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Bei den vielen Jahrestagen, die es dieses und letztes Jahr rund um den Zeitraum von 50 Jahren gab, zeichnen sich alle Jubiläen durch Beständigkeit, Überlebensfähigkeit, Ausdauer und vor allem Liebe zur Sache aus. Dies gilt nicht nur für große industrielle und wirtschaftliche Unternehmen, sondern ganz besonders zu beachten ist dies bei Vereinen und ehrenamtlichen Aktivitäten. Gerade hier ist das Überleben und Weiterbestehen abhängig vom Engagement einiger, meist einzelner Personen. So konnte auch die Deutsche Jazz Föderation e.V. (DJF) 2001/2002 das 50. Jubiläum feiern.
Wie alles begann? Ja, einst liefen die ersten Jazzkonzerte unter dem Titel „Moderne Tanzmusik“, wenngleich es sich um jenen Swing handelte, der auch die Zeiten des Faschismus überstand. Später trafen sich in der ernsthaftesten Jazzzelle Deutschlands, dem Hot Club Frankfurt, die damals noch jungen Musiker der Jazzszene, um sich über die moderne Entwicklung des Swing auseinander zu setzen, sich letztlich in den darauffolgenden Jahren von traditionellen Jazzmusikelementen zu verabschieden und sich als Mitbegründer der heutigen Jazzszene sehen zu können. Initiator schon vor Kriegsende war Horst Lippmann, der im Restaurant „Rokokodiele“ des Hotels Kyffhäuser seines Vaters Schallplattenabende ins Leben rief und sie unter dem Namen „Domicile du Jazz“ bekannt machte, da die meisten Scheiben Schmuggelware aus Frankreich waren. Seit 1941 war er aktiv und rief mit anderen Jazzbegeisterten, wie Carlo Bohländer, Paul Martin, Louis Freichel, Hans Otto Jung und Ata Berk die wahrhaft einzigartige Jazzinitiative Deutschlands ins Leben. Sie erhielten 1945 die erste Spiellizenz nach dem Krieg unter dem Namen „Frankfurter Hot Club Sextett“. Aus dem Domicile du Jazz entwickelten sich regelmäßige Plattenforen und Konzertabende, dies unter dem späteren Namen Hot Club Frankfurt, dem er 1951 im Rahmen des zehnjährigen Bestehens mit einem großen Jazz-Fest das sogenannte „1. Frankfurt Jazz Festival“ initiierte. Aus diesem Festival entwickelte sich das „Deutsche Jazz Festival“ und ist nach Recherche das älteste noch bestehende Jazz-Festival der Welt – so wie auch aus dieser einzigartigen Keimzelle von Jazzfans die Frankfurter Open-Air-Konzert-Reihe „Jazz im Palmengarten“ im Jahr 1958 durch Werner Wunderlich entstand, das bis 2001 auch von ihm organisiert und musikalisch zusammengestellt wurde. Auf Dieter Zimmerles Initiative hin, der ebenso aus dem Umfeld von Horst Lippmann stammte, wurde die Deutsche Jazzföderation e.V. zunächst in einer losen Versammlung im Oktober 1951 anlässlich einer Arbeitstagung in Mülheim/Ruhr zu einer festen Organisation zusammengefügt. Am 4. Mai 1952 wurde in Düsseldorf die erste Satzung bei der Mitgliederversammlung einstimmig gebilligt – die Eintragung ins Vereinsregister wurde mit bereits 21 Jazzclub-Mitgliedern vorgenommen. „Die Deutsche Jazz-Föderation e.V. strebt die Verbindung aller Kreise an, die sich das Ziel gesetzt haben, den authentischen Jazz als ernstzunehmende und wertvolle Musik zu vertreten und sich dieser Aufgabe durch aufklärende, erzieherische Tätigkeiten zu widmen“, so deren Aufgabe, die aus einem Arbeitspapier von 1963 zu entnehmen ist und die Jahre der Entwicklung widerspiegelt. Die bis dahin nur Jazzclubs vorbehaltene Mitgliedschaft bei der DJF wurde 1964 erstmals auch Einzelpersonen ermöglicht. In dieser Zeit kümmerte sich Vizepräsident Horst Lippmann um die Konzertreferate „Ausland“ und Deutsches Jazz Festival, Joachim Ernst Berendt betreute das Pressereferat. Die Clubreferate lagen bei E. A. Schür (Nord), Vereinsgeschäftsführer H. W. Wunderlich (Mitte) und W. Schätzlein (Süd). Für das Musikreferat waren G. Hampel, für das Konzertreferat Inland F. Rau zuständig. Nach Dieter Zimmerle und Olaf Hudtwalcker wird 1967 Wolfram Röhrig zum dritten DJF-Präsidenten gewählt. Die in Frankfurt ansässige DJF hatte seit 1958 in dem von Horst Lippmann wiederaufgebauten Frankfurter Altstadthaus an der Kleinen Bockenheimer Str. 12 – dem späteren „Frankfurter Jazzhaus“ ihr Sekretariat. Im selben Haus befand sich die Gemäldegalerie Olaf Hudtwalckers und ein Lokal, das über zwei Etagen ging. Wolfram Röhrig ist es letztlich zu verdanken, dass die DJF überlebte. Denn schon vor Beginn seiner Amtszeit 1967 hatte sich die Deutsche Jazzlandschaft verändert. Die regelmäßigen Treffen in den Jazzclubs zum Plattenhören, Diskutieren und Fachsimpeln fanden immer weniger statt. Der gegenseitige Austausch von regionalen und internationalen Jazzbands unter den Clubmitgliedern der DJF nahm ab. Die Konzertreferate, also „Lippman & Rau“, hatten sich professionalisiert und waren zu internationalen Promotern von Jazz-, Pop- und Rockkonzerten avanciert. Die aktiven Jazzclubs befanden sich in einer Phase der Neuorientierung – einige Jazzclub-Mitglieder hatten sich auf eigene Wege gemacht und gehörten der DJF nicht mehr an, so schilderte es Werner Wunderlich in einem Interview. Während dieser Zeit regte die DJF im Jahre 1971 die Gründung der Union Deutscher Jazz-Musiker e.V. (UDJ) Marburg an. Trotzdem hielt Wolfram Röhrig die DJF hoch und war einzig engagiert die bestehenden Kontakte aufrecht zu halten und vertrat damit die Musiksparte Jazz in vielen überörtlichen Institutionen (GEMA, Goethe-Institut sowie als Mitglied im Deutschen Musikrat e.V. und dem Landesmusikrat). Doch nur als Einzelkämpfer unterwegs, kamen die Aktivitäten der DJF nach und nach zum Erliegen. Fast 20 Jahre danach, und das am 16. April 1996 – wie ein Blitz aus heiterem Himmel – fand die erste Sitzung der noch verbliebenen Mitglieder statt. Wolfgang Röhrig hatte vorausgehend Herrn Rechtsanwalt Peter Loock beauftragt, alle Rechtsgeschäfte der DJF zu prüfen und in Folge der Gespräche die Geschäftsführung an den jazzbegeisterten Rechtsanwalt übertragen, der es sich zur Aufgabe machte die DJF wieder zu beleben. Es kam zur Neuwahl des Vorstandes, mit dem vierten Präsidenten Prof. Bernd Konrad, dem ersten Beisitzer Wolfram Röhrig und dem zweiten Beisitzer, Rechtsanwalt Peter Loock. In dieser Versammlung 1996 wurde der DJF-Ältestenrat initiiert, dem zunächst Horst Lippmann, Fritz Rau, Heinz Werner Wunderlich, Gunter Hampel, Joachim Ernst Berendt und Werner Götze angehören. Eine neue Aufgabenstellung für die DJF wurde entwickelt: „Unterstützung, Förderung sowie Repräsentation der Jazzkultur auf nationaler und internationaler Ebene; Beratung und Betreuung von Jazzclubs und sonstigen Jazzinitiativen, insbesondere bei Neugründung und Konzepterstellung; Anregung, Pflege und Intensivierung des Informationsaustausches über Fragen der betrieblichen und künstlerischen Jazzpraxis; Informations- und Bildungsveranstaltungen für Mitarbeiter und Angehörige von Jazzeinrichtungen in privater sowie öffentlicher Trägerschaft; Festivals, Konzerte, Wettbewerbe und Workshops. Auch in Kooperation mit anderen Organisationen, Verbänden und sonstigen Einrichtungen“ – so der Inhalt des ersten Protokolls. Die nun reformierte DJF verfolgte nun insgesamt das Ziel, die „Nachfrage nach Jazz zu beleben, die Jazzkultur zu verbreiten und dies insbesondere den professionellen Jazzkünstlern zugute kommen zu lassen“. Nachwuchsförderung und Jazzpädagogik haben hierbei auch zu erfüllende Aufgabenbereiche – so begann Peter Loock zunächst, die Kontakte zur GEMA, dem Deutschen Musikrat und vielen deutschen Jazzclubs aufzunehmen. Zunächst gelang es ihm einen Rahmenvertrag von 20 Prozent Nachlass unabhängig von Rahmenvertragsnachlässen der einzelnen DJF-Mitglieder zu vereinbaren. Im Weiteren wurde mit der UDJ, der Union der Deutschen Jazzmusiker vereinbart, dass eine Aufgabenteilung erfolgt, die für die beiden Verbände eine klare Linie in der Öffentlichkeit darstellt. Die UDJ bemüht sich nun um alle Belange der Musiker und Jazzkünstler und deren direktes Umfeld, während sich die DJF auf die Jazzveranstalter, Clubs und Jazzprojekte konzentriert. Im Laufe seines Amtes als Geschäftsführer der DJF schaffte Peter Loock es durch intensive Gesprächsaufnahme und Anreise von Clubs und Kleinveranstaltern weitere Mitglieder einzubringen. Im Jahr 2000 waren bereits an die 108 Mitglieder, davon 89 Jazz-Veranstalter (Jazzclubs u.a.) mit insgesamt rund 10.000 (eigenen) Mitgliedern in 84 deutschen Städten und Gemeinden durch sein ehrenamtliches Engagement gemeldet. Durch seine Protestaktion bewirkte er auch beim SWR keine weitere Kürzung von Sendezeiten, sondern dass der Sender nach Einsatz einer Arbeitsgruppe die Jazz-Sendezeiten erweiterte. Peter Loock hielt zahlreiche Fortbildungsseminare zu Vertrags- und Abgabenrecht. Das Projekt „Deutsche Jazzwoche“, das durch einige DJF-Mitglieder in einem „Netzwerkertreffen“ entwickelt wurde und das Jubiläumsjahr 2001/2002 „50 Jahre DJF“ begleiten sollte, wurde von ihm vorgestellt. Im Juni 2000 wurde ein neuer Vorstand gewählt, dem nun Walter Schätzlein vom Ost-West-Festival Nürnberg – als langjähriges Mitglied aus frühen DJF-Jahren – als fünfter DJF-Präsident angehörte. Während seit 1996 Peter Loock den Wiederaufbau der DJF in Eigenregie und einem unglaublichen persönlichen wie privat-finanziellen Aufwand betrieben hatte, kamen durch diesen neuen Vorstand weitere Interessen in die Vorstandschaft. Nicht immer bestand Einigkeit und zu einer vernünftigen Zusammenarbeit konnte nicht gefunden werden. Peter Loock legte aus persönlichen Gründen zum 31. Januar 2001 die Geschäftsführung der DJF nieder. In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung entschieden die anwesenden Teilnehmer sich zu einer Neuwahl des Vorstandes. Der neue „junge“ Vorstand, der sich völlig wertfrei in den weiteren Aufbau der DJF einbringt, wird von Ihno von Hasselt vom Jazzfest-Berlin als Präsident, Suzette Yvonne Moissl vom palatia jazz Festival – Deutsche Weinstrasse als 1. Beisitzerin (Übernahme des Pressereferates, Kommunikation, Weiterbildung) und Waldo Riedl vom Domicile Jazzclub Dortmund als 2. Beisitzer (Übernahme der Homepage-Entwicklung, Büroleitung und Mitgliederverwaltung) seit dieser Zeit geleitet. Mit Erfolg konnte die Mitgliederzahl auf bereits 140 Mitglieder erweitert werden. Damit erreicht die DJF fast gleichwertig viele Mitglieder wie der IDKV e.V. – dem Bundesverband der Künstlervermittler und Konzertveranstalter. Die DJF ist in nur sechs Jahren seit Wiederaufnahme der Tätigkeiten zum stärksten Bundesverband für Jazz geworden und vertritt auch die Interessen sämtlicher darin gemeldeter Jazzveranstalter im Deutschen Musikrat. Im November 2001 wurde die „Deutsche Jazzwoche“, die zum Jubiläumsjahr 2001/2002 erstmals vorgestellt wurde, weiter ausgebaut. Sie stellt im Internet unter www.deutsche-jazzwoche.de die größte Deutsche Jazzkonzerte-Datenbank im Zeitraum 1. bis 11.11. jährlich vor. Die Homepage der Deutschen Jazzwoche konnte somit einen Focus auf über 300 Jazzkonzerte innerhalb diesen Zeitraums kostenlos vorstellen und man darf sagen, dass die Musiksparte Jazz schon längst kein „Gänseblümel-Dasein“ in Deutschland mehr führt. Bei so großer Aktivität ist sogar zu bedenken, ob die Datenbank ganzjährig erweitert wird. Die Veröffentlichung der Aktivitäten in diesen nur zehn Tagen zeigt deutlich, dass das Interesse der Jazzliebhaber an Jazzkonzerten und Live-Musik weitaus größer ist als zumeist von öffentlichen Medien angenommen wird, die dem Jazz als Spartenmusik wenig Beachtung schenken. Diese Interessensgruppe zu fördern – bei Zuhörern, Musikern und Liebhabern –, neue Projekte anzubieten und durch Aktionen im Rahmen der DJF auf mehr Jazz in Deutschland hinzuweisen, ist das erklärte Ziel des Vorstands. Hierbei konnten alle großen Deutschen Jazzmedien (Jazzzeitung, Jazzpodium, JazzThing, Jazzthetik) als Projektpartner eingebunden werden, also sämtliche Jazzmagazine (!), Online/Internet-Jazzredaktionen sowie einige Jazzsendungen in den überregionalen Radiostationen. Bravo! Das Engagement wird verstanden und gefördert. Die kommende Deutsche Jazzwoche 2003 soll somit nicht nur Kommunikationsplattform im Internet werden, sondern auch die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Jazzveranstalter in den Vordergrund stellen. Derzeit verständigt sich die DJF mit der UDJ (Union Deutscher Jazzmusiker) um deren Interessen und Stimmen in den Neuentwicklungen zum insolventen Deutschen Musikrat. Jazz und Jazzmusiker waren hier zwar durch die DJF und UDJ jeweils vertreten – jedoch gab es nie die Möglichkeit in einem eigenen Bundesfachausschuss im DMR aktiv zu werden. Schon im September 1999 hatte Peter Loock sich darum bemüht und eine Liste nationaler Jazzinitiatoren in verschiedensten Arbeitsbereichen vorgeschlagen. Es kam jedoch nicht zu einer Alleinvertretung für die Musiksparte Jazz. Bedauerlicherweise wurde der Jazz dem Popularmusikausschuss zugeordnet und hatte von dort aus keinerlei größere Handlungsmöglichkeiten. Daher wird nun mit Spannung auf die Entwicklungen des DMR gesehen, um dort durch mehr Beteiligung des Spitzenverbandes der Jazzveranstalter – der DJF – auch mehr Engagement für Jazz einbringen zu können. Fast schon fürsorglich haben sich einige Jazzinitiatoren zu einer Arbeitsgruppe „Bundesverband Jazz“ zusammengefunden, wenngleich für dieses Engagement im Vorstand der DJF derzeit noch keine Einigkeit besteht. Die Deutsche Jazz Föderation geht nun in die nächste Runde. Im Mai 2003 stehen wieder Vorstandswahlen an. Das Engagement des bestehenden Vorstands beschränkt sich auf die ehrenamtliche Arbeit der beiden Beisitzer. Verschiedenste Aufgaben müssen weiter entwickelt werden, die ein größeres Engagement – auch von einem zu erweiternden Vorstand – notwendig werden lassen. Die Deutsche Jazz Föderation e.V. ist auf dem bislang höchsten Mitgliederstand angekommen und neue interessante Aufgaben müssen erfüllt werden. Man darf gespannt sein, was die Mitgliederversammlung im Mai beschließt. Die Präsidenten der DJF:
Yvonne Moissl |
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