Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Some like it hot! Mit weicher wie selbstbewusster Stimme und luftig warmem Saxophon intonieren Mutter und Sohn Songs, die so gut wie jeder kennt. Und die Darbietung von „My Marilyn“ verwirrt dabei nur die, denen das Image des naiven Blondchens immer noch wichtiger ist als die Wahrheit. Hinter der Hollywood-Fassade Marilyn Monroes verbarg sich bekanntlich eine sensible, intelligente und konsequent charakterstarke Frau. An diese zu erinnern ist der Tenorsaxophonist David Klein mitsamt seiner Mutter, der Sängerin Miriam Klein sowie Mugrew Miller am Piano, Ira Coleman am Bass und Marcello Pellitteri am Schlagzeug nach München ins Prinzregententheater gekommen. Der Teil des Publikums, der Schmollmund und umflorten Blick, Strass und Glanz und Glamour erwartet hat, muss sich entweder auf ein von solchen Gimmicks freies Jazzkonzert einlassen oder unverrichteter Dinge nach Hause traben. Die Meisten jedoch sind hoch angetan von der einfühlsamen, Herz erwärmenden und Klischees überwindenden Darbietung des David Klein Quintets. She acts like a woman should: Es gehört Mut dazu, sich dem Bild der durch ihren frühen Tod auf ewig jungen Marilyn entgegenzustellen, auf der Bühne und – dem Jugendalter deutlich sichtbar entwachsen – die Lieder zu singen, die fast automatisch das Bild der Jahrhundertschönheit evozieren. Miriam Klein, in schulterfreien schwarzen Taft gehüllt, versucht erst gar nicht, Marilyn zu klonen, setzt dem Trugbild vom „Sugar“-Blondchen reife Fraulichkeit entgegen und die selbstbewusste Persönlichkeit einer präsenten Jazzstimme, die sich der eigentlichen Substanz der Songs verpflichtet weiß und sie in weiser Zurückhaltung zum Vorschein bringt zwischen dem Fieber derer, die’s heiß mögen, und der unheilbaren Romantik der Liebenden. Echte Gefühle und ein ehrliches Jazzkonzert stehen hier für die Erinnerung an eine Marilyn, wie sie wohl wirklicher war als die auf Zelluloid gebannte Illusion. Tobias Böcker |
|