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Offenheit ist sein Programm, und damit auch das Ignorieren stilistischer Grenzen. Schon von Kindesbeinen an interessierte und engagierte sich der Dresdner Cellist Ulrich Thiem für die Begegnung von Kammermusik mit Blues, Gospel und Jazz. Bereits in den siebziger Jahren schrieb er Stücke, die er selbst als „KammerJAZZmusiK“ rubrizierte. „ Ich wollte einen Musik-Stil finden, der Werke von Johann Sebastian Bach einbindet, ohne sie wesentlich zu verändern, aber insgesamt doch mehr am Jazz angelehnt ist“, erinnert sich der Musiker. So entstand 1980 die Gruppe BACH & BLUES DRESDEN, in der sich bis heute klassische und Jazzmusiker treffen und zusammen Konzert-Programme aufführen, in denen beide Stile gleichwertig berücksichtigt sind – schon die ersten Auftritte im Juli 1980 vereinten neben Thiem eine klassische Sängerin mit einem Bluesmusiker. Dabei war „Bach und Blues“ (B&B) eher eine Plattform
für immer wieder variierende Aktivitäten zum Thema oder ein
Musiker-Pool, aus dem heraus sich konkrete Bach-und-Blues-Konzerte rekrutierten.
Viele haben in den 25 Jahren mitgewirkt, von Anfang an bis heute mit dabei
sind Annette Roth (Violine), Friedrich „Friwi“ Sternberg (Klarinette/Saxophon),
Jörg Naßler (Gitarre) und Andreas Böttcher (Vibraphon/Orgel).
Um das künstlerische Spektrum weiter zu fassen (oder um das mittlerweile
erweiterte künstlerische Spektrum namentlich besser zu fassen), änderte
Ulrich Thiem 1984 den Namen des Projektes von „Bach & Blues“
in „Zwischen Bach und Blues“ – eine Hinwendung zu noch
größerer Offenheit. Diese Öffnung wurde später noch
konsequenter und stilistisch weiter vollzogen. 2001, mit dem Gitarristen
Alejandro Leon, entschied sich Thiem, den Titel „Zwischen Bach und
Blues“ von Fall zu Fall zu modifizieren, weil, so Thiem, „zum
Beispiel das Programm mit Leon mit Blues wirklich nichts zu tun hat, sondern
eindeutig südamerikanisch klingt“. Zu diesem Programm „Zwischen
Bach und Samba“ kamen später „Zwischen Bach und Flamenco“
und „Zwischen Bach und Tango“ hinzu, seit Mai 2004 gibt es
„Zwischen Bach und Acoustic-Jazz“ – natürlich mit
dem Gitarristen Jörg Naßler. Der Start für Uli Thiem erfolgte diesbezüglich bei Pfarrer Eppelmanns Blues-Messen schon 1979 – also in einem politisch hochbrisanten Kontext. Diese einst DDR-spezifische Brisanz wohnt heute dem hiesigen Blues nicht mehr inne – ebenso wenig wie dem Freejazz. „Bach und Blues“ ist längst eine nahezu entideologisierte Verbindung auf den Konzertpodien Deutschlands, Österreichs und der Schweiz – Ulrich Thiems Hauptauftrittsgebiete – geworden. Dabei ist es kaum zu glauben: Nach 25 Jahren des B&B-Projektes absolviert Thiem immer noch sage und schreibe 210 Konzerte pro Jahr, davon etwa vierzig im Ausland – dahinter verbergen sich jährlich etwa 50.000 gefahrene Kilometer und zahllose Übernachtungen in der Fremde – und das alles ohne Manager! Im Jahr des 25. Geburtstages von B&B wird es – außer im ganz privaten Kreis gemeinsam mit allen bisherigen Mitstreitern – kein offizielles Geburtstagskonzert geben, dafür aber eine ganze Reihe von Auftritten deutschlandweit und natürlich auch in Dresden, so St.Pauli-TheaterRuine, in der Scheune, in verschiedenen Kirchen, Galerien und Klubs. Mathias Bäumel
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