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Es ist schon erstaunlich, was die Masterminds von Mosaic-Records über die Jahre aufspüren und kontinuierlich veröffentlichen. Kompetent und mit Sachverstand ausgewählt umfasst der Mosaic-Katalog Jazz-Basics, lange Vergriffenes oder verschollen Geglaubtes und erstrahlt auf mittlerweile circa 230 LP- und CD-Boxen in höchstem musikalisch remasterten Glanz, mit den obligatorisch, großformatigen Booklets die gespickt sind mit diskografisch fein recherchierten Fakten, herrlichen Fotodokumenten, sowie fundierten Aufsätzen und Hintergrundinformationen. Limitiert auf jeweils 5000 Exemplare sind die meisten Veröffentlichungen mittlerweile leider wieder vergriffen und avancieren zu gesuchten Sammlerstücken. Auch die neue Mosaic-Box mit den kompletten „Pacific Jazz Quintet“-Studioaufnahmen der Jazz Crusaders ist eine kleine Sensation, die erste große Retrospektive von Aufnahmen dieser Ausnahmeband, die 1961 aus dem Nichts auftauchte und in relativ kurzer Zeit eine Fülle von hervorragenden Alben produzierte, die alle eins gemeinsam hatten: einen überzeugenden, groovenden Sound, der seinen Ursprung im fundierten musikalischen Selbstbewusstsein der Protagonisten Joe Sample, Wayne Henderson, Wilton Felder und Stix Hooper barg. Über die Jahre hinweg wechselten im Wesentlichen lediglich die Bassisten. Der klassische, ungewöhnlich Soul&Blues-geprägte Mix der Jazz Crusaders, der in späteren Jahren nach der Umbenennung in „Crusaders“ – nomen est omen – im Mainstream abstürzte, hat über die Jahre nichts von seinem Reiz verloren. Im Gegenteil; seit dem ersten Zusammentreffen der Bandkollegen 1954, als sie unter dem Namen „The Swingsters“ bzw. „The Modern Jazz Sextett“ auftraten, haben sie sich eines bewahrt: einen frischen, direkten Stil, der eine intelligente Mischung aus Jazz und Blues beinhaltet, kombiniert mit Gospel- oder Soul-Elementen bis hin zu Country-Riffs, die Einzug in ihre Kompositionen fanden. Diese musikalische Vielfalt und die seinerzeit ungewöhnliche Bläserbesetzung von Saxophon und Posaune waren Markenzeichen der klassischen „Jazz Crusaders“. In den 60er Jahren änderte sich die Musikwelt rapide. Britischer Beat und Motown-Stars dominierten die Szene und die Jazz-Avantgarde stand in voller Blüte. Die „Jazz Crusaders“ saßen damals mit ihrer Musik eigentlich zwischen allen Stühlen. Sie beobachteten die Veränderungen genau, liebten Visionäre wie John Coltrane, blieben aber dem Sound treu, der ihren Wurzeln entsprach, mit denen sie aufgewachsen waren. So begaben sie sich weiter unbeirrt auf ihrem musikalischen Jazz-Kreuzzug, der sich in den 60er-Jahren noch nicht am Puls der Zeit oder tonalen Neuerungen orientierte und nach wie vor unverbraucht, ehrlich und zeitlos hip klingt. Diese Tugend beschert den „Jazz Crusaders“ bis heute ihren unvergleichlichen Ruf. Die Fakten: Das wie üblich limitierte Box Set umfasst, neben dem äußerst informativen Booklet, alle neun Quintet-Studioaufnahmen des Labels Pacific aus den Jahren 1961 bis 1970, angefangen bei „Freedom Sound“, über „Lookin’ Ahead“, „Tough Talk“, „Heat Wave“, „Strechin’ Out“, „The Thing“, „Uh Huh“, „Powerhouse“ und „Give Peace A Chance“. Insgesamt umfasst die Box 6 CD’s mit 90 Titeln, davon 4 alternative Takes und 9 bisher unveröffentlichte Aufnahmen. Besonderheiten für Sammler: Sowohl das Big-Band-Album „Talk That Talk“, der Latin Ausflug „Chile Con Soul“, die Zusammenarbeit mit Les McCann „Jazz Waltz“ und die R&B-Single „Bunny Ride b/w Sweetie Lester“ sind aufgrund des für die „Jazz Crusaders“ untypischen Sounds beziehungsweise Besetzung nicht enthalten. Auch die Live-Aufnahmen (Festival Album und die vier Lighthouse LP’s) wurden nicht mit aufgenommen, da diese bereits oder bald gesondert auf CD vorliegen (werden). Wieder einmal ist dem Mosaic Team ein großer musikalischer Wurf gelungen, der eine wichtige Jazz-Lücke schließt. Die Box ist, wie alle Mosaic-Titel in Deutschland, über das Internet erhältlich: www.mosaic records.com Thomas J. Krebs |
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