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Alle Beteiligten waren sich hinterher einig: „Einmalig“ lautete das Fazit beim 1. Swing Festival vom 21. bis 24. März auf Schloss Elmau. Das Fachpublikum frohlockte über Swing in selten gehörter Perfektion, die Hotelgäste über ein für sie neuartiges (nicht zuletzt zum Tanzen anregendes) Erlebnis und Schlossherr Dietmar Müller-Elmau über ein wider Erwarten komplett ausgebuchtes Haus. Richtig glücklich waren aber nicht zuletzt die Musiker. Vier Tage lang durften sie sich frei von allen Alltagszwängen ganz ihrem Metier widmen, Neues ausprobieren und bei allabendlichen Jam-Sessions Gas geben. Freilich war das auch eine Tour de Force: Zu zwölft bestritten sie ein komplettes Festival mit 16 unterschiedlichsten Konzerten, die das Spektrum des Swing von den frühen Meistern wie Fats Waller über die großen Songschreiber Irving Berlin oder Harold Arlen bis zu den Klassikern wie Ellington/Strayhorn abdeckte. Fast alles war eigens arrangiert, was für einen harten Kern um Bernd Lhotzky schon Wochen vor dem Festival harte Arbeit bedeutete. Das betraf insbesondere Holzbläser Frank Roberscheuten, der mit seinem grandiosen Ton am Tenorsaxophon, aber auch durch seinen unermüdlichen Einsatz bei den Sessions zu den Aktivposten gehörte. In den Vordergrund spielte sich auch der in Deutschland noch kaum bekannte italienische Pianist Rossano Spoertiello. Nicht nur beim „Pianorama“ betitelten Gipfeltreffen mit den anderen Tastenkönigen des Festivals bestach er durch Vielseitigkeit, Virtuosität und eine humorvolle Leichtigkeit. Die eigentliche Entdeckung aber war der Franzose Stan Laferriere. Bei seinem ersten Auftritt in Deutschland überhaupt – nach einer zwanzigjährigen Karriere – präsentierte er sich als nahezu geniales Multitalent. Nicht nur, dass er abwechselnd Klavier, Gitarre und Schlagzeug auf höchstem Niveau spielte und obendrein den einzigen männlichen Gesangspart übernahm, mit seiner Hommage an das Nat King Cole Trio – eine wegweisende Formation, die heute leider durch den Schlagersänger Nat King Cole völlig überdeckt wird – lieferte er auch das überraschendste Konzert ab. Als Zaungast bei den Proben konnte man überdies ansatzweise aufschnappen, dass Laferriere nicht nur Swing beherrscht. Zu Hause in Frankreich verjazzt er auch die Bee Gees, er spielt Modern Jazz ebenso wie Klassisches und arrangiert oder komponiert für Big Bands. Eigentlich unfassbar, dass der Mann noch nicht international Furore gemacht hat. Das Fazit „Einmalig“ stimmt übrigens nicht ganz: Der Termin fürs zweite Elmauer Swing Festival steht jetzt schon fest. Angesichts des überwältigenden Erfolges darf Bernd Lhotzky vom 8. bis 13. April, also zwei Tage länger und mit deutlich aufgestocktem Etat, aus dem Vollen schöpfen. Neben den bewährten Kräften dieses erfreulichen Festival-Zuwachses werden dann unter anderem der holländische Swing-Saxophonist Robert Veen, US-Sängerin Rebecca Kilgore und Top-Posaunist Dan Barrett – dem das Festival zu seinem 50. Geburtstag gewidmet sein wird – erwartet. Mit 23 Musikern erreicht man Big Band-Stärke, und so darf sich das Publikum auf opulente Konzerte wie Robert Veens Jimmy-Lanceford-Projekt freuen, in denen erneut manche heute unverständlicherweise links liegen gelassene Legende (wie eben auch Jimmy Lanceford) zu neuem, zeitgemäßem Leben erwacht. Oliver Hochkeppel |
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