Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Jazzfans können sich freuen. Regensburg hat nicht länger nur den good old Jazzclub zu bieten, sondern jetzt lockt einmal im Monat die Moderne Ostdeutsche Galerie (MOG) mit Jazzandmore. Michael Scheiner, der Initiator der Reihe, skizziert der Jazzzeitung sein ungewöhnliches Konzept. Zündfunke sei eine beiläufige Bemerkung des neuen Museumsleiters Pavel Liska zum Amtsantritt im Juli 2001 gewesen. Das lange Jahre konservativ-geprägte Museum, Kind des Kalten Krieges, Sammelbecken für Vertriebene, hat ein neues inhaltliches Bild verdient, da sei auch eine Jazzreihe vorstellbar. Scheiner, Ex-Geschäftsführer des Jazzclubs Regensburg, ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und bot einen Programmentwurf an. Parallel zur Ausweitung des inhaltlichen Bezugs der Ostdeutschen Galerie auf Osteuropa begreift dieser die Reihe als Chance, Musikern, die schon vor 15 Jahren im Ostblock aktiv waren, eine Plattform im Westen zu geben. Beispiel dafür ist eine für Herbst geplante Veranstaltung mit dem Ungarn Györgi Szabados, der bei uns noch völlig unbekannt ist. Allerdings soll eine Konkurrenz zum Jazzclub, so gut es geht vermieden werden auch wenn es im Falle Goykovich unausweichlich wäre.
Sehr zupackend startete das Projekt im Oktober mit Pavel Fajt und zog zahlreich auch die oft vermissten jüngeren Besucher an. Das Innovative der Konzertreihe wird bei Scheiners Worten zur Auftaktveranstaltung klar. Zu den ausgestellten witzig-verspielten Klangmaschinen des Konzeptkünstlers Christoph Schläger war nur ein Schlagzeuger als Kontrast denkbar klarer Fall für Pavel Fajt. Auf die Frage, ob das Storybook der Reihe ausschließlich den Jazz vorschreibt, antwortet Scheiner: Das
könnte jetzt eine Grundsatzdebatte zu Was ist Jazz werden. Die Achse ist sicherlich der Jazz, die
improvisierte Musik, auf die man immer wieder zurückkommen wird. Darum gruppieren sich dann unterschiedlichste
Richtungen wie zeitgenössische E-Musik von John Cage, György Ligeti und Maurizio Kagel, Pop-orientierter
Remix-Sound, klassische Elemente, Neue Musik oder ethnische Klänge. Ich möchte offen sein für
viele Einflüsse und Ideen. Es muss interessant sein. Die Leute sollen Spaß haben und eine hohe Qualität
zu hören bekommen. Die Offenheit für Neues, für eigene Stilentwicklungen ist auch gerade bei
den Musikern Osteuropas besonders ausgeprägt. Über 20 Jahre gab es neben Jazzrock, Fusion und dem amerikanischen
Mainstream wenig neue Akzente. Trotz des aufkommenden Freejazz in den 60ern, sind erst in den letzten Jahren gerade
die kulturellen Einflüsse die Frischmacher des Jazz. Die selbstbewusste, manchmal auch wehmütige Rückbesinnung
auf die Klänge der Heimat prägt die Musik des polnischen Kontrabassisten Vitold Rek. Bei dessen Auftritt
am 6. Dezember durchzogen galizische, teils jüdisch anmutende Spuren die klaren Bögen seiner Bassfiddle
alla polacca. Beeindruckend auch hier die Perfektion, die Spielvielfalt von schlagend, schwingend bis kratzend
ohne Scham das volle Spektrum an Tönen ausnutzend. Das Pro der Reihe ist neben der inhaltlichen Flexibilität
sicherlich die individuelle Suche nach dem jeweils passenden Musiker. Möglichst ohne Rückgriff auf Agenturen
in denen Musiker des Ostens auch häufig keinen Raum finden profitiert Scheiner bei der Auswahl
von seinen Kontakten aus Jazzclubzeiten. Auch sich einfach an laufende Tourneen anzuhängen, soll nicht
Programm sein; eine langfristige Planung der Reihe kann es aber dem jeweiligen Musiker ermöglichen, von da aus
weitere Auftritte anzusetzen. Ein weiterer Teil des Konzepts ist das Herstellen von Kooperationen. So ist für den April ein gemeinsames Konzert des slowenischen Akkordeonspielers Bratko Bibic und dem schweizerischen E-Gitarristen Wädi Gysi geplant. Viele Ideen und Vorstellungen, die Scheiner vorschweben. Vieles wird mit der Zeit in der Umsetzung ausgelotet. Da steht zum Beispiel die Frage im Raum, inwieweit im nächsten Jahr Gruppenkonzerte möglich sind. Im ersten Jahr sieht das Programm Solo- und Duo-Konzepte vor. Auch die Frage der Finanzierung über die Ostdeutsche Galerie hinaus durch Sponsoring steht noch in den Sternen des Jazzhimmels. Nächster Termin ist der 28. Februar mit Boris Lenko (Akkordeon). Elisabeth Kirschner |
|