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Darüber hinaus aber sind sie der momentan schönste Beweis dafür, warum eine der orthodoxesten Kleinformationen populärer Musik alles andere als tot ist. Das klassische Pianotrio mit Klavier, Bass und Schlagzeug steht nicht länger zur Cocktailuntermalung in der Schmollecke. Das Esbjörn Svensson Trio, das sich nur noch e.s.t. nennt, um die Gleichberechtigung seiner Mitglieder zu signalisieren, ist als der Trendsetter des neuen Booms nach Bill Evans und Keith Jarrett wieder unterwegs durch die großen Säle dieser Welt. Wenn aktuell einerseits Trios um Tord Gustavsen oder Marcin Wasilewski neue nordische oder polnische Romantik in die Nähe des Sakralen führen oder wenn am anderen Ende der offenen Skala die Amerikaner The Bad Plus ihr Material mit der Sensibilität von Sumo-Ringern arrangieren, hat das alles mit e.s.t. zu tun. So betraten also drei Schweden um die 40 in Schwarz auch die Bühne
der ausverkauften halleschen Oper. Gute zwei Stunden später ging
eine beglückte Audienz nach Hause, diverse Themen hatten sich in
die Köpfe gefräst und ein überraschtes Staunen darüber,
wie nah Jazz am Pop sein kann. Und wie selbstverständlich solche
Trio-Telepathie zwischen Perfektion und Spontaneität die Schranken
überwindet. Alles beginnt mit ein paar Tastentupfern im hohen Bereich,
schon wird das Piano elektronisch verfremdet hin zu einem der vielen Ohrwürmer
des Abends, der Bass schwelgt dazu oder sägt heftig, das Schlagzeug
tockt, tupft und treibt. In den Hintergrund solcher Dreieinigkeit malt
ein Lichtdesigner große Bilder, wobei er im unteren Bereich die
Schattenrisse der Musiker nicht vergisst. Der Sound ist so brillant, wie
man das vielleicht noch nie gehört hat, kristallklar, dass man jedes
Instrument seine Kreise ziehen hört hinein in einen großen
Gruppenklang. Der ist so kompakt, dass man noch nach dem exzellentesten
Solo aufs Klatschen verzichtet, weil die Ereignisse schon eine neue Wendung
genommen haben. Der ist melodienselig, ohne banal zu werden, der ist wuchtig
und bleibt transparent, der ist hypnotisch und doch nachvollziehbar. Und
der ist so, dass jedes Stück sein kleines magisches Rätsel behält
fernab hermetischer Glasperlenspielereien. Ulrich Steinmetzger
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