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Jazzzeitung

2011/03  ::: seite 16

rezensionen

 

Inhalt 2012/04

Inhaltsverzeichnis

Sternlein STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazz-ABC: Sparks, Melvin no chaser: Sommerfreuden Farewell: Trauer um den österreichischen Pianisten Fritz Pauer

Sternlein TITELSTORY: Indie Big Band Wonderland
Monika Roscher interpretiert die große Besetzung neu

Sternlein DOSSIER/GESCHICHTE -
Er erfand die Zukunft des Jazz
Louis Armstrong – zur Bedeutung der Hot-Five-Aufnahmen (1925–1928)
Saxophon spielen wie Art Tatum
Basies Weggefährten (6): Am 21. Oktober wäre Don Byas 100 Jahre alt geworden

Sternlein Berichte
55 Arts Club // Louis Rastig präsentiert in Berlin an vier Tagen ein generationsübergreifendes Festival // Jazzfestival Luxemburg in Dudelage //Jazz Sommer im Bayerischen Hof // „M3 – Musikkritiker machen Musik“ im Night Club Bayerischer Hof // 30. Ausgabe des Südtirol Jazzfestivals Alto Adige

Sternlein Portraits / Jubilee
Ray Anderson zum 60. Geburtstag// Joe Viera zum 80. Geburtstag//Geiger Adam Baldych // Waldemar Bastos // Susanne Heitmann // Michael Hornstein // Wadada Leo Smith // Karolina Strassmayer und Drori Mondlak

Sternlein Jazz heute und Education
Der „Bayernjazz“ und seine Sachwalter // Einstein-Kulturzentrum: Musik, Theater und mehr // Abgehört: Altsax à la James Brown: David Sanborns Solo über „Snakes“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Scheffners Vinylarchiv

Es gibt ja viele schillernde Persönlichkeiten im Jazz, aber eine der beachtenswerten ist sicher der Bassist und Oud-Spieler Ahmed Abdul-Malik. Um gleich mit einer immer wieder kolportierten Aussage aufzuräumen, das ist sein echter Geburtsname und nicht der angenommene Name eines zum Islam über getretenen Musikers.
Das gab es zwar zu Zeiten des Bebop sehr häufig, aber Abdul-Malik wurde 1927 als Sohn eines sudanesischen Einwanderers im arabischen Viertel New Yorks geboren und war daher schon immer Moslem. Er begann bereits als Kind Violine zu spielen, wechselte aber schon früh zum Kontrabass. Wie viele Musiker durchlief auch er die Schule des R&B, spielte mit dem Tenorsaxophonisten Sam „The Man“ Taylor und machte seine ersten Aufnahmen (1956) mit dem Pianisten Randy Weston. Beide waren schon seit früher Jugend befreundet. Im gleichen Jahr war er auch der Bassist im Jutta Hipp Quintet (mit Zoot Sims), arbeite danach länger mit Thelonious Monk zusammen, bis er 1958 seine erste LP unter eigenem Namen machte (Jazz Sahara auf Riverside, 1958). Hier taucht auch zum ersten mal sein zweites Instrument auf, das er bald gleichberechtigt neben dem Bass spielen sollte und das ihn so einzigartig machte: die arabische Laute, die Oud. Heute gibt es zwar eine Reihe von Oud-Spielern im Jazz (z.B. Rabih Abou-Khalil, Anuar Brahem), aber damals waren die Klänge schon sehr ungewöhnlich. Nach Aufnahmen mit sehr unterschiedlichen Musikern (Bob Wilder, Coleman Hawkins, John Coltrane, Herbie Mann, Walt Dickerson, Odetta, Dave Pike und vielen anderen) die ihn als absolut vielseitigen Musiker auszeichneten, nahm er eine Platte für Prestige auf, die tief in der Arabischen Tradition verhaftet war.

PRESTIGE PR 16003: The Eastern Moods of Ahmed Abdul-Malik
Ahmed Abdul-Malik (b, oud); Bilal Abdurrahman (cl, as, reed-fl); William Henry Allen (b, perc)
Summertime/Ancient Scene/Magrebi/Sa-Ra-Ga‘ Ya-Hindi/Schoof Habebe (rec. 13.6.1963)

The Eastern Moods of Ahmed Abdul-Malik

The Eastern Moods of Ahmed Abdul-Malik

Selbst wenn hier mit Summertime, ein von Jazz-Musikern beliebter Standard dabei ist und Abdul-Malik auch Bass spielt, ist die LP durchzogen von arabischen Rhythmen und Harmonien. Der Gershwin Klassiker beginnt zwar sehr orientalisch, bewegt sich dann aber zwischen Jazz und traditioneller Musik, was besonders durch die unterschiedlichen Melodieinstrumente Altsaxophon und (koreaniche) Reed-Flöte für Spannung sorgt. Auch die starke Percussion-Präsenz macht den Titel ungewöhnlich und interessant. Bei Ancient Scene wird diese Spannung noch stärker betont, obwohl die Stimmen von Klarinette und Pizzicato-Bass dann wieder sehr „jazzmäßig“ klingen. Die zweite Seite der LP ist weit stärker arabisch geprägt. Die Oud von Abdul Malik wird nur noch von Bass und Percussion begleitet. Die Musik klingt sehr spontan, improvisiert und archaisch. Der Spannungsbogen geht von seinen sudanesischen Wurzeln bis in den Magreb, dem westlichen Teil Nord-Afrikas, was er auch mit dem Titel Magrebi auszudrücken versucht, wogegen Shoof Habebe, aus der Sprache des Sudan, den Menschen aus Sudan und Somali gewidmet ist. Länder, die gerade zur Zeit wieder sehr negativ im Focus der Weltpolitik stehen.

Neben Themen aus der afrikanischen Volksmusik läßt sich Ahmad Abdul-Malik in seinen Kompositionen aber auch von indischer Musik beeinflussen, was in dem Titel Sa-Ra-Ga‘s Ya-Hindi zum Ausdruck kommt. Die Musik der LP ist trotz des jazzigen Grundtons eine Wanderung zwischen den Welten. Das macht sie so spannend und sie ist keiner eindeutigen Kategorie zuzuordnen. Für die damalige Zeit war diese Musik sicher selbst für aufgeschlossene Jazzfans gewöhnungsbedürftig. Auch wurde die LP nicht in einer regulären Prestige-Jazz-Serie veröffentlicht (geplant war sie als New Jazz 8298, ist dort aber, wie andere LPs von Abdul Malik, nie erschienen) sondern wurde in der weniger bekannten 16000er „versteckt“. Deswegen ist diese Platte ziemlich selten, taucht kaum bei Auktionen auf und hat es (bisher) auch nicht zu einer CD-Veröffentlichung gebracht.

Manfred Scheffner

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