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Einiges meinte man schon einmal gehört zu haben. Das kontrollierte Entwickeln des Slow Grooves, vom Kontrabass aus über mehrere Minuten hinweg, bis sich die Band in die Vollen stürzte. Oder die vorsichtigen Trompetentöne, die sich zunächst dem Song näherten, um sich dann überraschend in vertrackten Läufen aufzulösen. Das ist alte Schule, Miles Davis der frühen Achtziger, als er sein Comeback mit der Vollendung des Jazzrocks einläutete. Aber es ist noch mehr, denn Erik Truffaz bleibt nicht bei den Erinnerungen an den neocoolen Sound der Vergangenheit stehen, sondern benützt ihn lediglich, um von dort aus musikalische Entwicklungen der Gegenwart zu vernetzen. Da gibt es zahlreiche Querverweise, zum Drum&Bass zum Beispiel, dessen polyrhythmische Schichtungen mit urban nervösem Charakter einige Passagen des Konzertes im Bayerischen Hof bestimmen. Oder auch die entspannten, Clubbing-ähnlichen Momente, wenn das Quartett sich dem Rare Groove der späten Neunziger widmet. Darüber hinaus jedoch ist Truffaz Projekt Ladyland ein angenehm eigenständiger Verweis auf die Pluralität stilistischer Möglichkeiten. Michel Benita am Kontrabass zum Beispiel hat aus seinen Erfahrungen mit der französischen Modern-Szene den Schluss gezogen, komplexe, rhythmisch sich überlagernde Linien zu an der Oberfläche simplen Motiven zu reduzieren. Phillipe Garcia brilliert als verblüffender Perfektionist am Schlagzeug, der mühelos die alte Schule des swingboppenden Beats zugunsten eines abstrakt kraftvollen Miteinanders zeitgenössischer Rhythmen modifiziert. Manu Codija wiederum knüpft mal pointiert arpeggierend, mal wild lärmend an die Ideenwelt des frühen Mike Stern an, ergänzt sie aber durch aufmerksam reagierende Kompetenz im Spannungsaufbau zur wohl dosierten Mischung von Coolness und Emotion. Der Bandleader schließlich versteht sich als Primus inter Pares, der mit klarem, direktem Ton den Sound der Combo lenkt, ihn aber nicht dominiert. Mit anderen Worten: Ladyland war eines der besten Konzerte der Wintersaison, abwechslungsreich, überraschend, zeitgemäß. Ralf Dombrowski |
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