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Es gibt eine wunderbare TV-Dokumentation über die Entstehung von „The Road To Escondido“, dem ersten Album, das Eric Clapton und JJ Cale vor drei Jahren zusammen gemacht haben. Da sieht man Clapton, den Weltstar, mit großen Augen seinem Meister gegenübersitzen und dabei beobachten, wie dieser seine spärlichen, aber wirkungsvollen Noten spielt. Nicht das Cale besser Gitarre spielen würde als der Mann, der ihn durch die Coverversionen von „Cocaine“ und „After Midnight“ der Rocköffentlichkeit bekannt machte, eher im Gegenteil. Denn Cale ist weder virtuos noch sonderlich extravagant in seinen Einfällen. Aber genau das ist der Punkt, denn diese entspannte, ungemein authentisch wirkende Art macht ihn zu einer Referenzgröße für unaufgeregtes Musizieren, einschließlich der zahlreichen Ohrwürmer, die er im Laufe der Jahre geschrieben hat. „Eigentlich bin ich nur ein Gitarrist, der irgendwann begriff, dass er sich damit allein nie seine Mahlzeiten verdienen könnte. Also begann ich Songs zu schreiben, weil das ein bisschen mehr einbringt“, erinnert er sich an die Anfänge und an die mühsame Zeit in den ersten Jahren, bis hin zu Claptons Intervention. „Ich hatte den ganzen Business-Rummel schon aufgegeben und war zurück nach Tulsa gegangen. Dort hatte ich einen Job und jammte mit ein paar Freunden. Doch als Eric ,After Midnight’ in sein Repertoire aufnahm, da gingen reihenweise die Türen auf“. Das war in den 70er Jahren und seitdem gehört JJ Cale zur Ahnengalerie des Songwritings, auf einer Stufe mit Kollegen wie Van Morrison oder Johnny Cash. Seine Lieder wurden von Kollegen übernommen und berühmt gemacht, allen voran Clapton, Carlos Santana oder auch den Allman Brothers. Seitdem veröffentlicht er in unregelmäßigen Abständen neue Lieder. „Roll On“ (Because Music) ist die Nummer 16 in der eigenen Albenzählung und knüpft nahtlos an das an, was er schon immer machte. Zwei Drittel der Stücke sind im Alleingang im Homestudio entstanden, der Rest wurde mit Freunden und einem Gastauftritt von Eric Clapton aufgenommen. Wie so manches in Cales Biographie, ist auch das Einzelgängertum zufällig entstanden: „Das hatte ökonomische Gründe: Ich hatte einfach nicht genug Geld, eine Band zu engagieren. Und jetzt, wo ich es bezahlen könnte, habe ich immer noch Spaß daran. Es ist einfach eine Kunstform für sich.“ Vielleicht ist es das, was diese Musik so charmant macht. Wo andere danach streben, schneller, höher, weiter zu gelangen und dem Kosmos des Rock’n’Rolls weitere Höchstleistungen hinzuzufügen, pflegt JJ Cale eine freundlich nuschelnde Form kultivierten Dilettantismus’, der, mit Ausnahme der Gitarre selbst und des Songwritings, bei jeder Aufnahmeprüfung durchfallen würde. Es ist eine Frage der Haltung, Musik vor allem als ein Handwerk zu verstehen, bei dem solide Grundlagenarbeit gefragt ist. Da sind es letztlich Spielereien, ob „der Meister“ (wie Clapton ihn nennt) diesmal auch zum Banjo greift oder persönlich ein paar Takte auf der Pedal Steel Gitarre spielt. Wichtig ist das Feeling und der Rohbau der Songs. Gut möglich, dass Stücke wie „Fonda Lina“ oder „Down To Memphis“ wieder von jemandem gecovert werden, die sie schließlich zu Hits machen. JJ Cale wird es genießen, einstweilen hie und da eine Tournee spielen, zuweilen den Scheck aus der Post nehmen, ansonsten aber das Leben genießen, dass es ihm wider Erwarten ermöglicht hat, gemeinsam mit dem Rock’n’Roll zu altern. „Ich erinnere mich noch, als ich mein erstes Album aufnahm. Ich war damals 32 oder 33 Jahre alt und dachte damals schon, dass ich zu alt wäre. Wenn ich mich sehe, dass ich das mit 70 Jahren immer noch mache, dann denke ich mir: Was tue ich hier? Ich sollte mich in eine Hängematte legen.“ Ralf Dombrowski |
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