Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Als um das Jahr 1970 einige unverwüstliche Jazzenthusiasten mit Unterstützung des damaligen Rundfunksenders Stimme der DDR die ersten Freiberger Jazztage sprichwörtlich aus dem Boden stampften, ahnte sicherlich niemand von den damals Beteiligten, dass dies der Anfang einer über Jahrzehnte reichenden Tradition werden sollte. In all den folgenden Jahren, die festivalfreien mal außer Acht gelassen, gaben sich die Größen des DDR- und osteuropäischen Jazz ein Stelldichein. So begeisterten im Hörsaal der Universität das Jiri Stivin Trio, die Ulrich Gumpert Big Band, die Theo Schumann Combo und nicht zuletzt die regionale Kultcombo der Anfangssiebziger, das Freiberger Jazz Quintett. Späterhin öffnete das Festival auch zunehmend für westeuropäische und amerikanische Jazzmusiker die Türen, wobei Konzerte mit dem Peter Brötzmann Trio, Jay Oliver, Fred van Hove, Alfred Harth, Carlo Actis Dato, Simon Nabatov/Nils Wogram, Keith Tippett, Billy Bang, Willi Kellers und ganz besonders Abraham Burton zu den nachhaltigsten Erlebnissen gehörten. Im Laufe der Zeit wurde dieses kleine internationale Festival zu einer vom Publikum und von den spielenden Musikern geschätzten Veranstaltung und für die Bergstadt Freiberg zu einem aus ihrer Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenkenden Ereignis. Trotz oder gerade wegen des kleinen Budgets und manchmal mit dem sprichwörtlichen Mut der Verzweiflung schafften es die Mitglieder der rührigen IG Jazz des Freiberger Studentenclubs übrigens ist es als besondere Spezialität zu werten, dass die Universität Bergakademie Freiberg die einzige Universität Deutschlands mit einem eigenen Jazzfestival ist immer wieder, Schwierigkeiten zu überwinden. Zuerst in DDR-Zeiten der allumfassende Argwohn der Oberen, später dann die Dominanz der fernseh- und popmusikgeprägten Beliebigkeitskultur. Auch das heurige 28. Festival wartet mit delikaten Programmhöhepunkten auf. Das Böse Ding, das Solokonzert des Ausnahmepianisten Hans Lüdemann, Angelika Nesciers Sublim (ebenfalls mit Lüdemann), selbstverständlich das Carla Bley Trio und besonders hervorzuheben die Band von Sandra Weckert (Deutschlands Jazz-Röhre, also Tenorsaxophonistin Nummer Eins) sollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Auch das Ensemble Indigo mit dem Spitzentrompeter Reiner Winterschladen könnte in Freibergs Jazzgeschichte eingehen! (Das vollständige Programm finden Sie im Terminkalender, S. 7) Übrigens: Die Hingabe, mit der die Festivalmacher um Gerd Schmidt ihre Freiberger Jazztage vorbereiten, erkennt man nicht nur am über die Jahre konstant eigenständigen Programm, sondern auch an den immer wieder neuen Variationen des Teufelchens, eine Art Festival-Signet, das seit 1997 Jahr für Jahr verändert die Grundlage fürs Plakat bildet. Holger Koch, ein Künstler aus Freiberg, hat diese werbewirksame und in Deutschlands Jazzlandschaft wohl einmalige Figur geschaffen. Mathias Bäumel
|
|