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Natürlich haben sie Dodge The Dodo dann doch gespielt. Als letztes Stück des Abends vor den Zugaben, als einen weiteren Höhepunkt eines an Höhepunkten reichen Konzertes und weil die Leute sie dann erst recht nicht von der Bühne gelassen haben. Dodge The Dodo ist Paradestück und Markenzeichen des Stockholmer Esbjörn Svensson Trios, ein kraftvoller Piano-Ohrwurm mit vorsichtig eingesetzten Elektronics, so etwas wie das Take Five fürs 21. Jahrhundert. Genau das Stück, das man auf dem Nachhauseweg vor sich hin trällert. Weil diese Band viele solcher Stücke hat, ist sie momentan und völlig zu Recht eine der beliebtesten im
europäischen Jazzgeschäft. Auf ihrer ausgedehnten Deutschlandtournee, der sich Ausflüge in weitere
europäische Länder, nach Kanada und in die USA anschließen werden, machte sie auch im ordentlich gefüllten
Opernhaus zu Halle an der Saale Station.
Esbjörn Svensson krümmt sich hoch konzentriert in seinen Flügel, Magnus Öströms Drumset akzentuiert trocken und punktgenau, Dan Berglunds Bass singt unisono mit dem Piano bei sparsamen Elegien. Dieses magische Dreieck agiert eng aneinander gerückt, wobei es ohne jedes Show-Brimborium auskommt und ohne exaltierte Selbstdarstellungen. Es überzeugt durch in Jahren gewachsenes blindes Verstehen, durch Intensität noch in den Phasen nahe der Stille, durch eine kluge Dramaturgie der Auf- und Abschwünge. Laut und leise, karg und dicht, Akustisches und elektronische Verfremdung, thematische Gebundenheit und originäre Ausflüge in stilsichere Improvisationen sind die Pole eines spannenden, nachhaltig auf eingängige Melodik setzenden Programms. Es gibt wie auf den meisten ihrer Platten ausschließlich Eigenkompositionen, deren Abfolge erst während des Konzertes festgelegt wird. Kein Notenblatt ist zu sehen, kurze Blicke zueinander genügen. E.S.T. agieren professionell, energetisch und kompakt. Dennoch verbietet diese Mühelosigkeit den Gedanken an Routine. Natürlich: so große Tourneen sind anstrengend. Aber wir spielen gern, sagt Esbjörn Svensson. So einfach ist das und so kompliziert, denn keiner schafft es in diesen Tagen mit so unaufdringlichem Charme, die klassischste Kleinformation des Jazz instinksicher und nah am Publikum ins Zeitgemäße zu steuern. Keith Jarrett ist einer der besten Pianisten aller Zeiten, das steht für Svensson außer Frage. Beim Komponieren aber denke er mehr an klassische Musik und seine momentane Lieblings-CD stammt von den Ambient-Tüftlern Aphex Twin. Und in Zukunft? Eine akustische Band wollen sie bleiben, die nicht vergisst, an ihr Publikum zu denken. Woher aber kommt die Magie? Its me, sagt Dan Berglund, grinst und strafft sich unterm kahl geschorenen Kopf. Hinten auf seinem T-Shirt steht Tiger of Sweden. Was auch sonst? Ulrich Steinmetzger |
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