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Vor fünfundzwanzig Jahren taten sich einige Dresdner Jazzfans zusammen und gründeten die Interessengemeinschaft (IG) Jazz, die seither nach der Wende bis ins Jahr 2000 hinein als Jazzclub Tonne e.V. die Jazzlandschaft Dresdens prägte. Am Wochenende des 15. bis 17. März nun begangen die Gründungsaktivisten von damals und deren Freunde, allesamt Jazzanhänger, die sich in der Nachwendezeit, spätestens seit 1997, aus dem Konzert-Veranstaltungsleben und aus dem Verein zurückgezogen hatten, ihr großes Gründungsjubiläum mit ihrem Jazzfest Dresden. Acht Konzerte standen auf dem Programm, das in seiner stilistischen Breite das Konzept der früheren IG Jazz widerspiegelte. So waren die großen Erfolge vergangener IG-Zeiten wie Pascal von Wroblewski und Thomas Stelzer ebenso vertreten wie Musiker der jungen Generation. Das Jazzfest ging vorbildlich organisiert über die beiden Bühnen der Kasematte und des Kanonenhofs. Schon die Wahl des Veranstaltungsortes belegte, wie sorgfältig die Aktivisten von einst ihr Event planten, fand das Ereignis doch in Räumen statt, um die der Studentenclub Bärenzwinger lange Zeit vergeblich gekämpft hatte. Die Konzerte wurden vom Publikum unterschiedlich, insgesamt jedoch recht gut angenommen. Erwartungsgemäß erwies sich das von Wroblewski als Abräumer und knüpfte in rammelvoller Kasematte an Kultkonzerte in der alten Tonne am Tzschirnerplatz an. Kein Konzert hat jedoch Vergangenes und Gegenwart stilistisch so treffend vereint und damit das Gründungsjubiläum so gut symbolisiert wie das des Duos Hannes Zerbe (Piano) / Willem Breuker (Saxophone). Die beiden spielten einen langen, fast anderthalb Stunden währenden Set in einem Zuge durch, boten damit eine Abfolge Themensituationen nach immer dem selben Schema. Aus einer Duo-Improvisation schälte sich ein neu gefundenes Motiv oder gar ein ganzes Thema heraus, und nun wurde das ausführlich improvisatorisch beackert und so weiter. Es war wie ein Parforce-Ritt durch nahezu alle Musikepochen und -kulturen. Barocke Melodieschnörkel, Satie-Anklänge, vielleicht auch etwas Debussy, Ragtime, einige der musikalisch bekanntlich wunderschönen Arbeiterkampflieder (allen voran das Einheitsfrontlied) und vieles andere mehr wurde stets mit einem gehörigen Schuss Pflichtfreejazzgequietsche versetzt. Das musikalische Endlosband war einerseits etwas einfach gestrickt und dadurch ermüdend, andererseits war es sehr gut gespielt (Zerbes Anschlag) und wies immer wieder motivisch erfrischende Inseln und energetische Power auf. Begeisternd war dann die Fortsetzung der Kooperation der beiden Musikanten im Prokopätz-Bigbandprojekt, das nicht nur junge Leute, sondern auch frischen Spielwitz einbezog. Ausgewogen und musikalisch überzeugend und ebenfalls nicht schlecht besucht war das Konzert des Frank-Bartsch-Quintetts, eine Angelegenheit für die Feinschmecker unter den IG-Jazz-Anhängern, während Tommy Schnellers Extravaganza eigentlich viel versprechend vor halbleerem Auditorium brillieren musste. Vielleicht passte schon allein der Bandname nicht zur künstlerischen Gemütslage des Dresdner Publikums? Zwar soll das Jazzfest Dresden nach Aussagen der Veranstalter ein auf das IG-Gründungsjubiläum bezogenes Unikat bleiben aber vielleicht gibts zum 30. im Jahr 2007 doch wieder eine klingende Jubiläumsfeier? Mathias Bäumel |
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