Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Das Palais der Kulturbrauerei im Stadtteil Prenzlauer Berg war in diesem Jahr erstmals Spielort des Jazz & Blues Award Berlin, den Berliner Jazzclubs und Veranstalter unter Führung der Jazzinitiative Berlin gemeinsam vergeben. Der Preis, die Bronzeskulptur „Ella“ des Berliner Bildhauers Jochen Schamal, war auf Plakaten, Bannern und Foldern allgegenwärtig, konnte vor der abendlichen Verleihung auf einem kleinen Beistelltisch von den Zuschauern aber auch ,hautnah’ bewundert werden.
Am Freitag, der Blues-Nacht, waren Saal und Galerie bis zum Anschlag gefüllt. Acht Bands traten an, um in der Blues-Kategorie um die Gunst von Publikum und Jury (Angi Domdey, Ulf Drechsel, Peter Klinke, Reinhard Lorenz, Michael Rauhut) zu ringen. Spannend war allein schon die Bandbreite – von der akustischen Virtuosität von „Lars Vegas & The Love Gloves“ über die showlastige Professionalität alter Hasen wie „EB Davis & The Superband“ bis hin zur Fingerakrobatik der „East Blues Experience“. Es war weit nach zwölf Uhr, als die Veranstalter das Ergebnis der Stimmauszählung des Publikumsvotums und den Juryentscheid verkündeten. Zum ersten Mal an diesem Abend stellte sich beim aufmerksamen Beobachter ein dumpfes Unwohlsein ein – der an die Gruppe „Engerling“ vergebene zweite Platz der Jury wurde als „Auszeichnung für das Lebenswerk“ begründet – doch waren wir nicht alle hier, um den Sieger des Abends, den besten Auftritt gekürt zu sehen? Und obwohl vor Abschluss der Konzerte schon eine recht stattliche Anzahl von Stimmkarten in den Sammelbehälter wanderte, weil mancher treue Fan im Publikum nicht abwarten konnte, für ‚seine’ Band zu stimmen, war das Publikumsvotum für den neutralen Beobachter wesentlich nachvollziehbarer. Zusätzlich zur „Ella“ erhielt Waldi Weiz als Sieger der Jurywertung eine Einladung, mit seiner Band beim Festival „Jazz in den Ministergärten“ zu spielen, Lars Vegas & The Love Gloves gewannen als Sieger des Publikumsvotums eine CD-Produktion. Die Jazz-Nacht am Samstag brachte den Veranstaltern wieder einen – wenn auch etwas großzügiger bestuhlten – prall gefüllten Saal. Trotz der, selbst für Berliner Verhältnisse an diesem Abend massiven Konkurrenz durch Starkonzerte in verschiedenen Teilen der Stadt, hat sich der Wettbewerb offensichtlich bereits ein treues Stammpublikum erobert. Obwohl das Festzelt vor dem Palais dank der Kälte recht leer blieb, interessierten sich für die davor platzierten glänzenden Ausstellungswägen des neuen Sponsors Skoda doch eine ganze Reihe Menschen – leider waren weder Infobroschüren noch auskunftsfreudige Mitarbeiter da. Man hatte wohl nicht mit so viel Aufmerksamkeit von Seiten der Jazzfans gerechnet... Der Wettbewerb selbst verlief nach bewährtem Muster: Vier Bands,
eine Pause, vier Bands – und wieder bot jede einzelne Formation
dem Publikum spannende Momente, die auch an diesem Abend über die
bedauerlichen Aussetzer des Moderators Karlheinz Drechsel hinweg trösteten.
Die Einladung, als Sieger der Jurywertung beim Festival „Jazz in den Ministergärten“ zu spielen, musste „Deep Strings“ ausschlagen, deshalb rückte „Cyminology” nach. Die sympathischen und spielfreudigen Jungs der Band „Olaf Ton“ erhielten die mit dem Publikumspreis verbundene CD-Produktion. Wie in den letzten Jahren wird der Berlin Jazz & Blues Award wieder von einer CD dokumentiert – die diesjährige Record Release Party findet am 5. November 2004, 20.00 Uhr, in der Kunstfabrik Schlot statt – mit Live-Auftritten von Deep Strings, Waldi Weiz, Lars Vegas & The Love Gloves und Olaf Thon. Wenn man mit treuen Besuchern des Awards ins Gespräch kam, wurde vor allem eines gelobt: Die insbesondere durch die Vorauswahlen erreichte kontinuierliche Qualitätssteigerung der präsentierten Gruppen. Berlin kann stolz sein auf das Können seiner Musiker, die Feinfühligkeit seines Publikums, die qualitätsbewusste Kulturförderung von Sponsoren wie Skoda und der Schwarzbierbrauerei Köstrizer und die unermüdliche Einsatzbereitschaft seiner ehrenamtlichen Initiativen. Nur in einem solchen Klima kann auch in Zeiten knapper Kassen nachhaltige kulturelle Aufbauarbeit geleistet werden. Man kann den Organisatoren der Jazzinitiative Berlin nur den Mut wünschen, ihre wertvollen Ideen aktiv weiter zu entwickeln. Der Jazz & Blues Award Berlin hat mit der fünften Verleihung im nächsten Jahr die Chance, sich endgültig aus seinem Party-Kokon zu befreien und seine Flügel in aller Pracht über der Stadt zu entfalten – man darf also nicht nur auf die dann nominierten Bands gespannt sein. Text und Foto: Sylke Merbold Jazz & Blues Award Berlin 2004
|
|