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Werbung braucht der Jazzclub Erfurt kaum mehr pro Tag gibt es bis zu sieben Anfragen aus aller Welt, von etablierten Künstlern und Newcomern, die alle nur eins wollen: Einmal am Fischmarkt 1316 auftreten, im Erfurter Jazzkeller. Die Atmosphäre machts, sind sich die Aktivisten einig: Für etwa 80 Besucher ist der Keller ausgelegt, größere Räume gab es kaum in der Vereinsgeschichte, die im März 2002 einen neuen Höhepunkt erreichte. 20 Jahre Jazzclub Erfurt wurden gefeiert ohne große Worte, aber mit viel Musik von Eb Davis, KBs Jungle Band, dem Thomas Stelzer Trio und Good News im ausverkauften Saal mit einem begeisterten Publikum.
So zuversichtlich wie heute haben die Jazzclubler allerdings nicht immer in die Zukunft geblickt, besonders nicht nach der Wende. Alle Kunstgattungen traf, so wie auch unsere, ein Einbruch beim Interesse der Besucher, erinnern sich Lutz Klottig und Dieter Müller vom Vereinsvorstand. Bis 1989 war alles interessant, was wenn auch vielleicht nur vermeintlich abweichend war. 1000 Leute bei Chris Barber und 400 zu Free Jazz-Konzerten waren keine Seltenheit. Natürlich wurden immer mal wieder Künstler abgelehnt, die wir gerne hätten auftreten lassen, sagt Klottig zur Resonanz von offizieller Seite. Dafür haben wir aber auch immer wieder Musiker reingeschmuggelt und keiner hats gemerkt. Gleichzeitig fing der Wanderzirkus an: Begonnen hatte alles im Zentralen Klub der Jugend und Sportler im Stadtgarten, der auch Träger war. Das erste Konzert gab das Ulrich-Gumpert-Trio am 23. März 1982, dem offiziellen Jubiläumsdatum des Clubs. Im Herbst 1989 wechselte der Jazzclub zum Kulturbund in der Hoffnung, in Haus Dacheröden eine neue Heimstatt zu erhalten. Das war ein Trugschluss, Konzerte gab es nun in der Engelsburg, im Kultur- und Freizeitzentrum am Moskauer Platz, im Palmenhaus, in der Wissenschaftlichen Allgemeinbibliothek. Bis im September 1993 der Jazzkeller am Anger 28/29 unter der Buchhandlung Peterknecht eröffnet werden konnte. Auch wenn hier lediglich fünf Jahre lang gejazzt werden konnte, bevor das Haus umgebaut und saniert wurde, brachte der Standort doch die Wende auch für den Jazzclub. Die Mitglieder hatten bis auf wenige aus Gründungszeiten komplett gewechselt, das Programm wurde wieder umfangreicher, das Publikum strömte erneut. Den neuen Schwung konnte auch der Wanderzirkus, Teil 2 nicht bremsen und im Herbst 1998 hatte der Jazzclub endlich ein dauerhaftes Zuhause im Kellergewölbe des Gildehauses gefunden, zu guten Konditionen der Vermieterin Handwerkskammer, wie Klottig und Müller betonen. Jazzfrühling, Jazzfrühschoppen und zum Fasching Jazzrabatz will der Jazzclub nach dem Motto Weniger ist mehr nicht wieder aufleben lassen, zumal auch teilweise die Örtlichkeiten nicht mehr existieren, die diesen Extras das besondere Flair gaben. Das Jazzmenü hingegen, Schmaus für Gaumen und Ohr, hatte im vergangenen Herbst eine Neuauflage im benachbarten Restaurant Paganini. Es kam gut an und soll jetzt sporadisch ins Angebot aufgenommen werden. Apropos Angebot: Da ist sich der Jazzclub über zwei Jahrzehnte treu geblieben bei allen fast 800 Konzerten, zu denen mehr als 65.000 Besucher kamen. Breit sollte es immer sein, Jazz der verschiedensten Stilrichtungen Raum geben und ein Podium für Neues bieten ohne auf die Quote zu gucken. Und weil die Clubleute Jazz an sich schon als politische Aussage sehen, als einstige Minderheiten-Musik, ist Jazz gegen Apartheid auch das einzige Konzert geblieben, mit dem sie sich 1988 politisch positioniert haben. Was nicht bedeutet, dass sie sich nicht klar äußern zur Thüringer Jazzmeile zum Beispiel, bei der der Jazzclub seit der dritten Auflage 1996 dabei ist. Bedauerlich finden sie es, dass sich mittlerweile viele Konzerte der Meile überschneiden, dass immer mehr gemacht werden soll. Aus der Meile ist ein Marathon geworden, sagen Klottig und Müller, die es besser fänden, wenn die Meile wanderte, nicht das Publikum. Und sie würden lieber zurück zum Ursprungsgedanken, den Jazzfans einige ausgesuchte Highlights zu bieten, die sich keiner der beteiligten Clubs und Vereine allein leisten könnte. 20 Jahre wollen alle mindestens noch durchhalten, wünschen sich für die Zukunft ein bisschen mehr Geld und Ruhe. Da wären dann auch Sponsoren gefragt, über die Fördermittel hinaus, die über die Thüringer Landesarbeitsgemeinschaft Jazz ausgereicht werden. Anette Elsner
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