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Wer heutzutage Kritiken über Jazzveranstaltungen und -CDs liest, kann den Eindruck bekommen, dass viele Autoren nur neuen Jazz für gut halten. Damit würden sie den Jazz als Mode missverstehen (schon Adorno ist diesem Irrtum erlegen). Es stand dem Jazz schon immer gut an, sich nicht an Moden zu orientieren. Was nicht modisch ist, kann auch nicht aus der Mode kommen. Natürlich kann es passieren, dass bestimmte Formen von Jazz zeitweise in Mode kommen. Wer da gerade mit dabei ist, profitiert finanziell; das sei ihm selbstverständlich gegönnt. Aber dann wird es immer gefährlicher: Geld beginnt, die Initiative zu übernehmen. Die Musiker werden fremdgesteuert (und merken es oft nicht einmal). Sie folgen nicht mehr ihren künstlerischen Impulsen, sondern richten sich nach dem, was von ihnen erwartet wird. Viele, die sich in diesem Engpass befinden, versuchen, ihn mit Worten aus der Welt zu schaffen. Sie reden davon, dass sie möglichst viele Menschen erreichen wollen, und dass Stilunterschiede bedeutungslos seien (sprich: jedes Stilgemenge möglich und gut sei) und sie loben die Idee ihrer Plattenfirma, ihre Musik mit Elektronik oder einem kleinen Sinfonieorchester aufzupumpen. Wie dankbar können wir den Produzenten von Louis Armstrong Hot Five 1925 sein, vom Charlie Parker/Dizzy Gillespie Quintet 1945, vom Ornette Coleman Quartet 1959 und vom Art Ensemble of Chicago 1978, dass sie nicht auf solche Gedanken kamen. Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom. Joe Viera |
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