein Festival für frei improvisierte Musik. Von Günter Heinz in Dresden konzipiert, ist es ein Ort ausgesprochener Intimität. Das Publikum kam so vom 24. bis 26. September der Musik, so fremd sie auch sein konnte, näher. Regionale, nationale und internationale Formationen stellten ihre Auffassungen gegenwärtiger Musikschöpfung vor. Am ersten Abend arbeitete das zehnköpfige „Sächsische Improvisations Ensemble“ daran, sensible Klangkomplexe zu entwickeln, ohne dass die aufführenden Musiker dem autoritären Diktum eines Komponisten unterliegen. Der Umschlag suchender Unstimmen in den Bereich magisch-fesselnder Präsenz zauberhafter Bilder gelang dabei nicht ohne längere musikalische Anfahrtswege. Dann rückte der Prozess in den Mittelpunkt der Betrachtung. Das Ensemble erklärte sich nicht durch solistisch-virtuose Überflieger, sondern überzeugte als dynamische Gruppe. Am zweiten Abend näherte sich Ge-Suk Yeo im Rauschen seltener Sender. Die aus Korea stammende Stimmkünstlerin formte in ihrem Soloprogramm die Töne wie ein Bildhauer, von Händen unterstützt, zu einem der schönsten abstrakten Gesänge! Gleich ordentlich spielte auch das „Bremer Improvisationsquartett“ auf. Allen voran Hainer Wörmann: Mit Joghurt-Becher, Bögen und Bürsten, runden Hölzern, harten Drähten, Muscheln und Motoren präparierte er die Gitarre gut. Aus Spanien kamen Wade Matthews und Nilo Gallego und verbrachten ihre Musik konsequent entlang einer minimalistischen Materialästhetik. Es wurde mitunter so still, dass einem das Herz in den Hals rutschte. Man fragte sich: Dürfen die das? Und: Warum dürfen die das? Oder: Was dürfen sie nicht? Zum Finale war ein Dresdner Duo angesetzt. Schlagzeuglegende Günter Sommer brachte den Festivalleiter Dr. Günter Heinz ganz schön ins Schwitzen. Während Heinz ein- und ausposaunte, sang Sommer und groovte auf seinen Fellen, pulsierte die Rhythmen weich und trommelte die Töne rund. Das Publikum war bewegt, von Witz und Aufregung umkocht und schrie. Oliver Schwerdt |
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