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Hallo Rainer Wein, ich muss dir sagen, du hast hier ein derart überhebliches Zeug geschrieben, dass es einen wirklichen (und weltoffenen) Jazzliebhaber, selbst wenn er offen für „gejodeltes, Elektronisches (..).und tausend anderes“ ist, egal ob er aus Europa, Asien oder aus dem Mutterland dieser Musik kommt, die Fußnägel nach innen drehen lässt. Das „selbstzufriedene urwüchsige Musik-Entwicklungsland“ hat nun mal nicht nur diese Musik „erfunden“, sie ist auch durch das Leben an sich und ein paar unverwechselbare Musikerpersönlichkeiten, genau dort, und nicht in deiner naserümpfenden, recht überheblichen Ecke entstanden. Man betrachtet dort zu Recht diese rein amerikanische Kunst wie woanders so-genannte „klassische Musik“. Die „lokale Urtümlichkeit“ der zwei Sets ist eine wirtschaftliche Notwendigkeit, das solltest du eigentlich wissen. Wir sind hier in Deutschland übrigens nicht allzuweit entfernt vom amerikanischen System, Kunst verkaufen zu müssen. New York liegt (wie die meisten wissen) in einem Land, wo man sich als Künstler wirklich durchboxen muss, da dort nicht der letzte Dorfclub irgendeine Art Subvention erhält. Versuch doch mal irgendwo bei uns in Deutschland zwei Sets zu verkaufen, dann weißt du, wo die die „Provinz“ zu finden ist, es gäbe einfach zu wenig Publikum. Wir haben das (ebenfalls aus ökonomischer Notwendigkeit) einige Male getan. Bei aller Anerkennung des „universellen Jazzgedanken“ ließ sich dies nur mit New Yorker (Provinz??) Stars des Jazz durchziehen. Es wird dich scheinbar verwundern, wahrscheinlich jetzt deine Fußnägel verdrehen, wenn ich dir sage, dass es noch immer hoch spannend für junge Musiker aus aller Welt ist, ausgerechnet im „unbeugsamen Dorf“ New York als Jazzmusiker Fuß zu fassen. Ich habe hohe Achtung vor jemanden wie Jochen Rückert, Pascal Niggenkemper... (und allen anderen), die sich ausgerechnet dort durchboxen und Anerkennung fanden. Gunter Hampel verschickt übrigens seine Infos noch immer mit New Yorker Zweitadresse, der „Provinz“-Hintergrund scheint recht werbewirksam zu sein. Das Leben ist nun mal für die (Jazz-)„Legionäre aus aller Welt“ nicht leicht dort. Es ist übrigens leider auch schwer geworden, als noch so unverwechselbarer New Yorker (Provinz??) Musiker bei uns Auftrittstermine zu finden, da man auch hier dem „Eindringling Widerstand“ leistet. Ökonomisch ist diese Abschirmung gut für manche Musiker und Plattenfirmen, sehr schlecht für die Entwicklung junger Jazzmusiker unserer globalen Welt, noch viel schlechter fürs Publikum. Zum Glück gibt es einige Musiker mit Elan, die dem Jazzfan etwas Farbe ins Tourneeprogramm bringen, indem sie sich und uns im Konzertsaal, Gastsolisten (besser Stars) vor allem aus der Provinzstadt New York einladen. Martin Sasse mit Peter Bernstein, Kevin Mahogany, Dick Oatts einer der „Provinzoriginale“ des Village Vanguard Orchestras... Johannes Mössinger aus Freiburg, Wolfgang Lackerschmid, Claus Raible und, und, und schauen unentwegt auf das „von unbeugsamen Aborigines bevölkerte Dorf“ und laden sich unverwechselbare Persönlichkeiten ein, die längst das American Songbook mit anderem aus der so schön zusammengewachsenen Welt vermischen.Es ist wunderbar zu wissen, dass es auch weiterhin Klassik gibt, auch wenn du meinst, dass dies provinziell sei. Eugen Hahn, Frankfurt
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