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Neuigkeiten von meiner hübschen Nachbarin: Sie ist schwanger. (Nicht von mir, ich schwöre.) Seitdem sie es weiß, will sie andauernd Musik-Tipps von mir. (Nicht für sich, sondern für das ungeborene Baby.) „Ach, es gibt doch genug Baby-Songs“, sagte ich: „Baby, it’s cold outside. I can’t give you anything but love, baby. Oder: Baby, you are my destiny.“ Das fand sie dann nicht so richtig lustig. Überhaupt muss ich sagen: Seitdem Petra (so heißt sie) schwanger ist, nimmt sie alles sehr ernst. „Die musikalischen Schwingungen, die ein Kind im Mutterleib erfährt, bestimmen später seine Sexualität, seine Berufswahl und sogar seine TV-Vorlieben“, verkündet sie. „Vor allem natürlich seinen Musikgeschmack“, sage ich dann. Für die Zeit nach der Geburt hat Petra vorgesorgt. Ein ganzes Regalbrett voll CDs wartet auf das arme Kind: „Bach for Babies“, „Mozart for Babies“, „Adagio for Babies“. Alles nach neuesten therapeutischen Erkenntnissen altersgemäß geordnet: ab drei Monate, ab sechs Monate, ab zwölf Monate. „Und wo ist der Charlie Parker für die Fünfjährigen?“, wagte ich zu fragen. „Jazzharmonien sind ganz schlecht für Kinder“, antwortete sie, als ob sie auch nur die leiseste Ahnung von Parkers Harmonik hätte. „Das ist wissenschaftlich erwiesen, dass Jazz hyperaktiv macht.“ Ich versuchte, ruhig zu bleiben. „Na, dann wird’s wohl ein rotwangiger Chefarzt oder Staranwalt werden, dein Kind. Deren musikalische Entwicklung bleibt ja bekanntlich bei Mozarts Krönungskonzert stehen.“ Irgendwie schaffte es Petra in ihrer Schwangeren-Würde, mir daraufhin ein alles verzeihendes Buddha-Lächeln zu schenken. Seit sich ihr Bauch rundet, ist sie aber auch irgendwie noch schöner geworden. Neuerdings lädt sie mich sogar zweimal die Woche zum Abendessen ein. Sie sucht doch nicht etwa einen Vater für ihr Kind? Ohne Parker geht da nichts, so viel steht fest. Rainer Wein |
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