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Jazzzeitung

2002/02  ::: seite 19

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Inhalt 2002/02

standards
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no chaser: Atemnot
Glossar: Zirkulare Atemtechnik
Farewell: Zum Tod von Etta Jones
Farewell: die jazzzeitung verabschiedet sich von ...
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Gefälliger Engel.
Diana Krall: ihre Standards, ihre Zuhörer, ihre Kritiker

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Charlie Mariano und Dieter Ilg bescherten dem Jazz-Zirkel eine Sternstunde

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  Dresdner Kellerkind Jazz.
Jazzclub Neue Tonne kämpft ums Überleben – eine Chronik
  Vereinte Avantgarde
Der jazz e.V. dachau und sein Konzept

portrait / interview
Jubilee. 20 Jahre Harald Rüschenbaum Jazz Orchestra
Portrait. Dem Tenorsaxophonisten Stan Getz zum Fünfundsiebzigsten
Portrait. Herbie Hancocks Label „Transparent Music“
Portrait. Bennie Wallace live
Portrait. Aziza Mustafa Zadeh über Deutschland, Religion und Jazz

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Junger Gitarrengott
Neue alte Platten von George Benson

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Fortbildung. Kurse
Abgehört 3
Was John Scofield aus „There Will Never Be Another You“ macht
Berufsziel Freiberufler
Die Folkwang Hochschule macht den Nachwuchs fürs Musikbiz fit

dossier
Verschwundene Klänge
Retrospektive: Zurück in die neunziger Jahre

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Internet. Link-Tipps
Rezensionen 2001/12
Service-Pack 2001/12 als pdf-Datei (kurz, aber wichtig; Clubadressen, Kalender, Jazz in Radio & TV, Jazz in Bayern und anderswo (204 kb))

 

Junger Gitarrengott

Neue alte Platten von George Benson

Was drei, vier Jahre ausmachen können: 1962, nach seinem ersten Auftritt mit dem Hammond-Organisten Jack McDuff wäre George Benson noch beinahe gefeuert worden. Denn außer Blues und Rock’n’Roll konnte der damals 18-jährige Gitarrist kaum einen Jazz-Standard richtig spielen. Drei Jahre später, nach der Lehre bei Jack McDuff und dem eingehenden Studium der Gitarren-Vorbilder Grant Green, Wes Montgomery und Hank Garland wird Benson bereits als neuer Gitarrengott gehandelt.

George Benson in den 70er-Jahren. Foto: Columbia/Sony

Dass sich Benson innerhalb weniger Jahre in die Jazzgitarren-Elite vorgespielt hat, wird bald auch einem der einflussreichsten Produzenten des amerikanischen Musik-Business klar: John Hammond. Der Mann, der zuvor bereits Count Basie, Billie Holiday, Charlie Christian und Bob Dylan „entdeckt“ hatte, sitzt Ende 1965 in einem New Yorker Jazz-Club, um Benson mit seiner Orgel-Combo zu hören. Hammond ist von dem 22-jährigen Gitarristen so begeistert, dass er ihn sofort für Columbia Records unter Vertrag nimmt.
Benson blieb zwar nur ein Jahr bei dem prestigeträchtigen Label, aber die beiden damals entstandenen Einspielungen – „It’s Uptown“ und „The George Benson Cookbook“ – gehören mit zu dem Besten was es von George Benson – und an Jazzgitarren-Aufnahmen überhaupt – gibt. Bensons legendärer Ruf als einer der größten lebenden (Jazz-)Gitarristen gründet ganz wesentlich auf diesen Aufnahmen mit Lonnie Smith (Hammond-Orgel), Ronnie Cuber (Bariton-Saxophon), diversen Schlagzeugern und Gastmusikern.
Dass Benson sich in Sachen Jazz seit den 70er-Jahren leider etwas rar macht, weil er stattdessen lieber millionenschwere Soul-Pop- und „Smooth Jazz“-Hits in den Charts landet, macht diese Aufnahmen nur noch bedeutsamer.

Beide Alben liegen nun als Wiederveröffentlichung mit zusätzlichen Takes und Erinnerungen aus der Feder des Gitarristen vor. „It’s Uptown“ (Columbia/Legacy COL 502469 2) – das erste der beiden Alben, auf dem sich Benson mit sehr flotten, zum Teil auch souligen Groove-Versionen von „Summertime“, „A Foggy Day“ und „Stormy Weather“ als Sänger vorstellt – wurde um einen John Hammond gewidmeten „J. H. Bossa“ erweitert; außerdem gibt es zusätzliche Takes von „Clockwise“ und „Eternally“, sowie zwei Songs aus einem Album von Lonnie Smith – „Finger Lickin’ Good Soul Organ“ (1967).

Vor allem letztere haben es in sich: Neben der Smith/Benson/Cuber-Besetzung sind hier außer Charles Persip (Schlagzeug) der Trompeter Blue Mitchell und zwei unbekannte Perkussionisten zu hören. „Sideman“ bietet dichten Rare-Grooves-Sound vom Feinsten, wie er in den vergangenen Jahren vor allem durch „Acid Jazz“-Aficionados ausgegraben wurde: Der wilde, aufreizende Beat der Rhythmusgruppe erinnert an späte Aufnahmen von Grant Green, einem der großen Vorbilder von George Benson. Swingender kommt „Minor Chant“ von Stanley Turrentine daher.

Das Reissue von „The George Benson Cookbook“ (Columbia/Legacy COL 502470 2) – dem noch besseren Album – wartet mit vier Zusatz-Takes auf. Über „Let Them Talk“ – bekannt geworden durch die R’n’B-Legende Little Willie John – beweist Benson sein Können als schmachtender Interpret von Balladen. „The Man from Toledo“ und „Goodnight“ bewegen sich, wie so viele Nummern auf beiden Alben, an der Schnittstelle zwischen Rock’n’Roll-Power, souligem R’n’B und bluesigem Jazz.

Ansonsten gilt es auf beiden Alben den frühen, doch gitarristisch bereits voll ausgereiften Benson zu endecken: Den Meister der aberwitzigen Tempi, der sich in Soli mit dem Drive eines startenden Flugzeugs kurz vor dem Abheben stürzt; den Komponisten George Benson, der zugleich so perfekt improvisiert, dass seine Soli wie komponiert klingen („Bossa Rocka“); und den bis heute vielleicht unerreichten Rhythmus- und Phrasierungs-Gott, der sich ein „Willow Weep For Me“ ganz, ganz langsam auf der Zunge zergehen lässt, um im nächsten Moment den Bebop eines Charlie Parker mit so viel Soul und R’n’B-Grooves anzureichern, dass Jazz auf einmal wieder tanzbar wird.

Das Beste, was ihm derzeit passieren könnte, wäre eine Wiederbegegnung mit Ronnie Cuber und Lonnie Smith im Studio, schreibt Benson in seinen Anmerkungen zu „The George Benson Cookbook“. Jeder Jazz-Gourmet kann dem nur zustimmen.

Claus Lochbihler

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