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Elf mittelalte Herren im schwarzen Anzug auf der Bühne des Audiforum in Ingolstadt, very british und distingiert bis ..., ja bis sie ihre Instrumente ansetzen: Da entpuppt sich die Big Chris Barber Band mitnichten als ein Chor von Pinguinen, sondern als quicklebendiges Old-Time-Jazz-Ensemble, das der guten alten Zeit Platz verschafft in der Gegenwart. „Lets fly down to New Orleans“, gleich zu Beginn wird die Richtung vorgegeben, die den Abend tragen soll. Der Originalität der durch drei versierte Bläser verstärkten „Big“ Chris Barber Band verdankt sich, dass man dennoch nicht in einem rückwärtsgewandtem Revival-Kabarett verharrt, sondern – das war die Stärke der britischen Formation schon in den 60ern – in behutsamer Adaption auch neuere Einflüsse verarbeitet. Da erklingen neben etlichen Dixi-Standards aus den 20ern auch durchaus aufregende Versionen von Ellington-Kompositionen, elektrifizierter urbaner Blues und sogar der modale Klassiker „All Blues“ von Miles Davis, einer der wichtigsten Meilensteine der Moderne. Dass die Chris Barber Band von diesem Scheitelpunkt aus eher den zurückgelegten als den noch zurückzulegenden Weg der Jazzgeschichte betrachtet, liegt in ihrer Natur; man fühlt sich einfach wohl in den „Jungle Nights in Harlem“, am „Misty Morning“, in der „Bourbon Street“, beim „Jubilee Stomp“ oder beim „Snake Hips Swing“. Das „Big“ tut der Chris Barber Band – der 74jährige Barber und sein Trompeter Pat Halcox sind seit immerhin 50 Jahren gemeinsam auf Tour – dabei sichtlich gut. Mit den drei zusätzlichen Bläsern um den hervorragenden Posaunisten und Arrangeur Bob Hunt hat die Formation, die sich im Laufe der Jahrzehnte aus einer sechsköpfigen Revival-Band zu einem nun elfköpfigen Ensemble mit einem absolut eigenständigen Sound entwickelt hat, an Geschmeidigkeit, Farbigkeit, Spritzigkeit gewonnen. Selbst ein so anspruchsvolles Stück wie Duke Ellingtons „Black And Tan Fantasy“ lässt sich mit der ausgezeichnet besetzten und im Satz absolut sauber zusammengeschweißten Frontline gültig interpretieren. Der hier eingelöste Anspruch trägt dann auch durch die unvermeidlich marschierenden Heiligen, die immerhin jedem Bandmitglied noch ein angemessenes Good-Bye-Solo ermöglichen, und das wohl noch unvermeidlichere „Ice Cream“. Tobias Böcker |
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