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George Wein with Nate Chinen/Myself among others – A life in music, Da Capo Press, Cambridge (USA)/546 Seiten Viele Leser kennen George Wein (geb.1925) wohl nur als Produzenten des Newport Jazz Festivals und späterer Festivals in New York. Dabei war er zuerst Musiker (Pianist) und hat sich auch später immer als solcher gefühlt – immerhin machte er Aufnahmen etwa mit Sidney Bechet, Buck Clayton, Ruby Braff, Gerry Mulligan, Joe Venuti, Stephane Grappelly, Bud Freeman, Barney Kessel… 1950 eröffnete er mit dem „Storyville“ in Boston einen eigenen Club, 1954 war der Beginn des Newport Festivals, nur eines einer ganzen Reihe ähnlicher Großveranstaltungen, die George Wein in den folgenden Jahrzehnten durchführte. Dass er dabei immer wieder auch auf Kritik stieß, etwa von Musikern, weil sie nicht eingeladen wurden, oder weil ihnen die Gage zu niedrig schien, ist das Schicksal jedes Veranstalters. George Wein ertrug es mit bemerkenswerter Gelassenheit und bekennt auch eine Reihe von Fehlern, die ihm unterliefen. Er war sich aber des Vertrauens vieler Musiker in seine Arbeit sicher. Fest steht, dass er zahlreichen von ihnen zu Arbeit und Brot verhalf und dass er unzähligen Besuchern die Gelegenheit bot, große Kunst live zu erleben. Da ist es deprimierend zu lesen, was ihm bei den beiden Festivals widerfuhr, die er 1980 und 1981 in München organisierte. Zum ersten Festival merkt er an: „Most of our press was good, despite sound problems in the cavernous Olympiahalle. The exception was Munichs major newspaper, which printed one of the most poisonous reviews I have ever encountered. The reporter for this newspaper had been drunk during the concert; he had spent the entire night in the dressing rooms badgering the artists, and never hearing a note of music.“ (S. 481). Ein Jahr später: „…the same drunken reporter again killed us in the paper. I have never experienced such animosity – from promoters or the press – and it was clear that we could not continue to work in Munich with such an atmosphere.“ (S. 481). Damit war die Chance dahin, ein ähnliches Festival wie in Nizza zu bekommen („the most enjoyable festival I ever produced” (S. 484)). Allerdings wäre dazu auch ein anderer Veranstaltungsort als die stocknüchterne Olympiahalle nötig gewesen. Das Festival in Nizza im Cimiez-Park war von 1974 bis 1993 eines der besten und beliebtesten, die es je in Europa gab. George Wein erzählt sein Leben, das keineswegs ohne Rückschläge und Enttäuschungen verlief, unaufgeregt, aber spannend. Ein sehr sympathisches Buch. Joe Viera |
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