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Er wurde nie so bekannt wie all die Musiker, auf deren Alben er als Sideman mitgewirkt hat, doch wer Blue Note- und Prestige-Alben der 60er und 70er Jahren sammelt, kennt sein Gitarrenspiel von Hits wie Lou Donaldsons „Turtle Walk“ oder Charles Earlands „More Today Than Yesterday“, um nur einmal zwei Aufnahmen des Jahres 1969 herauszugreifen. Oder „Soul Liberation“, ein von Earland komponiertes Titelstück eines Prestige-Albums des Tenoristen Rusty Bryant, das es 1970 in die Charts schaffte. Obwohl solche Aufnahmen allein schon vom groove her zünden, hat sich Sparks nie damit zufrieden gegeben einfach nur schablonenhafte „licks“ zu spielen. Er belebte mit seiner Phantasie und seinem Spielwitz zusätzlich das Geschehen. Er spiele Jazz über Funk-Rhythmen, hat Melvin Sparks seinen Stil einmal definiert. Was an seiner Musik fasziniert ist die Leichtigkeit, mit der er über der bodenständigen Musik abhebt, die 90 Prozent seiner Diskografie ausmachen, erdigen Blues, Boogaloo, schwarze Tanzmusik. Der Sound seiner Gitarre klingt dabei nie laut, nie verzerrt, sondern klar, fein und glänzend. Die Mutter des texanischen Meisters des Funk, Soul und Soul-Jazz betrieb in Houston ein Café mit Live-Musik. Dadurch wuchs er gleich mit Jazz und Blues auf. Mit elf begann er mit dem Gitarrenspiel. Cal Green, Hank Ballards Gitarrist, der auch im Café ein uns aus ging, inspirierte ihn sehr. Mit 13 jammte er schon mit B.B. King und er war noch ein Schulkind, als er bereits mit Größen wie Big Joe Turner und Hank Ballard arbeitete. Er spielte zu der Zeit auch bereits mit dem Organisten Leon Spencer, mit dem er auch Jahre später noch Platten machte. 1963 trat Melvin Sparks in die bekannte Backup-Band „The Upsetters“ ein und hatte so die Gelegenheit Little Richard, Marvin Gaye und viele andere Stars zu begleiten. 1967 zog Sparks nach New York, um eine sich eine Jazz-Karriere aufzubauen und trat dort in die Combo des Organisten Jack McDuff ein, mit dem er einige Jahre zusammenarbeitete. Ab 1967 begann auch eine später gelegentlich wiederholte Zusammenarbeit mit dem Organisten Dr. Lonnie Smith. Ab 1969 hörte man ihn immer wieder mit Charles Earland – eine kongeniale Partnerschaft, die bis zu dessen Tod 1999 immer wieder aufgefrischt wurde. Melvin Sparks war ähnlich wie sein Vorbild Grant Green oder wie George Benson und Pat Martino immer wieder ein Gitarrist der Wahl für bekannte Hammond-Organisten. Unter ihnen waren Reuben Wilson ab 1969, Charles Kynard ab 1970, Johnny „Hammond“ Smith ab 1971, Jimmy McGriff ab 1983 und Joey deFrancesco ab 1997. In der zweiten Hälfte der 70er-Jahre ließ das Interesse an Soul Jazz nach, und auch Sparks war vorübergehend weniger beschäftigt. Ab den 80ern und vor allem den 90er-Jahren kam es zu einer Renaissance dieser Musik. Plötzlich wurde er – ebenso wie viele andere noch aktive Vertreter des Soul Jazz, etwa die Saxophonisten Houston Person und Hank Crawford, mit denen er gelegentlich zusammenarbeitete, als Legenden des Acid Jazz vermarktet. Melvin Sparks Hassan, so der zuletzt bevorzugte Name des Virtuosen, war einer jener Sidemen, deren Beitrag maßgeblich dafür verantwortlich war, dass die Alben der Bandleader so gut gerieten. Seine Beiträge trugen immer seine eigene Handschrift. Jeder Musiker hat seine Lieblingsphrasen; sie sagen einiges über den Humor des Interpreten aus. Neben einer, die etwas an den Hummelflug erinnert, ist es vor allem einen Zitat aus „Flintstones“, an dem man Sparks leicht identifizieren kann. „Ich liebe es einfach, zu erleben, dass Menschen eine gute Zeit haben“, hat Melvin Sparks einmal gesagt. „Sie müssen nicht zu tanzen, wenn sie nicht wollen. Hauptsache, sie gehen glücklich hinaus und es hilft ihnen, durchzukommen bei was auch immer sie durchkommen müssen.“ Marcus A. Woelfle |
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