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Fanny Krug ist die jüngste Tochter von Manfred Krug, und nicht nur das: Auch sie beherrscht die hohe Sangeskunst und verbindet das Alte mit dem Neuen: Ella Fitzgerald trifft Diana Krall. Nun auch auf CD: Manfred Krug Live mit Fanny. Olaf Neumann sprach mit Fanny Krug über die Beziehung zu ihrem Vater, ihren Beruf als Logopädin und den verspäteten Einstieg ins Showbusiness.
Auf der Bühne steht ein Paar wie es unterschiedlicher nicht sein kann. Er vollschlank und mondgesichtig. Kommt irgendwie tapsig rüber in seinen Jeans, dem weißen Hemd und der obligatorisch bunten Breitwandkrawatte. Dennoch alles im Griff. Schließlich ist Manfred Krug einer der amtlichsten deutschen Stars hüben wie drüben. Sie kommt mit großen Schritten daher. Fanny, hochgewachsen, langmähnig, der gertenschlanke Körper verhüllt im Glitzerkleid. Trotzdem auch hier keine Spur von Glamour. Wir sind das Volk. Zusammen intonieren sie Jazz-Klassiker von Allright, Okay, You Win bis Baby Its Cold Outside. Die Band Jazzin The Blues webt einen dichten Klangteppich. Er singt leicht gebückt, sie kerzengerade. Manfreds Stimme seit den legendären Amiga-Platten aus den 60er-Jahren zwar eine halbe Oktave tiefer, aber reifer. Fanny dagegen überrascht mit Volumen und einer Bandbreite von kraftvoll soulig bis zärtlich gehaucht. Wo der alte Herr seit vier Dekaden ein ungekünsteltes Bühnen-Understatement pflegt, kann die Tochter kleine Unsicherheiten nicht verbergen. Kein Wunder bei diesem Klotz von einem Artisten, der im Ernstfall Nebenfiguren locker in Grund und Boden spielt. Aber Manfred Krug lässt die Tochter atmen. Schließlich ist sie auf gewisse Weise neu in der Unterhaltungsbranche. Mit 31 sogar ein ziemlicher Spätzünder. Ursprünglich wollte Fanny Krug nie Künstlerin werden, und so wurde sie eine erfolgreiche Logopädin, behandelte am Berliner Universitätsklinikum viele prominente Schauspieler mit Stimmproblemen. In der Freizeit sang sie ab und an vor kleinem Publikum, allein des Spaßes wegen und ohne große Ambitionen. Alles in allem eine glückliche und sichere Existenz wenn die Kunst nicht immer wieder angeklopft hätte. Und so hat sie mit 28 schließlich doch noch eine Schauspielausbildung begonnen. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, denn inzwischen war Tochter Philine auf die Welt gekommen. Eines Morgens, Fanny Krug saß gerade beim Frühstück, dann die überraschende Anfrage des Vaters: Ob sie nicht Lust hätte, ihn auf seiner laufenden Tournee zu begleiten. Das kam so aus dem innersten Herzen, dass Fanny ohne lange zu überlegen zustimmte. Und daraufhin die Schauspielschule erfolgreich abbrach. Es war ja keine Zeit mehr da. Ein Sprung ins kalte Wasser. Bei der Konzertpremiere im Mai 2001 in Halle stand sie so unter Strom, dass ihr erst hinterher klar wurde, was das für eine Verantwortung war. 1.200 Leute im Steintor-Varietee, dieser Abend hat sich bei mir für immer eingeprägt. Differenzen? Gibt es nicht. Dennoch hat sie ihre eigene Auffassung von Gesang, verehrt Billie Holiday, Sara Vaughan, Ella Fitzgerald und Diana Krall, und verfolgt dementsprechend eine andere ästhetische Linie. Zur Bodenständigkeit des Vaters setzt sie demonstrativ einen Gegenpol: Persönlichkeit manifestiert sich auch in der Stimme. Man kann da ganz viel heraushören. Daran möchte ich auch nicht herummatschen oder etwas hineinpressen, was nicht da ist. Olaf Neumann
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