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Auf der Bühne stehen zwei Männer – ein Saxophonist und ein Schlagzeuger. Sie fangen an, eine ganz besondere Musik zu spielen: ohne melodische Themen, regelmäßige rhythmische Strukturen, schließlich auch ohne Form, aber mit vollfarbigen und überraschenden Klängen. Ken Vandermark, der interessante Musiker aus Chicago, dessen Free Improvisation seine musikalische Heimat ist, trat im März im Kölner „Stadtgarten“ mit dem norwegischen Schlagzeuger Paal Nilssen-Love auf. In diesem Konzert trafen sich viele musikalische Elemente, nicht nur aus dem Jazzbereich sondern auch aus der Rock- und zeitgenössischen Musik. Die große amerikanische Tradition Free Improvisation mit dem Meister Sun Ra im Vordergrund ist für Vandermark und Nilssen-Love genauso wichtig wie die musikalische Aura der Werke von Anton Webern, John Cage, Helmut Lachenmann oder elektronische Musik, die auf die Grenzen von E- und U-Musik trifft. Die drei ersten Sets bekamen vom Künstler mehr abstrakte Dimensionen in der Benutzung des musikalischen Materials verpasst als die beiden letzten, waren aber auch interessanter, weil die beiden ein kompliziertes und unerwartet motivisches Netz mit unzählbaren Ideen konstruierten. Besonders Nilssen-Love schüttete wie in Trance wunderbare Klänge und extrem dichte Geräuschstrukturen aus. Leider blieb Ken Vandermark manchmal hinter der Virtuosität des Schlagzeugs zurück. Seine Musik, obwohl konsequent, einwandfrei auf technischem Grund und mit vielen interessanten Artikulationsmitteln, war eher arm und minimalistisch. Dieser Kontrast zwischen kraftvoller und energetischer Perkussion und repetitiver, schlingernder Motive erinnerte an einen ungleichen Kampf. Der zweite Teil des Konzertes war schon näher beim breiteren Publikum. Die Einflüsse aktueller Unterhaltungsmusik mit bekannten melodischen Assoziationen zeigten, dass die Musiker große ästhetische Öffentlichkeit und musikalischen Humor präsentieren. Daniel Cichy |
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