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Lysne, Norby, Bergcrantz, Agergaard... Beim letzten Berliner JazzFest konnte man den Eindruck gewinnen, der Jazz sei überhaupt eine skandinavische Erfindung. Unser Jazzer-Weltbild geriet da doch ziemlich ins Wanken: Elche statt Waschbären, Fjorde statt Bayous, Knäckebrot statt Cornbread. Auf der internationalen Pressekonferenz zum Festival erfuhr man dann verblüfft: Ja, stimmt wirklich, der Jazz kam aus Norwegen! Geboren aus der Abenteuerlust eines undomestizierten Volksschlags, diente der archaische Jazz schon den eroberungswütigen Wikingern als psychologisches Kampfmittel. Vor unisono dröhnenden Widderhörnern und geradtaktig klirrenden Schwingeisen zog ganz Europa einst die Köpfe ein. Es war der Wikingerfürst Nils der Grüne, der um das Jahr 1000 Nordamerika erreichte und auch den dortigen Ureinwohnern die blauen Noten brachte. Der Legende nach baute der Nordmann aus den Trümmern seines Langboots das erste Jazz-Instrument der Neuen Welt: ein pentatonisches Xylophon. Als Peter Stuyvesant 1655 nach New Amsterdam kam, um Zigaretten zu kaufen, vibrierte bereits die ganze Insel Manhattan in jenem swingenden Groove, den die Indianer zum Kriegstanz erhoben hatten und mit dem sie die frommen Siedler aus Europa erneut in Angst und Schrecken versetzten. Und nun also: Back to the roots! Vor den unisono dröhnenden Loops und geradtaktig klirrenden Drum-Computern eines abenteuerlustigen Volksschlags zieht ganz Europa wieder die Köpfe ein. Rainer Wein |
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