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Als Jermaine Landsberger vor einigen Jahren seinen Einstand in der Regensburger Jazzszene gab, kam sein Klavierspiel wie eine Urgewalt über uns. Tonkaskaden, Akkordschnellen, das Ganze in rhythmischen Strudeln aufgewirbelt. Auch wenn mancher Standard in der Ideenflut unterzugehen drohte ein Ereignis wars allemal. Als der junge Sinti sich dann noch mit Gitarrist Biréli Lagrene zu einer hochexplosiven Formation mit Gipsy Feeling (so der Titel einer gemeinsamen Scheibe) zusammentat, gehörten diese Auftritte zum Mitreißendsten, was das Jazzjahr nicht nur in Regensburg zu bieten hatte. An diesem Abend betritt nun Martin Taylor mit seiner Gitarre zunächst alleine die Bühne des Leeren Beutel; ein wenig Aufwärmen wolle er sich. Doch was der großartige Musiker nach wenigen Takten aus seinem Instrument herausholt, dürfte so manchem auch in den heißesten Momenten nicht gelingen. Exquisite Vielstimmigkeit bei Im old fashioned oder In a mellow tone und wiederum dank atemberaubender Vierfinger-Picking-Technik ein Dialog mit imaginärem Bassisten über I got rhythm. Wir staunen. Und freuen uns auf die viel versprechende Erweiterung zum Trio. Hier gelingt es Landsberger, gerade bei Nummern in mittlerem Tempo, die ein oder andere Staustufe in seine unbändigen Einfälle einzuziehen, um so auch einmal eine Phrase zu näherer Begutachtung festzuhalten. Der Intensität seines Spiels kommt das zugute, ohne dass Energie und Spielfreude zu kurz kämen. Nur der Gemeinsamkeit mit Taylor fehlt anders als bei Lagrene noch die letzte Dringlichkeit, obwohl dieser als vorbildlicher Teamspieler seine Meisterschaft mit abgeklärter Virtuosität in den Dienst des Gruppenswing zu stellen bereit ist. Leider ist da auch Davide Petroccas Bassarbeit wenig hilfreich. Von Uptempo-Nummern und schönen Soli abgesehen hält sich seine antreibende und Gemeinschaft stiftende Kraft eher in Grenzen. Kurz vor Schluss dann eine Ahnung davon, wie das Zusammenspiel im besten Falle aussehen könnte. Zunächst heizt Landsberger seinen Hochgeschwindigkeitsblues zu Temperaturen hoch, die den Titel Cool blue ins Paradox verkehren, und Taylor schürt ordentlich nach. Dann besinnen sie sich auf eine gemeinsame Sprache, die sich eigentlich schon viel früher zu verstärkter Kommunikation angeboten hätte: Als langjähriger Partner Stéphane Grapellis weiß Taylor mit dem Minor Swing natürlich ebenso gut umzugehen wie Landsberger. Moderner Zigeunerjazz vom Feinsten dieser Gesprächsfaden lohnte wieder aufgenommen zu werden! Juan Martin Koch |
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