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Jazzzeitung
2002/04 ::: seite 2
news
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Das Schneeballsystem als Musikvertrieb
Das Label Schneeball (Musik im Vertrieb der Musiker) kann
in diesem Jahr auf ein Vierteljahrhundert seiner Existenz zurückblicken. Schneeball wurde 1976 von
der Gruppe Embryo mitbegründet und hat seitdem viele Schallplatten und CDs veröffentlicht, auf denen Musiker
wie Mal Waldron, Charlie Mariano, Monty Waters, Salah Ragab, Malek Ousman, Alan Praskin, Chuck Henderson, Geoff Goodman,
Hermann Breuer, Larry Porter, Marty Cook, Leszek Zadlo, Chris Lachotta, Dieter Serfas und Christian Burchard zu hören
sind. Am 27. April startet Schneeball eine Festivalserie im Nürnberger Kunstverein, bei der sich
Bands des Labels wie Embryo (unser Foto), Argile und Yatra live vorstellen und auch gemeinsam in Sessions spielen.
Embryo wird demnächst ein Live Recording auf Schneeball veröffentlichen: Es handelt sich um
die Begegnung mit dem Ensemble von Frank Köllges in Köln.
Information: Embryo, Dollmannstr. 27, 81541 München, Tel. 089/65 80 67, Fax 089/273 08 75, embryo2000@gmx.de
Globales Festival Jazz.Ost West 2002
Aki Takase (Foto) und Fred Frith sind nur zwei von zahlreichen Künstlern
des zeitgenössischen Jazz, die sich beim 19. Festival Jazz.Ost West vom 18. bis 23. Juni in Nürnberg die
Ehre geben. Schwerpunkt wird dieses Jahr der musikalische Osten sein: darunter Künstler aus Japan,
Vietnam, dem Balkan, der Schwarzmeerregion, aus Griechenland, Russland sowie dem Nahen und Fernen Osten. Einen Kontrapunkt
werden junge Künstler und Bands setzen, die die deutsche Jazzlandschaft in Bewegung halten. Der Jazzpreis der
Nürnberger Nachrichten, der im Rahmen des Festivals Jazz.Ost West verliehen wird, geht dieses Jahr an Reiner
Böhm. Die Jazzzeitung wird ausführlich darüber berichten.
Ein Herz für Chartbreaker
Der Internet-Händler Amazon startete Anfang März eine große
Jazz-Aktion. Unter den diversen Gewinnspielen ist vielleicht die handsiginierte Trompete von Till Brönner das
Interessanteste. Die B-Trompete aus der Alexander Blasinstrumentenmanufaktur in Mainz (Alexander 1018 M) spielte der
populäre Musiker höchstpersönlich.
Weitere Information finden Sie auf der Website: www.amazon.de/jazz
Toots Thielemans wird achtzig
Ungewohnt im Jazz ist der Klang der Mundharmonika. Es gibt nur einen Musiker,
den man mit ihr in Verbindung bringt, den Belgier Jean Baptiste Thielemans, genannt Toots. Seit Jahrzehnten beherrscht
er mit seinem spannungsvoll akzentuierten Spiel die Charts; er hat diesem naiven Instrument zur Weltgeltung verholfen.
Spätestens als er Ende der sechziger Jahre mit seinem Solo den Kult-Film Spiel mir das Lied vom Tod
einleitete, ist Thielemans vielen ein Begriff. Jetzt wird dieser Pionier, der auf 200 Platten zu hören ist, achtzig.
Am 29. April 1922 in Brüssel geboren, entdeckt Thielemans während seines Mathematik-Studiums die Mundharmonika,
danach, beeindruckt von Django Reinhardt, die Gitarre. 1942 hört er erstmals Jazz, Louis Armstrong und den eben
entstehenden Bebop. Nach dem Krieg trat Thielemans in GI-Clubs auf, 1949 beim Jazz-Festival Paris, wo er Charlie Parker
kennenlernte. Bevor Thielemans 1951 in die USA auswanderte, um sechs Jahre als Gitarrist im Quintett von George Shearing
zu spielen, hatte er bereits New York besucht, wo er mit Hank Jones und Lennie Tristano auftrat. 1963 kehrte der Belgier
nach Europa zurück. Er tat sich vorwiegend im schwedischen Show-Business um und schuf den Welthit Bluesette,
von dem es inzwischen 100 verschiedene Aufnahmen gibt. Thielemans arbeitet bei Pop-Produktionen und bei Filmmusiken
mit ebenso wie im Jazz, den er erst in den siebziger Jahren durch Quincey Jones neu entdeckte. Berührungsängste
kennt Toots nicht.
Die großen Songs aus dem Great American Songbook intoniert niemand souveräner als Toots Thielemans. Dabei
findet er, der Einflüsse von Lester Young bis John Coltrane zu einem persönlichen Stil geformt hat, bei
größter Beschränkung der Mittel zu größtmöglichem Ausdruck. Reiner Kobe
Filmmusik von Lackerschmid
Der Vibraphonist Wolfgang Lackerschmid schrieb und spielte die Musik für
den Film Kinderräume, Kinderträume, der von der Stadt München und firstrun TV
produziert wurde. Der Film hatte Anfang März beim großen Kinderfest im Münchner Rathaus Premiere.
Regie führte der Schweizer Aldo Gugolz, für den Wolfgang Lackerschmid bereits mehrere Filme vertonte. Im
Schweizer Fernsehen und bei 3sat liefen davon: Leben ausser
Atem mit Nina Dorizzi und Hello oder Grüezi. Infos: www.lackerschmid.de
Helmut Zacharias
Helmut Zacharias wuchs in Berlin als Sohn eines Violinisten und Komponisten
auf. Während des Krieges spielte er im Berliner Kammerorchester, nach 1945 entwickelte er sich zum Jazzer, und
eiferte stilistisch Django Reinhardts Hot Club de France nach. Am 28. Februar verstarb der 82-jährige
Geiger und Entertainer in einem Pflegeheim am Lago Maggiore.
Relaunch von www.bayernjazz.de
Der Relaunch des Bayerischen Jazzinstitutes ist nun für alle zugänglich
ins Netz gestellt worden: Wesentlich verbessert wurde die optische Aufmachung. In modernem strahlenden Orange kann
man die gewohnt aktuellen Inhalte wie zum Beispiel den umfangreichen Festivalkalender abrufen. Verbessert wurden der
Fernsehkalender, der jetzt druckbar und über mehre Wochen im voraus abrufbar ist, die Link-Tipps stützen
sich seit neuestem auf eine Datenbank Besucher können die vorgestellten Links kommentieren und bewerten.
Neu hinzugekommen ist die Rubrik Service & Downloads, hier kann man sich kostenlos den Newsletter
des Institutes bestellen und einen Bildschirmschoner herunterladen. Als Partner des Institutes wünschen wir dem
Webauftritt weiterhin viel Erfolg. ug
jazz-spot
Der Geburtstag von Charles Mingus, Bassist und Komponist, jährt sich
am 22. April zum 80. Mal. Als Musiker brillant, als Mensch zerrissen rieb sich Mingus zeitlebens an seiner Umwelt
und die sich an ihm. Der Visionär versuchte seinen Weg möglichst kompromisslos zu beschreiten, was ihn unter
anderem dazu brachte, gemeinsam mit Max Roach das Label Debut zu gründen, um unbeeinflusst seine Ideen verwirklichen
zu können. Seine dramatische Ader, aber auch seine Sensibilität kommen in seiner Autobiografie Beneath
the Underdog (Taschenbuch: Vintage Books, ISBN: 0-679-73761-8, Hardcover: Knopf, ISBN 0-394-43622-9) eindrucksvoll
zum Ausdruck. Wenn irgend möglich sollte man die in englischer Sprache lesen denn die mutlose deutsche
Übersetzung Charles Mingus Autobiographie (Nautilus Nemo Press, 1980, ISBN 3-922-51302-6,
nicht mehr lieferbar) lässt Mingus zu einem blassen Abziehbild seiner selbst verkommen. Viel zu früh verstarb
er im Alter von 56 Jahren in Mexiko.
Empfehlenswert für Einsteiger sind die CD The Black Saint And The Sinner Lady (Impulse, Vertrieb:
Universal), eine sechsteilige Suite aus dem Jahr 1963, und die Doppel-CD Thirteen Pictures (www.rhino.com),
eine Anthologie mit einer Reihe seiner besten Titel und einem aussagekräftigen Booklet. Kenner dagegen werden
auf die inzwischen erhältlichen Boxen nicht verzichten wollen. Passions Of A Man (www.rhino.com/features/72871p.html)
enthält seine kompletten Aufnahmen für Atlantic in den Jahren 1956 bis 1961 auf 5 CDs, die sechste CD bietet
ein 75 Minuten langes Interview, das Produzent Nesuhi Ertegun Anfang der sechziger Jahre mit ihm führte. Noch
umfangreicher ist die Box Complete Debut Recordings (www.fantasy jazz.com/html/mingusbox4402.html)
hier warten 12 CDs bzw. 169 Titel auf gebannte Zuhörer. Ein Muss für echte Fans ist auch der
Film Shadows (USA, 1959) von John Cassavetes, für den Charles Mingus den Soundtrack gestaltete. Die
Dokumentation von Don McGlynn aus dem Jahr 1998 Triumph of the Underdog gehört zweifelsohne zu den
Highlights der in den letzten Jahren gedrehten Jazzdokumentationen. Eine ansehnliche Liste mit weiterführenden
Links machen die Homepage www.mingus mingusmingus.com zu einem idealen Sprungbrett in die Welt des kreativen Genies.
Bild-Störungen
Leider war auf Seite 2 der Jazzzeitung vom März 2002 die Meldung über
den SWR-Jazzpreisträger Achim Kaufmann falsch bebildert. Das Foto zeigt Ralf Schmid, der 2001 den Jazzpreis Baden-Württemberg
erhalten hatte. Und: In einer Bildzeile auf Seite 22 der Jazzzeitung 02/02 war der Pianist Simon Nabatov versehentlich
als David Moss bezeichnet worden. Wir bedanken uns bei unseren aufmerksamen Lesern für die Hinweise.
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