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Der Internethype ist noch nicht vorbei und er wird es auch so schnell nicht sein können. Die Vorteile des Internets im Bereich der Kommunikation von Menschen und Geschäften mit- und untereinander sind so weit bekannt, dass man sie nicht einzeln nacherzählen muss. Wer einmal die digitale Luft geschnuppert und genossen hat, der vertraut auf sie. Wer nun ein ganz tolles Internetangebot machen will, der muss den Weg der Dienstleistung gehen. Das meint, derjenige muss wirklich was leisten, was so einfach und komplex ist, dass man intuitiv alles begreift und doch nie jegliche strukturelle Tiefe erkunden wird. Das Wort ist lateinischer Herkunft und heißt Portal. Dieses steht wie vor einer Stadt als Einlasstor und dahinter tut sich hoffentlich eine reichhaltige Kultur auf. Dienstleister an allen Ecken und Enden, was zum Essen, was zum Lesen, was zum Wohnen, was zum Hören und Sehen und weiß der Geier noch dies und das.
Da man in der Regel nicht auszieht, um der Welt ein Portal vorzuschieben, beginnt man an einem regionalen und doch reichhaltigen Ort: Berlin zum Beispiel. Für den Jazz dieser Stadt hat sich ein Mann namens Al Weckert aufgemacht. Im Rucksack das Handwerkszeug eines Diplom-Volkswirtes. Und wenn man sich sein Portal http://www.jazz-in-berlin.de einmal ansieht, dann merkt man auch, dass er das Medium richtig einschätzt. Oben links unter der Kopfgrafik das Wichtigste zuerst: Was gibt es an Jazz in Berlin heute zu hören, wo kann man hingehen. Dem folgen Adressen und News aus der Berliner Jazzwelt. Danach geht es mit dem Jazz-Magazin in die Tiefe. Daneben fakultativ die Linksammlung, ein Forensystem, Presseservice, CD-Shop und Veranstaltungsnewsletter. Möglichkeiten der Kontaktaufnahme gibt es zu den verschiedenen Rubriken reichlich. Die grafische und strukturelle Vision folgt der als natürlich angenommenen Interessenlage eines Jazzfans. Sein Erfolg scheint ihm Recht zu geben. Gefördert wurde das Unternehmen vom Berliner Senator für Wissenschaft, Bildung und Forschung, Sponsoren traten hinzu und scheinen nach Auskunft Al Weckerts sehr zufrieden und überrascht zu sein. Damit ist ihm also tatsächlich etwas geglückt, das es im Wilden Westen des Internets nur selten gibt: Durch unternehmerische Initiativen im Kulturbereich, als Fan und Profi zugleich und damit die Nähe zum Metier anzeigend ein sich selbst tragendes Öffentlichkeitskonzept zu entwickeln. Davor zieht man gerne den Hut, gerade wenn man weiß, wie viel öffentliche Gelder in museale und langatmige Vereine und Institute versickern. Doch ein Portal ist auch nur ein Portal und kann selten mehr sein als das: Struktur, die hoffentlich inhaltlich gefüllt ist. Das ist bei jazz-in-berlin.de leider nicht an allen Stellen der Fall: Die dort gelisteten Berliner Musiker sind noch recht spärlich an Zahl, so dass bei der Suche in den Kategorien vielfach leere Bereiche erscheinen. Doch es gibt aufsuchbare Kontaktadressen zu Musikern: schön mit Bild und wenns geht mit Mail- und/oder Internetadresse. Das gute Portal weist nämlich unbedingt Wege aus ihm heraus. Dann ist es sogar auch ein gutes Reisebüro. Was man dann nämlich findet sind so wunderschöne und eigenartige Webseiten von Jazzmusikern wie dem Trio Tritorn (http://www.tritorn.de). Selten kam mir eine scheinbar so schlichte und zugleich grafisch durchdachte Website unter die Maus. Da sitzt alles vom verschwommenen Foto bis zur logischen Navigation. Nur die Startseite selbst knistert etwas blöde wie Cellophan. Doch das kann man mal übergehen. Nebenbei legen die abgelegten Klangbeispiele nahe: Dieses Trio ist zudem noch gut. So kann das Interesse geweckt werden. Die Schatten eines Portals rein spekulativ gesehen fallen erst auf, wenn es wirklich erfolgreich ist. Es setzt dann quasi De-Facto-Standards für die Umgebung. Wer auch zur Portalszene gehört, aber dieses Portal aus welchen Gründen auch immer nicht für die eigenen Dinge geeignet hält, der hat es einfach nicht mehr so leicht. Es gibt aber auch den Fall, dass sich Portale in die Quere kommen und sich dann gegenseitig das Leben schwerer machen.
So muss sich jazz-in-berlin.de zum Beispiel gegen die Berliner Überportale www.berlin.de
und www.berlinon line.de durchsetzen und hat dabei gute Karten, was den Jazz angeht. Aber auch der interne
Gigant http://www.jazzpages.com bietet Konkurrenz
unter der Rubrik Jazz in ... na wo wohl? Berlin, unter: http://www.jazznetz.de/JazzinBerlin/index.htm.
Das ist allerdings bloß eine Aufzählung der Jazzclubs. Doch gerade die Jazzpages sind ein guter
Probefall: Was die Diskussionsbereiche angeht, ist da mehr unterwegs als in jazz-in-berlin.de. Auch eine Großstadt
mit mehreren Millionen Einwohnern schrumpft dann sehr zusammen. Die Frage stellt sich dann unweigerlich nach Konvergenzen.
Portale tun das nicht gerne, denn sie bedeuten in den neuen Zeiten auch zugleich eine unternehmerische Problematik,
zumal wenn man teilweise im selben Teich fischt, die weit in die Zukunft hineinreichen kann. Martin Hufner |
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