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Jazzmusiker aus der DDR, die wirklich gut gewesen sein sollen? Und das noch bevor DDR-Freejazz-Barden auch einen Teil Westeuropas erobern sollten, also vor über dreißig Jahren gibts das? Ja, das gab es, zum Beispiel die Rock-Jazz-Band SOK. Die Band, Anfang 1970 aus der Klaus-Lenz-Bigband heraus gegründet und bis 1973 existent, hatte in zweierlei Richtungen große Bedeutung: Zum einen war sie die Wiege für Synopsis, der bis heute (mittlerweile als Zentralquartett) international einflussreichsten Freejazz-Formation aus dem Osten Deutschlands, zum anderen erreichte SOK (bulgarisch für Saft) ein künstlerisches Niveau und eine Eigenständigkeit, die die Band deutlich über das hinaushob, was die Vorbilder Blood, Sweat & Tears, Dreams oder Chikago boten. Rockmusiker aus der DDR, die wirklich gut gewesen sein sollen? Und das noch bevor die pseudophilosophischen Machwerke einer Gruppe Karat durch den Muränen (O-Ton Jürgen von der Lippe) Peter Maffay im Westen hoffähig gemacht wurden gibts das? Ja, das gab es, zum Beispiel Veronika Fischer & Band. Vroni, wie die Ausnahmesängerin schon immer genannt wurde, ist in der Fred-Herfter-Band und bei der Stern-Combo Meißen groß geworden, bevor sie Anfang der 70er-Jahre zur DDR-Supergroup Panta Rhei wechselte, um danach dann mit eigener Gruppe zur wichtigsten deutschen Sängerin des songorientierten Rock zu werden. Lange vor anderen verstand sie es, mit einer unnachahmlichen stimmlichen Ausdrucksvielfalt Songs zu gestalten, die aus der Sicht der Befindlichkeit des Einzelnen künstlerische Statements zu gesellschaftlichen Zuständen abgaben. Was ist beiden der Rockjazz-Band und der Sängerin gemeinsam? Sowohl SOK-Musiker wie Günter Baby Sommer und Helmut Forsthoff als auch Vroni Fischer studierten an der Musikhochschule Carl Maria von Weber Dresden, in der deutschlandweit ältesten Klasse für Tanz- und Unterhaltungsmusik. Und die wurde 1962 gegründet, als deutschlandweit erster Versuch, an einer Hochschule die Ausbildung von Jazzmusikern in das Lehrprogramm aufzunehmen. Das war zu einer Zeit, als international gesehen die Stones noch nicht existierten und Ornette Colemans Platte Free Jazz gerade ihre Wirkung zu entfalten begann. In der DDR stand das berüchtigte stalinistische 11. Plenum des ZK der SED vom November 1965 (das eine freie Kunstentwicklung drastisch auf ideologisch Gewolltes zurückstutzte) noch bevor, die Plattenfirma AMIGA startete, und zwar mit Chansons, Schlagern und viel Jazz. Die Einrichtung dieser Dresdner Klasse für Tanz- und Unterhaltungsmusik (unter diesem Begriff firmierte damals einiges, das eigentlich Jazz war, so auch die noch heute dienstälteste Jazzbigband Europas, die Dresdner Tanzsinfoniker) war vom Hochschullehrer Frank-Harald Greß initiiert und beauftragt vom damaligen Rektor Professor Karl Laux. Klar, dass sich die Musiker der Tanzsinfoniker um Günter Hörig dieser Aufgabe annahmen. Schließlich galt es, auch für den eigenen Nachwuchs zu sorgen. Ein Lehrprogramm sowie Unterrichts- und Spielliteratur mussten geschaffen werden. Günter Hörig und seine Tanzsinfoniker gehörten auch zu den Lehrkräften der ersten Stunde in den künstlerischen Hauptfächern. Daneben erhielten die Studenten musiktheoretischen Unterricht und fanden sich bei der Satz- und Gruppenarbeit zum gemeinsamen Musizieren zusammen. In diese Zeit fällt die Geburtsstunde der Hochschul-Big-Band, deren Leitung, wie konnte es anders sein, Günter Hörig übernahm. Erst kürzlich, in einem legendären Konzert im Januar 2001, gab Hörig die Leitung an seinen Nachfolger Friedhelm Schönfeld ab. Nachdem die Ausbildung von Jazzmusikern in Dresden zunächst noch ein Anhängsel der Orchesterabteilung war, bekam sie 1969 mit der Etablierung einer eigenständigen Abteilung das ihr gebührende Gewicht. Etwas schwierig gestaltete sich im Umfeld der damaligen DDR die Namensgebung. So nannte sich die Studienrichtung bis zur Wende eben Tanz- und Unterhaltungsmusik. Die Kurzformel TUM war bald so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie zu Nachwendezeiten noch oft zu hören war, obwohl schon längst die Umbenennung in Fachgruppe Jazz/Rock/Pop erfolgt war. Mit der Abteilungsgründung wurde neben der instrumentalen Ausbildung auch die vokale in den Studienbetrieb mit aufgenommen, deren Leitung zunächst Hans-Herbert Schulz übernahm. Ebenfalls in diese Zeit fallen die ersten Ferienkurse, die bis 1990 jährlich in den Semesterferien ein sehr gefragtes Arbeitstreffen von Profi- und Amateurmusikern zwecks gemeinsamer Qualifizierung waren. Nach der Wende wurden die Studien- und Prüfungsordnungen, die Studieninhalte und Lehrprogramme wiederholt überarbeitet. 1991 wird die Abteilungsleitung dem Ausnahmedrummer des deutschen Swing, Siegfried Ludwig, übertragen, der 1992 gemeinsam mit Günter Hörig zum Professor berufen wird. Seit 1996 sorgt Prof. Günter Baby Sommer als Leiter der Fachgruppe für anspruchsvolle Ausbildungsinhalte und eine heutigen Standards entsprechende Neuprofilierung. Wenn am 15. Mai im Großen Haus des Staatstheaters Dresden die große Jubiläums-Konzertparty steigt, werden fast alle der früheren Erst-Studenten und heutigen Berühmtheiten ebenso wie heutige und frühere Lehrer dabei sein und miteinander musizieren: Baby Sommer, Helmut Forsthoff, Vroni Fischer, Franz Bartsch, Bernd Aust, Jäcki Reznicek und Céline Rudolph und viele andere. Mathias Bäumel
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