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Er befindet sich wirklich in einem Keller, was in den 50er-Jahren im
noch von Kriegswunden gezeichneten Hamburg als Notbehelf gedacht, schnell
zum Markenzeichen „Jazzkeller“ avan- Doch 1959, im Jahr der Grundsteinlegung des Cotton Clubs, und somit ist so falsch doch nicht – vor nun genau einem halben Jahrhundert, begann es wirklich in einem Keller im Tiefbunker Grindelhof 89 b unter dem Namen „Vati‘s Tube Jazz Club“. Tube (= englisch „Röhre“) wurde der jetzige Cotton Club genannt, wegen der schlauchförmigen Räumlichkeit. Der deutsch-englische Name blieb bis 1963, als ihn sein Betreiber, Freizeit-Promoter Wolf-Dieter Roloff, derzeit vom Schüler zum kaufmännischen Lehrling aufgestiegen, in „Cotton Club“ umbenannte – in Anlehnung an den legendären New Yorker Night-Club. Und wie dieser im „schwarzen“ Stadtteil Harlem, so musste der hanseatische auch einige Standortwechsel vollziehen. Bis 1965 traf sich die swingende oder stompende Jazzgemeinde unter der Erde – laut blieb es dort auch weiterhin, denn ein Schützenverein übernahm den ehemaligen Luftschutz-Keller. Ein neues Domizil musste her, es war zu eng und zu feucht geworden. Im ehemaligen „Tangorett“ am Heidenkampsweg / Ecke Spaldingstraße fand man für kurze Zeit wieder verlassene Kellerräume. Dann residierte der Jazz-Spot für kurze Zeit ebenerdig in der Paul-Roosen-Straße 33 (St. Pauli) im ehemaligen Luna-Kino. 1967 ging es sogar ein paar Stockwerke hinauf, in den Hochbunker am Poelchaukamp 10. Dort wurde der Hamburger Jazzclub e.V. mit seinen Räumen von Dieter Roloff übernommen, was dazu führte, dass die Spielstätte einige Zeit „Cotton Club Hamburger Jazzclub e.V.“ hieß. Auch hier konnte man ohne Anwohner zu stören, den lautstarken, überwiegend von Hamburger Amateuren nachempfundenen Klängen aus New Orleans lauschen. Und erste internationale Gäste kamen, wie die Assoziation Hagaw, Spaß-Jazzer aus Warschau – „Happy-Jazz zum Happysein“ nannte es die Presse – und aus Großbritannien reiste Sammy Rimmington an, überzeugter Oldtimer aus dem an der Elbe heiß verehrten Ken-Colyer-Kreis. Bis Anfang 1971 blieb man hinter den meterdicken Betonmauern in Winterhude, dann zog der Cotton Club entgültig in die Neustadt an seinen jetzigen Standort am Alten Steinweg. Er ging in die vormalige „Jailhouse Taverne“und derzeit ziemlich heruntergekommene „New Orleans Memory Hall“ wie die Spielstätte dort einige Zeit genannt worden war. Neben der gewaltigen Anstrengung, die Räume zu restaurieren, war Roloff der erste, der sich erfolgreich mit einer Bürgerinitiative engagierte, um den Abbruch erhaltenswerter Häuser um den Großneumarkt zu verhindern. Doch alle Mühsal hinderte den Jazzfreund Roloff nicht daran, fortan das Programm – jeden Tag Live-Musik – Zug um Zug um fast sämtliche Spielarten des klassischen Jazz zu erweitern und somit das durch puristische Einengungen aufgesplittete Jazz-Publikum für weitere swingende Spielformen zu begeistern. Und der Erfolg gab und gibt ihm recht: Die Blues- und Boogie-Abende jeweils am Montag (Jan Fischer, Henry Heggen, Jo Bohnsack, Abi Wallenstein) haben immer ein volles Haus, wie auch die Skiffle-Auftritte. Regelmäßg präsentiert von der Cotton Club Big Band Musik von Glenn Miller (Jazzfreunden einst ein Grund, schnurstracks das Weite zu suchen) bis hin zu vertrackten Count-Basie-Arrangements, sowie vom ebenfalls in Hamburg beheimateten Orchester Champagne mit jungen Musikern. Doch auch ganz neue Töne, moderne sogar, sind zu hören, dargeboten von der Bigband Stintfunk, wie auch purer Combo-Swing der Kleinen Jazzmusik oder von Swing Limited, sowie Virtuoses von Hamburgs jüngster Hot Jazzband, den preisgekrönten Shreveport Rhythm. Yellow Moon sorgt für schweißtreibenden Publikumszulauf durch aktuelle Südstaaten-Musik und Zigeuner-Swing von Tornado Rosenberg lässt keinen Fuß zur Ruhe kommen. Und selbstverständlich weiterhin Hot Jazz, Dixieland und Ballroom-Swing von den Jazz Lips, Louisiana Syncopators und – wieder zum Leben erweckt – Bruno‘s Salonband, der Revival Jazzband – sowie von vielen Bands aus dem In- und Ausland. So stehen auch in den nächsten Monaten wieder Top-Orchester auf dem Programm, von denen manche dann ob ihres Könnens das verwöhnte Hamburger Publikum überraschen und begeistern werden: Aus Ingolstadt kommt das Hokum & Hilarity Jazz Orchestra mit Jazz der Roaring Twenties, die swingenden Steamboat Stompers aus Prag, die vielseitige Four Stream Jazzband reist aus den Niederlanden an, die einstigen DDR-Jazzer Papa Binne’s Jazzband aus Berlin, und das London Philharmonic Skiffle Orchestra zeigt, was diese Sparte bieten kann und last but not least werden am 30. Dezember 2009 – schon heute fast ausverkauft – die umwerfenden Swingin’ Fireballs aus Bremen einheizen. Alles geschah, geschieht seit 50 Jahren unter der Obhut des Mannes, der aus der Hand der Kultursenatorin Karin von Welck den „Louis-Armstrong-Gedächtnis-Preis 2009“ von Swinging Hamburg e.V. erhielt: Wolf-Dieter Roloff (65). Der Cotton Club steht frisch und aktiv wie eh und je im sechsten Jahrzehnt seines Bestehen. Glückwunsch. Gerhard Klußmeier
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