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Das Beste aus dreißig Jahren hat sie auf zwei CDs zusammengestellt: Jubilee. Dort finden sich auch Aufnahmen von ihrem Debütalbum By Myself. Und obwohl sich der Titel auf einen amerikanischen Standard bezieht, legte Karin Krog schon damals, 1964, etwas Eigenes hinein. Sie zählt zu den Sängerinnen des Jazz, die eine Antwort auf die bedeutenden Jazz-Stimmen aus Amerika ausformuliert haben. Sie weiß um die Tradition der afroamerikanischen Musik, sie kennt das Great American Songbook bestens, aber
sie bringt auch etwas Europäisches ein sowohl was das Repertoire als auch was die klangsensible Ausformung
ihres Gesanges und die freie Improvisation anbelangt. Bereits als Teenager machte sie sich einen Namen als talentierte
Jazzsängerin in der lokalen Szene ihrer Heimatstadt Oslo. Bei Anne Brown, die in der Premierenbesetztung von
George Gershwins Porgy and Bess die Bess spielte und später durch Heirat mit einem Skispringer in
Norwegen ansässig wurde, hat sie Unterricht genommen. Darauf ist sie genauso stolz wie auf ihre frühe Zusammenarbeit
mit Jan Gabarek. Mit ihm gemeinsam begab sich Karin Krog bereits in den 60er-Jahren auf die Suche nach den volksmusikalischen
Roots, um einen Jazz mit skandinavischem Flair zu kreieren. Mit dem Komponisten und Pianisten Nils Lindberg
trat sie später in norwegischen Kirchen auf, auch in alten Holzkirchen aus der Wikingerzeit. In Deutschland
bei den Berliner Jazztagen, bei den New Jazz Meetings in Baden-Baden und in Hamburg hat Karin Krog schon vor
rund 25 Jahren Erfolge gefeiert. In Kirchen konnte man sie hier zu Lande nicht hören, obwohl ihre Kirchen-Konzerte
in der Jazzliteratur Erwähnung fanden. Folglich hat man sie, gemeinsam mit Nils Lindgren, für ein Konzert
zu den Leipziger Jazztagen eingeladen, das im Oktober 2000 in der Thomaskirche stattfand. Karin Krog sang auf ihre
feinsinnige Weise Negro Spirituals, norwegische Volkslieder und spirituelle Bekenntnisse wie John Coltranes A
Love Supreme. Schon die Namen verraten, worum es ging beziehungsweise was diese erlesene Schar von Jazz-Persönlichkeiten vereinte: eine Suche nach einer neuen Klangsprache im Jazz, Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten, ohne Verzicht auf die Inspiration aus Amerika, dabei ausbrechend aus dem Stadium des Epigonalen. Ich finde, dass die menschliche Stimme mehr Möglichkeiten hat als jedes Instrument, bekennt Karin Krog. Sie kann alle Arten von Klängen hervorbringen und alles zwischen den zwölf Tönen singen. Der Drang nach jazzmusikalischer Innovation hat Karin Krog in den 60er-Jahren mit Don Ellis zusammengeführt. Der Trompeter, Arrangeur und Bandleader experimentierte damals mit für den Jazz ungewöhnlichen orchestralen Klangfarben. Er engagierte Karin Krog für den Auftritt bei den Berliner Jazztagen 1967 und lud sie im gleichen Jahr nach Amerika ein, wo er sie etwa mit Tom Oberheim, einem der Pioniere der Live Electronics bekannt machte. Bereits damals wurde das Interesse Karin Krogs an eigener, kreativer Beschäftigung mit elektronischen Möglichkeiten geweckt, und aus dieser Zeit datiert auch die Bekanntschaft mit dem Bassisten Red Mitchell, mit dem Karin Krog später wiederholt zusammenarbeitete. 1978, in seinem letzten Lebensjahr, plante der musikalische Visionär Don Ellis ein groß angelegtes Werk für Kammerorchester, Jazz-Rhythmusgruppe und Electronics mit Karin Krog als Solistin, das allerdings nicht mehr realisiert werden konnte. Bert Noglik
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