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Heiner Schmitz Diese Doppel-CD kann nur als über alle Maßen gelungen gelobt werden (siehe auch JZ 3/2011 und 2/2012). Der Saxophonist, Komponist und Arrangeur Heiner Schmitz, in der Kölner Szene zu Hause, hat sich an Homers gewaltiges Epos der „Odyssee“, die ihn schon als Kind beeindruckt hatte, herangewagt, um eine Auswahl der wichtigsten „Gesänge“ in eine zeitgenössische Jazzsprache zu formen, genauer: seine Kompositionen in großartige Bigband-Arrangements zu gießen. Wie schon auf einigen Tourneen (z. T. mit Dave Liebman als Hauptsolist) so auch bei dieser CD-Produktion, die im Kölner „Loft“ und im Dortmunder „domicil“ entstand, konnte Heiner Schmitz mit dem erstklassigen Cologne Contemporary Jazz Orchestra arbeiten. Christian Brückner, einer der besten Sprecher und Rezitatoren sowie bekennender Jazz-Aficionado, war ohne Zögern bereit, sich der Rolle des antiken Helden anzunehmen. Fast stockt dem Hörer das Blut in den Adern, wenn Brückner mit seinem unnachahmlichen Timbre von den Gefahren und Schrecknissen berichtet, denen sich Odysseus und seine Gefährten ausgesetzt sehen, übrigens in der altertümlichen Übersetzung des Johann Heinrich Voß (1751–1826), die Schmitz bewusst moderneren Übertragungen vorgezogen hat. Der musikalische Part des „Odysseus“ wird von dem mehrfach preisgekrönten Trompeter Frederik Köster in kongenialer Partnerschaft zu Brückner gestaltet. Heiner Schmitz hat – das kann ohne Umschweife konstatiert werden – ein Gesamtkunstwerk geschaffen. Bugge Wesseltoft & Henning Bereits beim ersten Ton der CD „Last Spring“ (gleichzeitig auch der Titel einer Komposition von Edward Grieg) stellt sich wohlige Gänsehaut und absolut entspannte Stimmung ein. Sparsam ertönen im ersten Stück „Blåmann“ behutsam gesetzte Töne wie Knospen, die nach einem eisigen Winter beim ersten Sonnenschein an das Tageslicht gelangen, wachsen und erblühen. Mit einem unglaublichen Gefühl für Reduktion und Klangästhetik musizieren Bugge Wesseltoft am Piano und der klassisch ausgebildete Geiger (und Wesseltoft-Fan) Henning Kraggerud gemeinsam in stillen, überwiegend traditionellem Liedgut entspringenden Kompositionen, die fein perlend und klar vorgetragen werden. Das Spektrum der Stückauswahl reicht von norwegischer Volksmusik bis hin zum Pilgerlied „Maria durch den Dornwald ging“, mit einfühlsam dazwischen eingestreuten Improvisationen, und endet mit Brahms’ Wiegenlied. Klanglich ausnehmend interessant ist hier auch die Instrumentierung, bei der außer Bugges Piano der Stimmung entsprechend vornehmlich Kraggeruds Guarneri Del Gesù-Violine, im Wechsel mit Viola oder der einzigartigen, speziell für ihn gefertigten, Viola Concorda (eine Viola mit sechs Saiten) erklingt. Das Ganze stellt letztlich eine stringente Weiterführung von Wesseltofts CD „It’s Snowing On My Piano“ dar, die nicht nur in Norwegen absoluten Kultstatus besitzt. Bleibt zu hoffen, dass nach „Last Spring“ nun auch noch ein Album „Next Summer“ sowie „Following Autumn“ folgt. Damit wäre Bugges Jahreszeiten-Zyklus komplett. Melody Gardot Postkartenidylle kann so schön sein –wenn sie mit solchem Humor arrangiert wird wie während der „Abwesenheit“: Ein Jahr ist Melody Gardot gereist und hat auf ihrer jüngsten Scheibe ihre Souvenirs, die Farben, Gerüche, Klänge, Sprachen, Fauna und Flora aus Marokko, Portugal, Brasilien mit einer Spur Haysi-Fantayzee-Schrägness und reichlich Glamour „musikalisiert“. Die elf Nummern mit Samba, Bossa und Co. künden von schwülen Nächten und prallem Leben, vom exotischen Alltag, vom Meer und seinem atmenden Rhythmus, geformt zu anrauschenden semidissonanten Clustern, von den blechernen Glocken in „Lisboa“ und gehauchtem Fado, singen von der Liebe inmitten von Straßentrubel oder versteckt hinter kühl glühendem Tango, heiserem Geflüster, rauem Ton und umgarnender Wortlos-Kantilene, in „Impossible Love“ und „Goodbye“ wie mit einem Bein in der Demimonde. Produziert wurde die CD von Heitor Pereira, Gitarrist von Simply Red u.a., der in der Hollywood-seligen Ballade „Se Voce Me Ama“ grüblerisch auf der Akustikgitarre akkompagniert und männlich-soft dazu singt. Man braucht den Pressetext nicht zu lesen – es ist zu hören, dass beide ein kreatives Dreamteam sind, im Duett ebenso wie im Zusammenspiel, das zu so stimmigem Ergebnis fand. Im Zentrum stehen Melody Gardot und ihr smooth-souliger Gesang mit gelegentlichem Monroe-Tremolo, die mit der Afro-Hommage an die Meeresgöttin „Iemanja“ mit undergroundigem „hidden track“ ausklingt – und sich auf dem Cover ästhetisch als solche inszeniert. Keith Jarrett Eine Überraschung aus dem Hause ECM ist die Veröffentlichung der Live DoCD „Sleeper“ von Keith Jarretts sogenanntem European Quartett aus dem Jahre 1979. Über dreißig Jahre schlummerte diese bis dato komplett unveröffentlichte Aufnahme im ECM Archiv, um nun erstmals zu erklingen, als sei alles erst gerade passiert. Im April 1979 tourte dieses Quartett durch Japan. Mit dem Album „Personal Mountains“, aufgenommen im April 1979 (veröffentlicht 1989), existiert bereits ein Live-Mitschnitt aus Tokio. „Sleeper“ ist nun ein weiterer grandioser Konzertmitschnitt dieser Gruppe, aufgenommen am 16. April 1979 im Tokioter Nakano Sun Plaza. Damit ist das Spiel des Quartetts mit Jarrett, Garbarek, Danielsson und Christensen mit der New York Aufnahme „Nude Ants“ auf nun fünf Live- und damit sieben CD’s insgesamt dokumentiert. Das wirklich spannende an „Sleeper“ ist weniger die Auswahl der alle für das European Quartett komponierten Stücke. Interessant ist hier die spontane Herangehensweise an Kompositionen, das harmonische Unisonospiel der Themen und einzigartige Improvisationen die, egal in welchem Zeitraum aufgenommen, gerade diese Jarrett Formation mehr zu einem Phänomen als zu einer Gruppe und damit zu einem absoluten musikalischen Erlebnis macht. Auf dem Zenit ihres kreativen Schaffens wird in aller Freiheit mit ungezügeltem Verve und einer Intensität gespielt, die seinesgleichen sucht. Was damals musikalisch alles möglich war und verwirklicht wurde hat weder an Kraft noch Faszination verloren. Chico Freeman Chico Freeman und Elvin Jones sind keine nur in der Theorie verbundene Musiker. Die beiden unterschiedlichen Generationen zugehörigen Musiker spielten gemeinsam, so während einer Europatournee 1977 („The Elvin Jones Jazz Machine“). Elvin Jones, langjähriger Schlagzeuger des John Coltrane-Quartetts und Bruder von Thad und Hank Jones, war ein maßgebender Wegbereiter des modernen Jazz in der Post-Bebop-Zeit, dessen Spielweise auch das Coltrane-Album „A Love Supreme“ prägte. Auch die anderen Musiker des Elvin Jones Projects, George Cables, Lonnie Plaxico und Winard Harper, spielten schon gemeinsam mit Elvin Jones. Die aufgenommenen Stücke (u.a. „Lonnie’s Lament“ von Coltrane, „Mahjong“ von Wayne Shorter und „Inner Urge“ von Joe Henderson) wurden allesamt auch von Jones aufgenommen oder live interpretiert. Zweimal spielt Joe Lovano als Gast mit, Martin Fuss ist als zweiter Saxophonist bei „The Pied Piper“ dabei. Swingend und avantgardistisch, streng nach Vorgabe und frei – Spielfreude und -witz sind die Begleiter für ein Projekt, daß als ehrenvolle Verbeugung vor einem der Großen des Jazz gedacht ist. Nicht mehr. Aber weniger auf gar keinen Fall. Möglich, dass es altbacken wirkt, immer wieder dieselben Gassenhauer und Evergreens aufzunehmen. Freeman und seinen Musikern jedoch ist es gelungen, die Entstehungszeit und den Drive der Stücke einzufangen und auf verehrende Art wiederzugeben. Ed Partyka, nuBox & Concept Art Orchestra: Bigbandtronics (Prag Edition) Moderner orchestraler Jazz und groovebetonte elektronische Clubmusik – Ed Partyka bringt es zusammen. Dafür steht ihm mit dem Concept Art Orchestra eine Bigband zur Verfügung, die sich aus jungen tschechischen Musikern zusammensetzt, die hörbar für das brennen, was sie mit kraftvoller Begeisterung tun. Daneben sind bei der Prager Edition – es gibt eine weitere mit der Bigband des Hessischen Rundfunks – ein paar alte Hasen mit im Spiel. Alois Kott am Bass und Drummer Peter E. Eisold, alias nuBox, deren „Six Movement of Sonification“ auch kompositorisch die Grundlage für das spannende Projekt bilden. Aufgenommen hat die „slawische Edition“, die sich übrigens auch in einem „Slavonic Movings“ betitelten Stück findet, der tschechische Rundfunk im Juli 2011 und in einer farbenfrohen, der Ästhetik der konkreten Kunst entlehnten Grafik verpackt. Der amerikanische Bandleader und Dirigent arbeitet bereits seit einigen Jahren mit der großartigen Bigband, die er in der Lage versetzt, mit eigenen Akzenten frischen Wind in die Szene zu bringen. Die fruchtbare Verbindung zwischen den angegrauten, deutschen Groovejazzern und dem jungen Jazzorchester steht ziemlich ohnegleichen in Europa da und vorliegender Ertrag dieser Zusammenarbeit macht in allererster Linie eines: Mächtig Appetit. Ein echter Leckerbissen auf der inzwischen doch sehr üppig und reichhaltig gedeckten Bigband-Tafel. Jürgen Friedrich Auf der einen Seite Musiker, die korrekt die vor ihnen ausgebreitete Partitur abarbeiten – auf der anderen Musiker, die mit und gegen die Partituristen eine Gegenklangwelt aus improvisierter Musik gestalten. Wellen, Ebbe, (Sound)Schleifen, Blüten – naturalistisch umschreibt Friedrich mit dem Sequenza String Orchestra ein Werk, das sich der oft rauen Jazzwirklichkeit mit klangvoller Raffinesse nähert. Einen guten Eindruck vom Werkcharakter liefert „Breaks“, wo zunächst Altsaxophonist Hayden Chisholm eine kleine Klangfläche vorbereitet, auf der die machtvolle, von Gerdur Gunnarsdóttier zusammengestellte Streicherclique dezente kurzatmige Ausbruchsversuche unternimmt. Angeregt vom Fließen des Wassers kopierte Friedrich den unaufhaltsamen Gang der Natur: Schicht um Schicht wächst der Klangspeicher, bis eine undefinierte Menge Ton-Trauben den Zusammenklang von Komposition und Improvisation bewerkstelligt. Bei ihm ist keine vielleicht programmatisch bedingte Symbiose mit dem Begriff „Third Stream“ zu beobachten, den Gunther Schuller in den 50ern für eine dritte Strömung einführte, die europäische Neue Musik und modernen amerikanischen Jazz in einem dritten Weg vereinen wollte. Fünfzig Jahre nach Schuller hat Jürgen Friedrich einen dritten Weg zum Schulterschluss gefunden, weil er keinen Ehrgeiz an eine Formvollendung legte, sondern die Musik fließen und sprechen lässt. Nils Weinhold So langweilig und – so kommt es rüber – altbacken der junge deutsche Gitarrist Nils Weinhold auf den Fotos seines Debütalbums „shapes“ auftritt, seine Musik straft diesem Eindruck erfreulicherweise Lügen. Aufgenommen in New York, wo der im Harz aufgewachsene Musiker lebt, haben an dem Quintettalbum Bruder Bastian an den Drums, Adam Larson (saxes), Luques Curtis (bass) und Fabian Almazan (fender rhodes, p) mitgewirkt. Mit dem Bruder verbindet Nils Weinhold eine lange musikalische Zusammenarbeit und Freundschaft, das merkt man ihrem Spiel auch immer wieder an. Die acht Stücke auf „shapes“, abgeleitet von den besonders im gleichnamigen Stück zu hörenden Polyakkorden, stammen allesamt aus der Feder von Nils und reflektieren wichtige Wegmarken in der Entwicklung des Gitarristen der letzten Jahre. So steht zwar die Gitarre durchaus im Zentrum des Geschehens, dominiert aber keineswegs oder drängt gar andere in den Hintergrund. Es ist eine farblich, stimmungsmäßig und von Form und Ausformung her vielgestaltige Musik, die man hilfsweise wohl am ehesten einem – zugegeben schwammigen – modernen Mainstream zurechnen würde. Rhythmisch ganz wunderbar, oft komplex und energiereich, manchmal unerhört dezent und lyrisch – Bastians Spiel weckt immer wieder Assoziationen zu Bobby Previte – lassen die Kompositionen eigentlich keinen Wunsch offen. David Sanborn Noch eine Best-Of-CD? In der Tat. Interessant ist in diesem Fall: David Sanborn selbst hat die Aufnahmen ausgewählt und zusammengestellt. Vermutlich hören wir also das, was der heute 67-Jährige aus gut 20 Schaffensjahren gehört wissen will – eine Art musikalische Autobiografie. Sanborns Spiel ist tight und perkussiv, er hat Soul, er hat Groove. Dieser kraftvolle Altist und Wegbereiter des Popsaxophons spielt kontrolliert und mit klarem, durchdringend-strahlendem Ton. Passend zum Großteil seines musikalischen Umfelds klingt er manchmal nahezu elektronisch, erinnert fast an eine kreischende E-Gitarre. Über weite Strecken bleibt die Musik jedoch vorhersehbar. Solistisch greift Sanborn immer wieder in ähnliche Farbtöpfe und so manches Stück plätschert ohne große Entwicklung vor sich hin. Da passt es ins Bild, dass die meisten Nummern mit einem Fade-Out enden. Doch es gibt Ausnahmen: Energiegeladene Groovepartys wie das live eingespielte „Hideaway“ oder die Ballade „First Song“ mit Bill Frisell und Charlie Haden stechen hervor. Schade, dass aus dem ausführlichen Booklet – hier kommentiert Sanborn jede Aufnahme – nicht immer die kompletten Besetzungen hervorgehen. Seinen musikalischen Weg beschreibt der Saxophonist als eine „Reise ins Land von Kommerz und Kunst“. Ob Pop oder Jazz, ob schnulzig oder funky, ob Kunst oder Kommerz: Sanborn spielt sein Instrument virtuos und mit großer Hingabe. Paolo Fresu & Omar Sosa Das crescendierende, abrupt brechende Zirpen erinnert an Hörtests. Sanfter Beatboxing-Puls mit Piano und McFerrin-Be-Happy-Pfeifen setzt ein, darüber entspinnt sich mit über siebenminütigem Atem Paolo Fresus Version von Paul Simons „Under African Skies“. Weite, Freiheit und die Fähigkeit, sich vom Feeling leiten zu lassen prägen auch die neue CD des italienischen Jazztrompeters. Wieder ist die Musik ein Spaziergang mit Begegnungen ohne Stilgrenzen. Filmmusikseligkeit trifft Avantgarde, Synthi-Schwaden wabern, während der Rhythmus tickt, klatscht, schnippt und die Loops rollen. Die zwölf Nummern von „Alma“ sind nicht amorph, sondern entwickeln ihren Erzählfaden im Fortspinnen, im Einflechten neuer Motive und nehmen dabei letztlich doch runde Form an. So baut der Titelsong auf balladesken Dreiklangbrechungen am Piano auf, das Cello beginnt zu „singen“, gleich darauf das Flügelhorn, das von Zuspielungen und Samples „getoppt“ wird. Die Elektronik ist der vierte Musiker, die Unterscheidung zwischen akustischen Instrumenten und Elektronik ebenso schwierig wie unwichtig, ein Trompe-l´oreille im Dienste der Musik. Zuständig ist neben dem exzellenten Paolo Fresu auch der kubanische Pianist Omar Sosa, zu hören mit glitzernden Einsprengseln, swingenden Bässen, herrlich virtuosen Jazzpiano-Passagen. Dazu kommen wunderbar kantable Spuren von Jobim-Cellist Jacques Morelenbaum. Wie viel Herzblut darin steckt, deuten Cover, Titel, Zitat an. Der Lullaby-Abschluss ist wie ein Gutenachtkuss. Lionel Loueke Erst im fortgeschrittenen jugendlichen Alter von siebzehn Jahre lernte Lionel Loueke aus Benin das Spiel auf der Gitarre. Sein Mentor Herbie Hancock nennt ihn einen „musikalischen Maler“, was auch dazu führte, dass Lionel Loueke auf Hancocks Album „River: The Joni Letters“ und Terence Blanchards Blue-Note-Alben „Bounce“ und „Flow“ vertreten ist. Jochen Aldingers Downbeatclub Ein Ensemble mit durchaus traditionell besetztem Line-Up in der Linie großer Hammondorgel-Trios à la Big John Patton oder Jimmy Smith zaubert hier, anders als mancher der berühmten Vorgänger, eine verblüffend farbige und stilistisch weit gespannte Musik aus schier allen Ecken der Welt des modernen Jazz und sogar darüber hinaus. Vom fluffig-funkigen »Der Dude« und dem softrockartigen „In your own world“, das mich zumindest partikelweise an die Motivik von „Mädchen mit Perlen im Haar“ von Omega erinnert (ich weiß: der aktuelle Anlass ...) bis hin zum erdigen, funky-bluesigen Soulrocktitel „Undercover Blues“ ist nur ein Teil der Vielfalt beschrieben. Wie ärmlich aus dieser Sicht da doch manches aus dem Katalog früherer hammond-orientierter Rock- und Jazzheroen klingt. Hier jedoch werden Töne und deren Sounds genüsslich ausgekostet, Kontraste geschaffen, Tempo und Druck, aber auch scheinbare Verzögerungen und ein Treibenlassen erzeugt – Jochen Aldinger (org), Matthias Macht (dr) und Konni Behrendt (g) kreieren eine Musik von bleibendem Wert. Das Verrückte: Jeder Song wirkt ästhetisch eigenständig, ja sogar einzigartig, und doch klingt alles wie aus einem Guss. Die exzellenten Musiker, allesamt auch in der „Tonne“ bekannt, begeistern durch mitreißende Soli ebenso wie durch frappierende Ideen beim „Begleiten“. Wer den Titel „Senior Blanco“ – eine atemberaubende „Hatz“ über den Highway heutiger Jazz-Rock-Musik – gehört hat, fragt sich wohl, warum wir uns lange Zeit mit Früherem zufrieden gegeben haben. Duke Ellington Eine gute Gelegenheit, Duke Ellington als einen der großen Jazzpianisten kennenzulernen. Zunächst erleben wir ihn in 15 Titeln von 1953, die meisten im Trio mit Wendell Marshall (b) und Butch Ballard bzw. Dave Black (dr). Jeder Ton sitzt, mit klarem Anschlag und perfektem timing – kein Leerlauf, keine virtuosen Kunststückchen (das hat er mit Basie gemeinsam) – eben pure Musik. Alessandro Bertozzi Nicht weniger als das „Who is Who“ der italienischen Jazz-Funk-Soul-Instrumentalisten und auch einige große Namen der nordamerikanischen Szene hat der Saxophonist Alessandro Bertozzi für „Crystals“ zusammengetrommelt. Mitmusiker wie der Trompeter Randy Brecker, der Kontrabassist John Patitucci oder der Gitarrist Andrea Braido weisen bereits die musikalische Richtung. Insgesamt sind 14 Musiker an diesem Album beteiligt, die den gewünschten Funk-Drive erzeugen. Einer ist zu hören, der nicht mehr unter uns weilt und das Erscheinen der CD leider nicht miterleben kann – Hiram Bullock, der zu zwei Stücken die Gitarre beiträgt, sowie beim Stück „Why must I wait“ den einzigen Vocalpart des ganzen Albums bestreitet. Der Text dazu ist im Centerfold des Booklets gefeatured und stellt so auch ein angemessenes Andenken an den Ausnahmegitarristen dar.
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