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Symbolisch für das Konzert der Formation Future Song tanzte sich Marilyn Mazur gleich einem Wind von elementarer Kraft auf die Bühne des Maximilian-Kolbe-Hauses. Mit blitzenden Augen, lustvoll bis dämonisch, nimmt der Rhythmus der tänzerischen Bewegung gefangen. Das Geklingel der Schellenbänder um die Fesseln fügt sich wie nebenbei ins ereignisreiche Spiel des Titels All the birds. Tänzelnd findet die Mazur, die sich in den Bands von Miles Davis und Jan Garbarek eine weltweite Reputation als geniale Schlagwerkerin erarbeitet hat, Platz inmitten ihres Percussion-Labyrinths. Ein sprießendes Aufgebot von multi-ethnischen Metall-, Holz- und Toninstrumenten, darunter Ballophone, Daburkar oder schlicht eine irdene Vase aus Ton, vor der sie unmittelbar auf dem Boden kauert und beseelt Rhythmen entlockt. Die unterschiedlichen Timbres dieser Instrumente bedeuten in gewisser Weise eine eigene Sprache und ermöglichen unendliche Nuancen des Ausdrucks. Ihr einmaliger Sinn für Klangfarben und Farbspiele, lässt sie die ganze Palette aufmischen. Dabei spachtelt sie mal wild in schmierig triefendem Öl oder es hängt ihr ein zarter Aquarelltropfen am Stock und wartet auf den Augenblick des Falls. Sie ist von besessener Vitalität, überquellend spielerischer Vielfalt, ein Ausbund an Energie und was für ein Anblick magischer Weiblichkeit! Ihr Selbstverständnis als Improvisations-Künstlerin und Komponistin bestimmt und durchwirkt die dynamisch ereignisreiche Musik ihrer Formation Future Song. Dabei lässt sie sich nicht auf eine bestimmte Stilistik festlegen. Ob straight ahead Jazz, Fusion, rockbetonte Floskeln, die an weiträumige harmonische Abläufe gebunden sind, oder diese verheißungsvolle Spielart von Weltmusik, ihr Motto lautet: Bleibe im Fluss und schau, was passiert! So entwickeln archaische Vokalisen der Amerikanerin Aina Kemanis etwa in Verbindung mit Blockflöte oder Saxophon von Hans Ulrik kultisch meditative Stimmungen, die undogmatisch von abendländischen Kantilenen aufgefangen werden. Geheimnisvolle Wandlungen von Urwaldgeräuschen, lateinamerikanische Rhythmen geben ebenso nordischer Dichtung Raum. Als wahrer Peer Gynt verfremdete Eivind Aarset seine Gitarren-Impulse, die sich nach virtuellem Muster prozesshaft als Rhythmuspatterns ausbreiteten. Ebenso Elvira Plenars synthetische Keyboardklänge, ein sinnfälliges Gemisch von Künstlichkeit und Erdung, das der Ebene des Sounds weitere delikate Hörräume verlieh. Audun Kleive, Drums, und Klavs Hovman, Bass, bildeten die unverzichtbaren Garanten für diese höchst individuellen Musiker, die ihre charakteristischen Qualitäten sehr nah miteinander kommunizieren und sich eine besondere Offenheit für die Sprache der Musik bewahrt haben. Disziplin und wundervolle Schönheit gaben sich die Hand und wurden begeistert gefeiert. Karin Meesmann |
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