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Das Verhältnis zwischen Bildender Kunst und Musik ist spätestens seit der Freundschaft von Arnold Schönberg und Kandinsky in aller Munde. Dass Schönberg selbst auch ein interessanter Maler war, sollte nicht vergessen werden, wie auch Mendelssohn-Bartoldy ein großartiger Landschaftsmaler war, wie man in seinem Leipziger Haus heute noch sehen kann. Auch im Jazz gibt es immer wieder Musiker, für die sich irgendwann in ihrem kreativen Leben auch die Bildende Kunst erschließt. Miles Davis war zum Beispiel solch ein Fall. Und dann gibt es die Sonderfälle, Daniel Humair zum Beispiel, der in Frankreich beinahe bekannter als Maler ist als als Musiker, auch inzwischen mehr Zeit der Kunst widmet. Fälle wie Peter Kowald zeigen, dass gerade die Musiker der Free-Jazz-Periode ganz offensichtlich eine große Affinität zur Bildenden Kunst haben. Und auch hier gibt es zwei Sonderfälle: der Saxophonist und Klarinettist Peter Brötzmann aus Wuppertal und der Schlagzeuger Han Bennink aus den Niederlanden, beide fast gleich alt, Anfang der 40er- Jahre geboren und Gründungsväter des europäischen Free Jazz, dem sie heute noch, jeder auf seine besondere Art verbunden sind. Und beide haben, bevor sie sich die Musik zum Beruf gewählt hat, die ersten künstlerischen Gehversuche in der Bildenden Kunst unternommen, zu einer Zeit, als in dieser wie in der Musik vieles auf dem Kopf stand. Bei einem Fluxus Festival in Amsterdam trafen sie 1963 zum ersten Mal aufeinander, der Beginn einer langen künstlerischen, seit Ende der 60er-Jahre auch musikalischen Freundschaft. Warum sie die Bildende Kunst schließlich gegen die Musik austauschten, hat sicherlich bei beiden sehr unterschiedliche und auch persönliche Gründe. Hauptsache, sie kamen zusammen und waren oft zusammen zu hören in unterschiedlichen Konstellationen. Han Bennink hat die öffentliche Beziehung zur Kunst nie aufgegeben. Seine Werke werden oft ausgestellt, sogar auf seiner Homepage kann man sich damit auseinandersetzen und eine Galerie in Amsterdam vertritt ihn. Wie künstlerisch unterschiedlich ihre Arbeiten sind, war Ende 2005 in einer leider nur etwa einen Monat gezeigten Ausstellung in der Städtischen Galerie zu sehen. Brötzmanns Bilder sind oft großflächig, dunkel, ein wenig schwermütig oder tiefgründig. Benninks oft auch musikalisch überschäumender Humor schlägt sich zwangsläufig in seinen Arbeiten nieder. Kleine Collagen, zusammengesetzt aus Resten von Schlagzeugen oder holländischen Holzschuhen, Grafiken, auf denen immer etwas in Bewegung ist (oft sein Lieblingstiere, die Hasen), sprechen seine Sprache des skurrilen Humor mit dadaistischer Vielfalt. Schmunzelnd weist Brötzmann darauf hin, dass es diese Unterschiede
sind, die ihre Freundschaft so lange erhalten hat. Hans-Jürgen von Osterhausen |
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