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Das Klavier ist tot, es lebe die Orgel! Nun, so weit würde Jermaine
Landsberger sicher nicht gehen wollen. Und doch war beim Konzert seines
Trios im Leeren Beutel weit mehr zu hören als der bloße Abstecher
eines Jazzpianisten in fremdes Terrain. Im Gegenteil, man konnte den Eindruck
gewinnen, Landsberger habe in seiner Entwicklung genau hier einen vorläufigen
Zielpunkt erreicht: wie immer außer sich vor Spielfreude und musikalischem
Mitteilungsbedürfnis, aber eben auch ganz bei sich.
Das alles wäre freilich wenig wert, hätte Landsberger sich nicht die orgelspezifische Phrasierung auf so überzeugende Weise zu Eigen gemacht, wie er es etwa in dem hinreißenden Stevie-Wonder-Evergreen „Isn’t she lovely?“ demonstrierte. Und hätte er nicht einen Gitarristen zur Seite, der wie Neli Schmidkunz mit den besonderen Eigenheiten dieser Besetzung bestens vertraut ist. Schmidkunz überrumpelt nicht mit vordergründigem Griff-Brettern oder plumpen Blues-Kumpeleien, er ist ein technisch hoch versierter Stilist erster Güte, der seine Improvisationen mit bewundernswerter Klarheit und einer Ruhe ausgestaltet, in der viel Kraft steckt. Mal nimmt er sich zurück, horcht seinem Spiel, um ihm im nächstem Moment eine überraschende Wendung zu geben, den entscheidenden Einfall oder den Sog einer wiederholten Phrase. Mit solcher Sorgfalt und Gelassenheit konnte er sich getrost den mit zwei Titeln beschworenen Übervätern Wes Montgomery („The Thumb“) und George Benson („Clockwise“) stellen, erwies sich aber auch als überragender Balladen-Interpret („If you could see me now“). Weniger nahe liegendes Repertoire, etwa aus der Feder von Landbergers Tastenidol Michel Petrucciani („Bite“, „Simply Bop“) und qualitätvolle Eigenkompositionen rundeten zwei Sets ab, die – wohltuend genug – nicht bloß knietief in süffigem Soul-Groove-Einerlei dümpelten. Gut abgestimmt auch das rhythmische Fundament, dem Andreas Gandela am Schlagzeug den nötigen Nachdruck verlieh. Die subtile Finesse eines Dejan Terzic, der ursprünglich für diesen Abend angekündigt war, durfte man nicht erwarten, bekam aber dennoch hellwaches, die Soli immer wieder kongenial unterstützendes Spiel zu hören. Und den Beginn der wunderbaren Freundschaft Jermaine Landsbergers mit der Orgel. Juan Martin Koch |
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