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Als „neues Label für Experimentellen und Avantgarde Jazz, Improvisierte und Neue Musik, Wort und Bildende Kunst“ präsentiert der Bassist, Mandolinist, Komponist, Produzent und Labelgründer Martin Schmidt aus dem saarländischen Heiligenwald/Schiffweiler sein Unternehmen gligg. Ein nagelneues Studio hat er eingerichtet, in einem knappen Jahr mit über 30 MusikerInnen gut 50 Produktionen erarbeitet und die ersten zwei Dutzend davon nun auf einen Schlag herausgebracht, einzeln und in zwei dicken Boxen. Mutig, visionär, gegen den Strom! Verrückt? Nein, absolut nicht, auch wenn die Musik eine wohlkalkulierte kreative Schräglage auf der Höhe der Zeit in keiner Sekunde verleugnen mag. Warum tut man sich das an, in Zeiten überall rückläufiger CD-Verkäufe noch auf die aussterbenden Silberlinge zu setzen, dazu mit einem sehr speziellen Programm? Keine Träumerei: „Alle gligg-CDs sind physikalisch bei gligg-records.com und Amazon erhältlich, gleichzeitig weltweit in allen MP3 Stores wie iTunes oder AmazonMP3. Also: gligg legt größten Wert auf moderne Verbreitung via Internet, wird aber auf jeden Fall noch lange CDs produzieren. Die sind einfach für die Bands, Projekte und Musiker immer noch unerlässlich, abgesehen davon, dass sie ‚stofflich‘ sind, was vielen Musikliebhabern sehr wichtig ist.“ Entstanden ist gligg aus der Szene um den Posaunisten Christoph Thewes und Martin Schmidt selbst, deren langjährige Zusammenarbeit im „Undertone Project“ als nucleus fungierte und weitere Projekte anstieß mit regionalen MusikerInnen wie Jan Oestreich, Marion Wildegger, Johannes Schmitz, Hartmut Oßwald, Daniel Schmitz, Chris Klein und Sabine Noss. Thewes lieferte auch den Link zur Berliner Szene, aus der etliche Vertreter nun auf gligg vertreten sind: Jan Roder etwa, Rudi Mahall, Olaf Rupp, Willi Kellers, Daniel Prätzlich, Oliver Steidle, Johannes Bauer, Matthias Müller oder Rudi Fischerlehner. Die Kreise weiten sich zusehends. Wie kommt diese überaus reizvolle Mischung zustande? Plan, Zufall, Connections, alles zusammen? Eher ein musikalischer Solidarpakt: „gligg basiert auf einem Netzwerk von Künstlern. gligg ist also kein klassisches Label mit einem klaren Blick auf die Kommerzialisierbarkeit seiner Produktionen, sondern eine Plattform, die ihre Energie aus sich selbst, aus dem Netzwerk heraus bezieht. Der Plan geht über 5-10 Jahre, wofür zusätzlich zu dem Recording und Mastering Studio ‚Spielraum Studio Heiligenwald‘ auch eine Finanzierung von mir gestellt und eingeplant ist. Hoffen wir, dass diese Zeit reicht, einen ‚Selbstläufer‘ zu schaffen.“ Das notwendige Kleingeld stammt aus einer früheren Parallelwelt beruflichen Erfolgs. Danach erscheint Musik als absolut sinnvolle Geldanlage. Mitnichten jedoch geht es um die Vermehrung der Mittel, sondern vielmehr die Steigerung des kreativen Inputs, um nachhaltige, freie Plattformen für die Musiker, für Poeten wie den Balladendichter Alfred Gulden, für Künstler wie Volker Sieben oder Samuel Rachl, die die Cover gestalten. Durchgängiger Anspruch ist die Devise, nicht verkrampft, verkopft, verbohrt, sondern schöpferisch, frei und mit dem Blick ins offene Feld: das Studio als Ort künstlerischer Freiheit! Zudem versteht sich gligg als „Mining Label“: „Kunst und Bergbau haben zwei Dinge gemeinsam“, heißt es auf der Homepage www.gligg-records.com: „Die harte Arbeit und im Dunkeln zu graben, und dabei noch unentdeckte Schätze ans Licht zu fördern.“ Mit 24 CDs auf einen Schlag an den Start zu gehen ist ziemlich mutig, andererseits durchaus geeignet, einen markanten Auftakt zu setzen, von vornherein Flagge zu zeigen mit einer klaren stilistischen Linie. Martin Schmidts Lieblingsscheiben? „Ja, alle ... vielleicht ein bisschen lieber: Undertone Project, Rupp/Müller/Fischerlehner, Musikverein Heillijewald, Die dicken Finger, Yahoos ...“ Also doch: eigentlich alle! Dem tief schürfenden Mining Label kann man in Anlehnung an den alten Wunsch der Bergleute eigentlich nur zurufen: gligg auf! Tobias Böcker |
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