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Der Jazz erlebt immer wieder historische Momente. Mitte Mai fand das erste Jazz-Festival Luxemburgs statt. Nein nicht in der Hauptstadt des Großherzogtums, wo es seit längerem Konzertreihen und Konzerte mit manchen Jazzgrößen gibt. Im Hinterland, im beschaulichen Dudelange, südlich vor den Toren gelegen, wird seit zwei Jahrzehnten Jazz geboten. Dass die 19.000 Einwohner zählende Industriestadt das Festival wagte, war „logische Folge der bisherigen intensiven Jazzprogramme“, betonte Danielle Igniti, quirlige künstlerische Leiterin und Kulturbeauftragte der Stadt. Ihr Konzept gestaltete sich ganz einfach. Das Festival mit dem reißerischen Titel „Like a Jazz Machine“ sollte Begegnungen für das Publikum bringen, aber auch Schaufenster sein für Luxemburger Jazzmusiker. Diese befinden sich im Aufwind, denn der Staat betrachtet Jazz immer mehr als förderungswürdig. Mit JAIL („Jazz in Luxembourg“) ist ein Dachverband entstanden, der Gelder an Land zu ziehen versucht. Zudem wurde vor zwei Jahren das Luxembourg Export Office (music:LX) nach französischem Vorbild gegründet, das dem einheimischen Jazz zur besseren Wahrnehmung im Ausland verhelfen soll. Sein Leiter Patrice Hourbette unterstützte „Like a Jazz Machine“ nach Kräften. Das Festival präsentierte an vier Tagen zwanzig Projekte, die zur Hälfte mit Luxemburger Musikern besetzt waren, allen voran Stars wie Michel Pilz, Pascal Schumacher oder Maxime Bender. Auch drei junge Bands, nicht immer einhellig aufgenommen, gaben sich die Ehre. Eindeutiger Schwerpunkt war der europäische Jazz. Zwei US-Bands hatten allenfalls Alibi-Charakter, hinterließen aber nachhaltigen Eindruck. Das begeisterte Publikum im Kulturzentrum „Op der Schmelz“ wollte Kyle Eastwood nach einem fulminanten zweistündigen Auftritt nicht ziehen lassen. Der Bassist, der nicht gern als Sohn des berühmten Regisseurs gehandelt werden will, hatte zwei Bläser aufzubieten, die sich gegenseitig spannende Duelle lieferten. Den allerdings bescheidenen Schlusspunkt setzte Landsmann Joseph Bowie mit seinem müde gewordenen Projekt Defunkt. „Die ganze Palette und der Reichtum des Jazz“ sollte in Dudelange gezeigt werden, was eindruckvoll gelang – allen voran mit den Luxemburger Musikern. Erstaunlich, welch hohes Niveau die Musiker dieses kleinen Landes inmitten Europas haben und wie sie es schaffen, allmählich deren enge Grenzen zu verlassen. Der Austausch mit den Nachbarländern Deutschland, Belgien und Frankreich ist in vollem Gang. Eine der herausragenden Gestalten ist Pascal Schumacher. Der Vibraphonist, 2005 bereits mit dem belgischen Django d´Or und eben gerade mit dem deutschen Echo Jazz ausgezeichnet, setzt ebenso auf Nachbarschaft wie Saxophonist Maxime Bender, dessen Kölner Pianist Sebastian Sternal beachtliche Schubkraft hatte. Roby Glod ist der Dritte im Bund erwähnenswerter Musiker aus Luxemburg, die in insgesamt zehn Bands präsentiert wurden. Der in Straßburg lebende Saxophonist hat sich mit den Deutschen Christian Ramond (b) und Klaus Kugel (dr) zusammengetan, um freien Jazz zu gestalten. Reiner Kobe |
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