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Drehbuchautor und Regisseur Paul Balmer stellte sich die Aufgabe, die Essenz aus einer 77 Jahre umspannenden musikalischen Karriere in einer einzigen abendfüllenden Dokumentation einzufangen. Als Ergebnis seiner langjährigen Arbeit präsentierte er im Jahr 2002 gemeinsam mit der Produzentin Judy Caine zwei DVDs, die den Beweis antreten, dass die Möglichkeiten des DVD-Formats Jazzfreunden nicht nur interessante Perspektiven sondern ganz neue Dimensionen eröffnen können. Die erste der beiden DVDs beinhaltet die über zwei Stunden lange eigentliche Dokumentation. Ganz im Sinne Grappellis sah Balmer sich seinem Publikum verpflichtet – nicht nur den Kennern, sondern auch jenen, denen Grappellis Name noch nie bewusst begegnet ist. Die Frage „Warum sollte sich jemand diesen Film ansehen?“ beantwortet er absolut entwaffnend: Er zeigt zum Einstieg einen Konzertmitschnitt vom Canterbury Festival im Jahr 1985, der Grappelli bei „Night and Day“ in Hochform zeigt. Die virtuose Darbietung schlägt das Publikum sofort in ihren Bann und verbreitet von der ersten Minute an gute Laune. Anschließend führt der Film die Zuschauer im Zeitraffer zurück ins Jahr 1908, dem Geburtsjahr Grappellis. Dort beginnt eine Zeitreise zurück bis in die Gegenwart, die keine Minute Langeweile aufkommen lässt. Die Interviewsequenzen mit den Erinnerungen und Erkenntnissen des 88-jährigen Stéphane Grappelli, die Paul Balmer und seine Crew nur ein Jahr vor dessen Tod an drei Tagen in Paris aufgezeichnet hatten, sind auf Grund seines französisch gefärbten Englischs etwas schwer zu verstehen, lohnen die Konzentration aber. Die Liebe zum Detail und das treffsichere Gespür für den historischen Kontext sind im Zusammenschnitt von Filmsequenzen, privaten Fotografien und Belegen, aber auch die Zeitgeschichte dokumentierenden Materials allgegenwärtig. Eigens für diese Dokumentation geführte Interviews mit Zeitzeugen ergänzen das Gesamtbild eindrucksvoll. Zu Wort kommen unter anderem Grappellis musikalische Kollaborateure Yehudi Menuhin, Kennedy [vormals: Dr. Nigel Kennedy], Martin Taylor, Diz Disley, John Etheridge, aber auch der Produzent Lew Grade und der Journalist Michael Parkinson. In den illustrierend eingesetzten Konzertausschnitten sind außerdem Gregor et ses Gregorians, das Paul Whiteman Orchestra, Joe Venuti und Eddie Lang, Bing Crosby and The Rhythm Boys, George Shearing und sogar Art Tatum zu sehen. Von musikalischen Begegnungen mit Maestro Yehudi Menuhin im Fernsehstudio über den Geigendialog mit dem jungen Kennedy auf der Bühne von Ronnie Scott’s in London bis hin zum Auftritt vor der Königinmutter in Großbritannien: Stéphane Grappellis Spiel zog das Publikum quer durch alle Altersstufen und jenseits aller Musiktrends über Jahrzehnte hinweg in seinen Bann. Der Name Stéphane Grappelli ist für Jazzfreunde untrennbar
mit dem Django Reinhardts verbunden. Ihre „Hot Club du France“
Formation ist der Stoff aus dem Legenden sind. Umso erfreulicher, dass
diese DVD auch alle bekannten Filmsequenzen Django Reinhardts beinhaltet,
einschließlich einer siebenminütigen – restaurierten
– Konzertsequenz des Hot Club du France, die bislang überhaupt
nicht erhältlich war. Die Dokumentation erlaubt es den Zuschauern
wahlweise den Kommentar ganz abzuschalten oder alternativ persönlicher
gehaltenere Ausführungen des Regisseurs einzublenden. Das Team von „Music on Earth“ hat alles in allem Außerordentliches geleistet, Paul Balmer und Judy Caine haben am Ende im wahrsten Sinne des Wortes ihr Haus verpfändet, um diesen musikalischen Schatz mit Jazzfreunden in aller Welt zu teilen – für „Stéphane Grappelli: A Life In The Jazz Century“ verdienen sie unseren Respekt und unseren Dank, denn: It’s Got Rhythm! Sylke Merbold
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