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Was drei, vier Jahre ausmachen können: 1962, nach seinem ersten Auftritt mit dem Hammond-Organisten Jack McDuff wäre George Benson noch beinahe gefeuert worden. Denn außer Blues und RocknRoll konnte der damals 18-jährige Gitarrist kaum einen Jazz-Standard richtig spielen. Drei Jahre später, nach der Lehre bei Jack McDuff und dem eingehenden Studium der Gitarren-Vorbilder Grant Green, Wes Montgomery und Hank Garland wird Benson bereits als neuer Gitarrengott gehandelt.
Dass sich Benson innerhalb weniger Jahre in die Jazzgitarren-Elite vorgespielt hat, wird bald auch einem der einflussreichsten
Produzenten des amerikanischen Musik-Business klar: John Hammond. Der Mann, der zuvor bereits Count Basie, Billie
Holiday, Charlie Christian und Bob Dylan entdeckt hatte, sitzt Ende 1965 in einem New Yorker Jazz-Club,
um Benson mit seiner Orgel-Combo zu hören. Hammond ist von dem 22-jährigen Gitarristen so begeistert, dass
er ihn sofort für Columbia Records unter Vertrag nimmt. Beide Alben liegen nun als Wiederveröffentlichung mit zusätzlichen Takes und Erinnerungen aus der Feder des Gitarristen vor. Its Uptown (Columbia/Legacy COL 502469 2) das erste der beiden Alben, auf dem sich Benson mit sehr flotten, zum Teil auch souligen Groove-Versionen von Summertime, A Foggy Day und Stormy Weather als Sänger vorstellt wurde um einen John Hammond gewidmeten J. H. Bossa erweitert; außerdem gibt es zusätzliche Takes von Clockwise und Eternally, sowie zwei Songs aus einem Album von Lonnie Smith Finger Lickin Good Soul Organ (1967). Vor allem letztere haben es in sich: Neben der Smith/Benson/Cuber-Besetzung sind hier außer Charles Persip (Schlagzeug) der Trompeter Blue Mitchell und zwei unbekannte Perkussionisten zu hören. Sideman bietet dichten Rare-Grooves-Sound vom Feinsten, wie er in den vergangenen Jahren vor allem durch Acid Jazz-Aficionados ausgegraben wurde: Der wilde, aufreizende Beat der Rhythmusgruppe erinnert an späte Aufnahmen von Grant Green, einem der großen Vorbilder von George Benson. Swingender kommt Minor Chant von Stanley Turrentine daher. Das Reissue von The George Benson Cookbook (Columbia/Legacy COL 502470 2) dem noch besseren Album wartet mit vier Zusatz-Takes auf. Über Let Them Talk bekannt geworden durch die RnB-Legende Little Willie John beweist Benson sein Können als schmachtender Interpret von Balladen. The Man from Toledo und Goodnight bewegen sich, wie so viele Nummern auf beiden Alben, an der Schnittstelle zwischen RocknRoll-Power, souligem RnB und bluesigem Jazz. Ansonsten gilt es auf beiden Alben den frühen, doch gitarristisch bereits voll ausgereiften Benson zu endecken: Den Meister der aberwitzigen Tempi, der sich in Soli mit dem Drive eines startenden Flugzeugs kurz vor dem Abheben stürzt; den Komponisten George Benson, der zugleich so perfekt improvisiert, dass seine Soli wie komponiert klingen (Bossa Rocka); und den bis heute vielleicht unerreichten Rhythmus- und Phrasierungs-Gott, der sich ein Willow Weep For Me ganz, ganz langsam auf der Zunge zergehen lässt, um im nächsten Moment den Bebop eines Charlie Parker mit so viel Soul und RnB-Grooves anzureichern, dass Jazz auf einmal wieder tanzbar wird. Das Beste, was ihm derzeit passieren könnte, wäre eine Wiederbegegnung mit Ronnie Cuber und Lonnie Smith im Studio, schreibt Benson in seinen Anmerkungen zu The George Benson Cookbook. Jeder Jazz-Gourmet kann dem nur zustimmen. Claus Lochbihler |
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