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Letztes Jahr veröffentlichte der Trompeter aus Waco, Texas, ein Album namens „The RH Factor – Hard Groove“ (Verve), auf dem er ein munteres Genrehopping veranstaltet. Warum so spät? „Ich hatte zuvor länger mit D‘Angelo, Erykah Badu und Common gearbeitet und mir dadurch in der R & B- und Hip Hop-Szene die nötige Glaubwürdigkeit verschafft, um ruhigen Gewissens ein Album wie „RH Factor“ heraus zu bringen. Andererseits glaube ich kaum, dass ein ernsthafter Musiker von heute sich der Vielfalt der Musik verschließen kann. Dazu kommt, dass Musik oder Informationen darüber mittlerweile so leicht zugänglich sind, dass sich uns Künstlern ganz andere Möglichkeiten erschließen als früher. Wir können uns problemlos mit den verschiedensten Facetten, Stilen und Genres auseinandersetzen und sie studieren”, erzählte er mir in einem Interview. Jetzt war er mit RH Factor in Deutschland unterwegs und machte im Nightclub des Bayerischen Hofs Station, der das lauteste, aber auch eines der unterhaltsamsten Konzerte seiner Geschichte erlebte. Zwei Schlagzeuger, zwei Saxofone, zwei Keyboards, Bass und Gitarre umrahmten einen Roy Hargrove, der sein Horn zwei Stunden lang über unglaublich tight gespieltem Funk glühen ließ. Die Überraschung: der Instrumentalist wagte sich auch ans Mikrofon und machte als Sänger nicht die schlechteste Figur. Anfangs ließ das Geschehen auf der Bühne noch befürchten, dass ein reiner Jam mit überlangen Soli anstehen könnte, doch bald schon tauchten kompakte Songstrukturen auf, zog das Tempo nach Belieben an, dominierte die stilistische Vielseitigkeit: jazzige Passagen fanden den fließenden Übergang in Funkadelic-Gefilde, gospelschwangere Soul-Balladen mündeten in einem forschen Boogie, Hip Hop-Einlagen endeten in einem hakenschlagenden Bop-Thema. Was Hargrove und sein RH Factor auch angingen – es besaß soviel Authentizität wie Eigensinn. Das wurde vom Publikum mit lautem Johlen quittiert. Taub aber glücklich ging man an diesem Abend nach Hause. Ssirus W. Pakzad |
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